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Insolvenzverfahren gilt als wahrscheinlich Prokon-Anleger bringen sich in Stellung

Bremen·Itzehoe. 75 000 Anleger, Dutzende Anwälte, ein vorläufiger Insolvenzverwalter: Das ist die Besetzung für das Wirtschaftsdrama um Prokon, das gerade auf einen weiteren Höhepunkt zusteuert. Anfang Mai will das Amtsgericht am Firmensitz in Itzehoe entscheiden, ob es tatsächlich ein Insolvenzverfahren eröffnet.
22.04.2014, 00:00 Uhr
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Von Matthias Sander

Bremen·Itzehoe. 75 000 Anleger, Dutzende Anwälte, ein vorläufiger Insolvenzverwalter: Das ist die Besetzung für das Wirtschaftsdrama um Prokon, das gerade auf einen weiteren Höhepunkt zusteuert. Anfang Mai will das Amtsgericht am Firmensitz in Itzehoe entscheiden, ob es tatsächlich ein Insolvenzverfahren eröffnet. Weil das als wahrscheinlich gilt, bringen sich die Anleger in Stellung. Schließlich geht es um 1,4 Milliarden Euro, die sie in Genussrechte investiert hatten.

Am meisten Gläubiger hat angeblich die Frankfurter Kanzlei Nieding und Barth hinter sich geschart. „Wir vertreten mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz die Interessen von mehr als 4000 Prokon-Geschädigten“, sagt Klaus Nieding, der im Prokon-Gläubigerausschuss sitzt. Nieding ist wortkarg, wenn man ihn fragt, mit welchen Vorstellungen er in eine Gläubigerversammlung ziehen würde. Man müsse abwarten, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet werde, sagt er.

Die „Freunde von Prokon“ sind redseliger. Sie vertreten nach eigenen Angaben fast 3000 Anleger. So viele Mitglieder hat der gleichnamige Verein, der sich im Januar gründete, um das Prokon-Projekt einer bürgerfinanzierten Energiewende fortzuführen. „Wir wachsen jeden Tag um rund 100 Leute“, sagt der Pressesprecher des Vereins, Rainer Doemen. Die „Freunde von Prokon“ erarbeiten nun Konzepte, wie das Geschäft weitergeführt werden kann. Dabei geht es etwa um die Rechtsform und den Grad der Mitbestimmung.

Der Verein will in der Gläubigerversammlung 51 Prozent der Anleger repräsentieren, um seine Interessen durchzusetzen. Deshalb verhandelt er mit der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), die nach eigenen Angaben 300 Mitglieder vertritt. „Wir vertreten auch Nichtmitglieder, und für unser Prokon-Infoschreiben sind 2800 Leute registriert“, sagt SdK-Vorstand Daniel Bauer. Er glaubt, dass für eine absolute Mehrheit vier bis fünf Gruppen koalieren müssen. Erfahrungsgemäß ließen sich 70 Prozent der Gläubiger gar nicht in Gläubigerversammlungen vertreten.

Der Berliner Anwalt Christoph Kaltmeyer vertritt nach eigenen Angaben 400 Mandanten. Er empfiehlt Anlegern, ihre Genussrechte zu kündigen, sonst gingen sie im Insolvenzverfahren leer aus. Diese Rechtsauffassung ist umstritten, die „Freunde von Prokon“ etwa raten dringend von Kündigungen ab – das würde Prokons Probleme vergrößern.

Derweil ist die Gründung einer Genossenschaft, mit der Prokon-Führungskräfte Geschäftsteile übernehmen wollten, offenbar vorerst auf Eis gelegt. Die Internetseite ist nicht mehr erreichbar.

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