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Werder Bremens Fanbeauftragte Julia Ebert über den Umgang mit Ultras "Der Zeigefinger bringt nichts"

Bremen. Werders Fanbeauftragte Julia Ebert spricht im Interview über den Umgang mit den Grün-Weißen Ultra-Fans. Bei einigen Partien in dieser Spielzeit haben die Ultra-Fans Pyrotechnik eingesetzt und der Verein hat hohe Geldstrafen gezahlt.
30.09.2011, 05:00 Uhr
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Bremen. Der eigene Anhang ist Werder in diesem Jahr teuer zu stehen gekommen. Weil Fans aus Ultragruppierungen bei Auswärtsspielen regelmäßig bengalische Feuer abbrennen, verhängte der DFB bereits 25000 Euro Strafgeld gegen den Bundesligisten. Über Werders Umgang mit den Ultras und dem Streitthema Pyrotechnik sprach Thorsten Waterkamp mit der Fanbeauftragten Julia Ebert.

Am Sonntag spielt Werder bei Hannover 96 - ein Derby, ein besonderes Spiel für die Fans also. Sind Sie den Ultras vor dieser Partie in besonderer Weise begegnet, um das Abbrennen von Pyrotechnik zu unterbinden?

Julia Ebert:Nein, wir führen keine expliziten Gespräche mit dem Blick auf einzelne Spiele. Es wäre kontraproduktiv, wenn man vor irgendeinem Spiel sagt: Aber jetzt dürft ihr wirklich nicht, haltet mal die Füße still. Wir sind dauerhaft im Gespräch, das ist ein kontinuierlicher Prozess. Wir versuchen rüberzubringen, wie der Verein dazu steht. Aber das wissen die Fans auch selbst.

Wie ist Ihre Einstellung zu Pyrotechnik?

Unsere Einstellung dazu ist klar. Pyrotechnik ist gefährlich und das Abbrennen im Block verboten. Aber es bringt nichts, vor jedem Spiel mit dem erhobenen Zeigefinger anzukommen.

In den ersten Auswärtsspielen dieser Saison haben Bremer Ultras ständig Bengalos abgebrannt, in Nürnberg zuletzt aber nicht. Warum war das so?

Es ist ja nicht so, dass uns unsere Fans vor dem Spiel sagen, ob sie Pyrotechnik mit ins Stadion bringen oder nicht. Wir haben uns natürlich auch gefreut, dass in Nürnberg keine Pyrotechnik gezündet wurde, weil es unserem Verein sonst geschadet hätte. Aber wir haben im Vorfeld der Partie nicht extremer eingewirkt als sonst.

Aber es ist kaum denkbar, dass die Sicherheitsdiskussion, die Innensenator Mäurer vor gut zwei Wochen angestoßen hat, Wirkung bei den Ultras zeigt?

Ich gehe nicht davon aus.

Weil die Fans sich davon nicht beeindrucken lassen?

Weil sie sich nichts sagen lassen. Ich denke eher, dass es das Ergebnis eigener Diskussionen unter den Fangruppen ist.

Werder will jetzt Fans in Regress nehmen, wenn sie dem Verein wegen des Abbrennens von Pyrotechnik wieder einmal 4000 oder 5000 Euro Strafe einbrocken. Schreckt das die Szene ab?

Natürlich machen Strafgelder in dieser Höhe schon Eindruck, aber ob das die Ursache dafür war, dass in Nürnberg nichts abgebrannt wurde, kann man noch nicht sagen. Es war das erste Spiel nach der Bekanntgabe des neuen Vorgehens - man wird erst nach einer gewissen Zeit feststellen können, ob es sich bemerkbar macht. Allerdings ist die Maßnahme, eindeutig identifizierte Fans in Regress zu nehmen, nichts Neues und Überraschendes für die Szene: Die Fans sind gut vernetzt, und Werder ist ja nicht der einzige Verein, der so vorgeht.

Hätte Werder nicht schon viel eher zu diesem Mittel greifen sollen?

Ich denke, dass sich die Vereine mit den Strafzahlungen nicht mehr abfinden wollen, weil die Häufigkeit zugenommen hat.

Demgegenüber steht das Ultra-Aktionsbündnis "Pyrotechnik legalisieren!". Ist eine Freigabe in engstem Rahmen, wie es das Aktionsbündnis vorschlägt, überhaupt denkbar?

Fans sind keine homogene Masse. Auch wenn sich einige an Absprachen halten würden - und ich traue ihnen auch zu, dass sie verantwortungsvoll mit Pyrotechnik umgehen wollen -, kann es auch Teile der Fan-Szene geben, die eine eventuelle Vereinbarung kaputtmachen. Man weiß einfach nicht, wie einige in der Szene mit einer möglichen Legalisierung umgehen würden. Das ist das Problem.

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