Vor einem Lebensmitteldiscounter steht ein Mann in Stichschutzweste, Sicherheitsschuhen und mit Handschellen am Gürtel. Er beobachtet die Lage auf dem Parkplatz, dreht dann eine Runde durch die Gänge des Geschäfts. Alles ruhig. Patrick, der seinen Nachnamen nicht öffentlich nennen möchte, arbeitet für den privaten Sicherheitsdienst der Detektei Günther. Seit diesem März schickt Michael Schikorr-Günther als Inhaber sogenannte mobile Streifen zu Discounter-Filialen in Bremen. „Das Konzept dient der Prävention und zeigt bereits erste Erfolge“, so Schikorr-Günther. Die Lage habe sich verbessert, auch wenn es seiner Einschätzung nach nie vollkommen reibungslos funktionieren werde. Das Hauptproblem seien organisierte Kriminalität und diverse Unruhestifter, die sich nicht zu benehmen wüssten. „Doch die Überfallrate hat sich durch unsere Präsenz zuletzt um 60 Prozent reduziert“, zitiert er eine Statistik.
Die Kräfte seiner mobilen Streife fahren die derzeit neun teilnehmenden Filialen punktuell an, um nach dem Rechten zu sehen. „Wir erinnern auffällige Personen an die Regeln“, berichtet Patrick. Auch wenn der Dialog und das Verständnis für bestimmte Lebenslagen im Vordergrund stehen, kann ein Einsatz mit einem Hausverbot enden. Außerdem besteht die Möglichkeit, weitere Detektei-Angestellte in Gefahrensituationen per Notruf anzufordern. „Wir haben eine Interventionszeit von neun Minuten“, sagt das Mitglied der mobilen Streife. In besonders brenzligen Situationen, etwa wenn es zu Handgreiflichkeiten kommt, wird die Polizei hinzugezogen, zu der die Detektei ein gutes Verhältnis hat.
Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft nimmt zu
Mit ihrer markanten Kleidung und dem Schriftzug „Verfügungsgruppe Sicherheit“ auf dem Rücken, fallen die privaten Einsatzkräfte zwischen Tiefkühltruhe und Pastaregal auf. Die Reaktionen sind unterschiedlich: „Einige zeigen sich begeistert von dem Konzept, andere sind verunsichert.“ Das Hauptziel sei es, „Angestellte zu schützen und Kunden ein angenehmes Einkaufserlebnis zu ermöglichen“, betont Patrick. Schikorr-Günther bedauert indes, dass die Gewalt stetig zu-, die Hemmschwelle jedoch abnimmt.
Insgesamt gehören 55 Personen zur Detektei Günther mit Sitz im Industriegebiet Haferwende in Bremen-Horn. Die Aufträge reichen von privaten Personensuchen über Wirtschaftsermittlungen und Beweisfindung bis zur IT-Forensik. „Es muss ein berechtigtes Interesse geben, damit der Dienstleistungsvertrag zustande kommt“, erklärt Schikorr-Günther.
Equipment – unter anderem Marke Eigenbau
Für jeden Einsatz gibt es in der Detektei Günther passendes unterstützendes Equipment, darunter Überwachungskameras, Drohnen für Observationen aus der Luft sowie technische Erfindungen. „Wir basteln gern und sind erfinderisch“, so der Inhaber, der Regionalleiter Nord des Bundesverbandes des Detektiv- und Ermittlungsgewerbes ist.