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13-Millionen-Projekt Staatsarchiv bangt um Anbau

Der Entwurf besticht, das Gebäude ist schön. Doch kommt es auch? Die Kosten für den dringend benötigten Anbau für das Bremer Staatsarchiv sind enorm gestiegen. Wer soll das bezahlen?
14.03.2024, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Staatsarchiv bangt um Anbau
Von Jürgen Hinrichs

Ein empfindlicher Verzug im Zeitplan und deutlich höhere Kosten – die Vorzeichen für den geplanten Anbau des Bremer Staatsarchivs sind schlechter geworden. Statt mit bislang 8,7 Millionen Euro müssen nun mehr als 13 Millionen Euro veranschlagt werden. Das haben neue Berechnungen ergeben, erklärt Konrad Elmshäuser gegenüber dem WESER-KURIER. Der Leiter des Staatsarchivs verlässt sich trotzdem fest darauf, dass der Bau kommt, auch wenn Bremen dafür jetzt tiefer in die Tasche greifen muss: "Das Land muss liefern, ich erwarte, dass der Senat sein Wort hält."

Es gibt einen vier Jahre alten Förderbescheid des Bundes. Die Freude war damals groß, weil das Archiv seit Jahren mit Platzproblemen kämpft und unbedingt Abhilfe braucht. Hinzu kam die Zusage eines privaten Spenders, eine halbe Million Euro zur Verfügung zu stellen. Damit konnten die Planungen überhaupt erst beginnen. Es folgte ein Architekturwettbewerb, und dann sollte es schnell losgehen: ein Gebäude hinter dem alten Magazinturm, auf einer Fläche am Imre-Nagy-Weg, die heute als Parkplatz genutzt wird. Schnell auch deshalb, weil der Bund terminliche Vorgaben gemacht hat. Sein Bescheid über 4,1 Millionen Euro gilt bis Ende dieses Jahres. Illusorisch, bis dahin auch nur im Rohbau fertig zu sein. "Wir müssen mit Berlin verhandeln", sagt Elmshäuser. Doch das ist nicht das einzige Problem.

Während der Planungsphase schlug es ständig ein: Corona, der Ukraine-Krieg, Inflation, die Explosion der Bau- und Materialkosten und schließlich auch noch notwendige Änderungen am Entwurf, die ebenfalls ins Geld gehen. Die Mittel vom Bund, wenn sie denn kommen, sind gedeckelt. Zusätzlich zahlen muss nun das Land Bremen – mehr als acht Millionen Euro, doppelt so viel wie ursprünglich angesetzt.

"Keine Schnurre von Historikern"

"Es ist textlich hinterlegt, dass die Mittel dargestellt werden", betont der Chef-Archivar. In den Haushalt eingestellt seien sie aber noch nicht. Elmshäuser macht noch einmal die Dringlichkeit klar: "Das ist keine Schnurre von Historikern, die Quellen studieren wollen. Es gibt eine gesetzliche Pflicht zu archivieren, und auch wenn wir der Kultur zugeordnet sind, wir tun es für alle Behörden."

Das alte Magazin ragt etwa 25 Meter hoch. Das neue soll zwölf Meter bekommen. Mehr war nicht drin. "Wir hätten gerne 15 Meter gehabt, aber dann wären wir möglicherweise in Schwierigkeiten gelaufen", so der Behördenleiter. Der Grund, nach seiner Darstellung: Für ein höheres Gebäude hätte der Bebauungsplan verändert werden müssen, mit dem Risiko, dass Einwände erhoben oder gar Klagen eingereicht werden.

Elmshäuser blickt aus dem Fenster seines Büros in Richtung Baugrube. Dort, auf dem Grundstück, das ehemals von der Deutschen Bundesbank belegt wurde, soll unter anderem ein Hochhaus entstehen. Die Arbeiten sind wegen der prekären Lage in der Baubranche vorerst eingestellt worden, aber auch vorher gab es bereits Hürden: Die Initiative "Kein Hochhaus im Viertel" hatte alles versucht, um den Bau zu verhindern und am Ende erreicht, dass die Pläne gestutzt wurden. So etwas wollte das Staatsarchiv unbedingt vermeiden, zumal etwaige Auseinandersetzungen zusätzlich Zeit gekostet hätten und die Bundesförderung noch stärker in Gefahr geraten wäre.

2500 Quadratmeter Geschossfläche

Im Ergebnis soll jetzt anders als eigentlich vorgesehen unter der Erde genauso viel Nutzfläche geschaffen werden wie darüber. Auch das, so Elmshäuser, trägt dazu bei, dass mehr Geld ausgegeben werden muss: "Tiefbau ist teuer." Insgesamt werden 2500 Quadratmeter geschaffen – Platz für elf Kilometer Regale.

Innen wird das neue Magazin extrem nüchtern ausgestattet, hier folgt die Form der Funktion. Nach außen macht der Bau was her – ein ansprechender Würfel aus Backstein, der unterschiedlich gesetzt wird und Lebendigkeit ausstrahlt. Das Dach wird begrünt und mit einer Fotovoltaikanlage ausgerüstet. Als weitere Energiequelle dient Geothermie. "Wir müssen bei einer gewünschten Temperatur von 17 Grad eher kühlen als heizen, das geht mit Geothermie am besten", erklärt Elmshäuser. Insgesamt werde das Staatsarchiv nicht mehr Energie verbrauchen als ein Einfamilienhaus. Der Entwurf des Neubaus stammt vom Berliner Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez.

Beginnen sollen die Arbeiten mit der Rodung eines Teils der Grünanlagen am Imre-Nagy-Weg. Radfahrer und Fußgänger werden dort künftig anders hindurchgeführt, die scharfe S-Kurve verschwindet. Bäume und Gehölze dürfen nach dem Bundesnaturschutzgesetz aber erst wieder ab Oktober gestutzt werden. Noch ein Hindernis für den Anbau. Die Zeit wird knapp.

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