Bremen. Welche spannenden, zum Nachdenken anregenden oder lustigen Bücher hat das Jahr 2012 hervorgebracht? Bei welcher Lektüre lohnt es sich zuzugreifen und sie zu lesen? Die WESER-KURIER Redaktion gibt ihre Buch-Empfehlungen des Jahres 2012.
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Bremen. Welche spannenden, zum Nachdenken anregenden oder lustigen Bücher hat das Jahr 2012 hervorgebracht? Bei welcher Lektüre lohnt es sich zuzugreifen und sie zu lesen? Die WESER-KURIER Redaktion gibt ihre Buch-Empfehlungen des Jahres 2012.
Hier kommen die Buch-Empfehlungen der WESER-KURIER Redaktion:

Christoph Niemann: "Abstract City - Mein Leben umterm Strich"
Der in New York lebende Illustrator und Grafiker legt mit "Abstract City" ein wunderschönes Buch voller lustiger Ideen vor. Niemann stellt auf den gut 250 Seiten die Entstehungsgeschichte der Welt mit Kuchenteich nach, erweckt Haushaltsgegenstände zum Leben und zeichnet Kaffee-Geschichten auf Servietten. Immer geht es dabei thematisch um die Tücken den Alltags. Ein tolles Buch, das sich auch perfekt als Geschenk eignet. Ben Binkle, Onlineredakteur Sport

Iain Levison: "Hoffnung ist Gift"
Tja, Pech gehabt, könnte man sagen – ein Zufall reiht sich an den nächsten und plötzlich sitzt Jeff Sutton im Knast. Anklage: Kindsentführung. Jeff kommt direkt in den Trakt der Todeskandidaten. Dort ist Robert sein einziger Freund. Ausgerechnet Robert, ein gefühlskalter Mörder. Während Jeff also wartet und hofft, dass sich alles aufklärt, das Mädchen gefunden und seine Unschuld bewiesen wird, löst sich sein früheres Leben immer mehr auf. Er verliert seine Wohnung, sein Hab und Gut, seine Freunde. Doch dann ändert sich plötzlich noch mal alles… "Hoffnung ist Gift" beruht auf einer wahren Geschichte. Erzählt wird sie aus der Sicht von Jeff Sutton – trocken und sarkastisch. Und am Ende weiß der Leser selbst nicht mehr, wem und was er glauben soll. Anne-Christin Klare, Onlineredakteurin Politik

Valeska Gert: "Die Bettlerbar von New York"
Die meisten deutschen Künstler, die Deutschland während der Nazi-Diktatur verlassen haben, gingen nach Los Angeles, in der Hoffnung, dort in der Filmindustrie unterzukommen. Anders die Tänzerin Valeska Gert, sie entschied sich für New York. Dort eröffnete sie die "Bettlerbar", wo sich die künstlerische Avantgarde traf. Ihre kurzweilig geschriebenen Memoiren "Die Bettlerbar von New York" waren jahrzehntelang vergriffen, jetzt ist das lesenswerte Buch neu herausgegeben worden. Alexandra Albrecht, Redakteurin Kultur

Stephanie Gleißner: "Einen solchen Himmel im Kopf"
Stephanie Gleißner ist gerade einmal 29 Jahre alt und ihr Roman "Einen solchen Himmel im Kopf" handelt von einer Frau ihrer Generation: Annemut. Und die kehrt nach einigen Jahren zurück in ihre Heimatstadt, die Provinz, und muss dort feststellen, dass sie sich diesem Ort vor einigen Jahren zwar entrissen hat, bis heute aber wenig Bereicherndes erlebt, geschweige denn, erreicht hat. Gleißner erzählt von Lebensvorstellungen, die nicht in Erfüllung gegangen sind. Das klingt dramatisch, und so ist es auch gemeint. Doch die aufgeweckte, deutliche und direkte Sprache macht das alles nicht nur ertragbar, sondern sehr lesenswert. Yvonne Nadler, Online-Redakteurin Kultur

Katja Eichinger: BE
Er sorgte dafür, dass die Hollywood-Stars Meryl Streep und Glenn Close per Hubschrauber, in ein portugiesisches Provinznest geflogen wurden, um sich die Muster von „Das Geisterhaus“ anzusehen. Ohne diese Vorführung wollten die eitlen Stars, die Dreharbeiten abbrechen. Er schlug eine Millionen-Offerte von Tom Cruise aus und war bekennender Bordell-Besucher. Die Biografie "BE", in der sich Katja Eichinger an ihren verstorbenen Mann Bernd Eichinger erinnert, enthält überraschende Einblicke in die deutsche Filmgeschichte und erinnert an einen Mann, der als Turnschuhträger und Erfolgsproduzent von Filmen wie "Christiane F." oder den "Baader-Meinhof-Komplex" für die Nachwelt fixiert schien. Doch diese 576 Seiten starke Biographie bietet bemerkenswerte neue Einblicke, wie Bernd Eichinger sich und die Welt sah und manchen erfolgreichen Filmdeal zwischen München und Hollywood einfädelte. Uwe Dammann, Redakteur

Nina Pauer: "LG - Wie wir vor lauter Kommunizieren unser Leben verpassen"
Anna ist Single, hat einen stressigen Job und führt einen verbitterten Kampf gegen kleine aufpoppende rote Sprechblasen, Statusmeldungen und Top-Five-To-Do Listen. Unfähig ihr Smartphone aus der Hand zu legen, füttert sie es mit all ihrer Liebe und Aufmerksamkeit wie ein Tamagotchi aus den 90ern - mit dem Unterschied, dass das Smartphone eben nie satt ist und mal Ruhe gibt. Auch Markus ist hoffnungslos überfordert. Diagnose: Burnout. Zu vieles zerrt gleichzeitig an ihm. Wie eine Maschine arbeitet er seine Termine ab, zu denen irgendwann auch sein Sohn, seine Frau, ja sogar Essen zählen. Vollkommen überspitzt, beschreibt Nina Pauer ihre Generation Anfang 30, die wie Zombies unter Dauerstrom versucht, der täglichen Kommunikationsflut und Patchwork-Identitäten Herr zu werden. Statt Lösungen gibt es allerdings lediglich den Wink mit dem Zaunpfahl, die eigene Kommunizier-Sucht zumindest kurz zu hinterfragen. Die Message ist klar: Und wie verbringst Du so Deine Lebenszeit? Stefanie Schmidt, bremen4u-Redakteurin

T. C. Boyle: "Wenn das Schlachten vorbei ist"
Spannende Geschichten mit philosophischem Kern zu schreiben, ist von jeher die Spezialität des amerikanischen Autors T. C. Boyle. Ganz besonders dicht und klug erzählt ist sein jüngstes Werk mit dem martialischen Titel "Wenn das Schlachten vorbei ist". Boyle beschreibt den Kampf um eine kleine Insel, deren Tier- und Pflanzenwelt von eingeschleppten Ratten nahezu ausgerottet worden ist. Wissenschaftler wollen die Ratten vergiften, damit einheimische Arten eine Chance auf Regeneration haben, doch ultra-radikale Tierschützer setzen alles daran, dass es dazu nicht kommt. Boyle versteht es meisterhaft, die Denkweisen beider Parteien zu beschreiben und es dem Leser zu überlassen, welche Position er überzeugender findet. Iris Hetscher, Ressortleiterin Online-Redaktion

Susanne Lieder: "Schuster und das Chaos im Kopf"
In Bremen treibt sich ein Frauenmörder herum und bringt Kommissar Heiner Schuster damit an seine Grenzen, denn brauchbare Spuren sind rar. Doch nicht nur beruflich steckt Kommissar Schuster in einer Sackgasse. Privat läuft es ebenfalls nicht so rund. "Schuster und das Chaos im Kopf" ist das Krimidebüt von Susanne Lieder und lässt sich gut in einem Rutsch durchlesen. Hauptfigur Heiner Schuster ist ein schrulliger Sympathieträger, der den Leser mit seinen Zwängen und fehlgeleiteten Verdächtigungen an manchen Stellen auch durchaus nerven kann. Dem Mörder kommt der Leser allerdings bis zuletzt nicht auf die Spur - und darauf kommt es mir bei einem Krimi an. Sarah Haferkamp, bremen4u-Redakteurin

Camilla Läckberg: "Meerjungfrau"
Im sechsten Teil ihrer Fjällbacka-Reihe entführt die Autorin den Leser wieder in ihre Heimatstadt. Seit ihre Hauptdarstellerin Erica Falck aus Stockholm in ihre Heimat zurückgekehrt ist, häufen sich scheinbar die Todesfälle. Gut, dass sie den Polizisten Patrik Hedström geheiratet hat. Während sie versuchen ihren Alltag in den Griff zu bekommen, geschehen in dem beschaulichen Küstenort seltsame Dinge. Dieses Mal wird der beliebte Bibliothekar Thydell erpresst, und anschließend wird ein Freund von ihm ermordet. Das Geheimnis ist vielschichtiger als zunächst erwartet. Wer glaubt, dass das Böse leicht zu erkennen ist, wird in dieser Krimireihe eines Besseren belehrt. Desirée Stelzner, Socialmedia-Redakteurin

Steffen Möller: "Expedition zu den Polen"
Kulturschocks sind dort am größten, wo sie am wenigstens erwartet werden. In "Expedition zu dem Polen" berichtet Steffen Möller humorvoll über eine Bahnfahrt mit dem Berlin-Warszawa-Express von Berlin nach Warschau. Liebevoll beschreibt er das Nachbarland Polen und deckt anhand lehrreicher Anekdoten manchen unerwarteten Kulturschock aus deutscher Sicht auf. Mentalitätsunterschiede wie die "Planeritis" der Deutschen und das Misstrauen der Polen werden thematisiert. Der Schauspieler und Kabarettist, Steffen Möller, der seit vielen Jahren in Warschau lebt, schaffte es, trotz einiger Klischees einen kitschfreien und informativen Reiseführer der besonderen Art zu schreiben. Es ist eine unterhaltsame Lektüre für alle, die mehr über Polen erfahren möchten, ebenso wie für Polen, die in Deutschland leben – übrigens auch prima als Zuglektüre geeignet. Barbara Rühle, Online-Redakteurin Kultur

Guy Delisle: "Aufzeichnungen aus Jerusalem"
Der Frankokanadier hat ein Jahr in der israelischen Hauptstadt gelebt und seinen Alltag dokumentiert. Wie in seinen gezeichneten Reportagen über China, Nordkorea und Myanmar teilt Delisle seine Verwunderung über kulturelle Eigenheiten mit den Lesern, ohne Lösungen oder Bewertungen anzubieten. Bei alledem ist der Comic sehr persönlich und trotz des ernsten Themas immer wieder zum Lachen. Paul Hellmich, Volontär