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Kein Fernseher, aber Fernsicht Das Silo-Hotel auf der Bremer Überseeinsel empfängt die ersten Gäste

Spannend, was entstanden ist: ein Hotel in den ehemaligen Silos von Kellogg auf der Bremer Überseeinsel. Der WESER-KURIER hat sich dort kurz vor der Eröffnung umgeschaut.
30.07.2024, 19:00 Uhr
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Das Silo-Hotel auf der Bremer Überseeinsel empfängt die ersten Gäste
Von Jürgen Hinrichs

Sie sagt diesen einen Satz, tut es mehr nebenbei, und doch ist darin alles enthalten, was dieses Projekt ausmachen soll: „Ich will dieses Haus nicht nur eröffnen. Ich will es offen haben.“ Das ist der Anspruch, formuliert von der Direktorin. Mit dem Silo-Hotel auf der Überseeinsel, in dem an diesem Donnerstag die ersten Gäste einchecken, könnte das in Erfüllung gehen, was früher einmal am Ansgarikirchhof in der Innenstadt mit dem „Lebendigen Haus“ geplant war: einen Ort schaffen, an dem ständig was los ist, wo gearbeitet, gefeiert, geschlafen und gegessen wird. Einen Vorgeschmack bekamen rund 250 geladene Gäste, darunter der Bürgermeister, bei einem festlichen Akt am Dienstagabend.

Die Chefin ist Babette Kierchhoff. Eine Frau, 60 Jahre alt, die im Hotelgeschäft mit allen Wassern gewaschen ist. Sie hat bei Sheraton gearbeitet, bei Marriott und bei Robinson. 20 Jahre an der Spitze solcher Häuser. Das waren mal 200 Zimmer, mal 300 – beim „John & Will Silo-Hotel“, ein Name mit einiger Bewandtnis, sind es 116.

Es gibt die „Stuuv“ – das Plattdeutsche ist Programm – in drei unterschiedlichen Größen und Preisklassen. Ganz oben zusätzlich die 45 Quadratmeter große Turmsuite mit eigenem Zugang, eigener Terrasse und der Badewanne mitten im Raum. Preis? „Je nachdem“, sagt Kierchhoff, „letztlich entscheidet das der Markt.“ Sie macht den Gästen Eröffnungsangebote und wird dann abwarten. Das kleinste Zimmer mit 18 Quadratmetern ist in dieser Zeit für 138 Euro zu haben, Frühstück inbegriffen.

Jedes der halbrunden oder runden Zimmer – mal der halbe, mal der ganze Silo – hat den Blick auf die Weser. Der kann rüber zum Strand von Rablinghausen gehen oder die Silhouette der Innenstadt einfangen. Vor den Fenstern ist jeweils eine Sitzbank platziert worden. Auf zwei der oberen Etagen werden Veranstaltungen stattfinden.

Die Lobby empfängt mit einer Mischung aus Überbleibseln der alten Kellogg-Frühstücksflockenfabrik und dem Geist und der Gestalt, die aus Indonesien herüberwehen. Teppiche, Fliesen, Stühle und Tische – alles hat diesen Bali-Touch. Das bringt Wärme hinein, schafft was Wohliges, ohne in dumpfe Gemütlichkeit abzurutschen. Warm und cool zugleich.

Ein Stil, den der dänische Hotelbetreiber Guldsmeden kreiert hat. Kierchhoff findet‘s „superspannend“, so wie das gesamte Projekt: „Die Idee, das Gebäude, die Lage – das ist emblematisch und wird für Bremen eine große Bedeutung haben.“ Hotel und angrenzendes Vitaminlager mit dem Restaurant haben ihren Angaben zufolge 38 Millionen Euro gekostet. Investor ist der Bremer Unternehmer Klaus Meier. Er entwickelt das gesamte Kellogg-Areal neu und baut unter anderem etliche hundert Wohnungen.

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Meier hat sein Geld mit Windkraft gemacht. Er ist Mitglied der Grünen. Nicht von ungefähr also, dass bei seinem Hotel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird. 90 Prozent all dessen, was in dem Haus verwendet wird, sei organisch, wird auf der Homepage hervorgehoben. Die Möbel zum Beispiel seien sämtlich aus recyceltem Leder oder Holz gefertigt worden. Umweltgerecht auch die Energieversorgung: „Wir nutzen Weserwasser für unsere Heizungs- und Kühlsysteme und Ökostrom für die Beleuchtung des Hauses.“ Gewöhnungsbedürftig dürfte für die Gäste sein, dass es auf den Zimmern weder Fernseher noch Minibars gibt. Um Ressourcen zu schonen, heißt es zur Begründung. Geld spart das nebenbei auch.

Doch was hat es mit dem Namen auf sich? John & Will – das sind die beiden Brüder Kellogg, die Ende des 19. Jahrhunderts mehr zufällig die Cerealien erfunden haben. So kamen sie drauf: John & Will, klingt doch gut. Doch wer im Netz danach sucht, John Will eingibt und Bremen, der stößt zunächst auf etwas anderes. Ganz oben auf der Liste steht eine PR-Agentur, und der Inhaber: heißt John Will, es gibt ihn leibhaftig. Er ist am Dienstag bei der Eröffnung dabei gewesen. John Will im John & Will – ein Traum für alle PR-Leute.

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