Das Bundesland Bremen darf die Deutsche Fußball Liga grundsätzlich an Mehrkosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen der Bundesliga beteiligen. Wir haben zusammengestellt, was Verbände, Vereine und Politiker zum Bremer Urteil sagen.
Bremen gewinnt Rechtsstreit gegen DFL Die Reaktionen auf das Urteil zu Risikospielen
Das Bundesland Bremen darf die Deutsche Fußball Liga grundsätzlich an Mehrkosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen der Bundesliga beteiligen. Wir haben zusammengestellt, was Verbände, Vereine und Politiker zum Bremer Urteil sagen.
"Das ist kein knapper Sieg, sondern ein Sieg auf voller Breite. Ein guter Tag für den Steuerzahler." (Ulrich Mäurer, Innensenator Bremen)

"Ich glaube, dass unsere Chancen im Revisionsverfahren besser sind als im Berufungsverfahren", sagte Club-Präsident Hubertus Hess-Grunewald. "Ich glaube, am Ende des Tages wird die Entscheidung anders ausfallen." Hess-Grunewald bezeichnete das Urteil vom Mittwoch aber als "ernüchternd". Auf den Verein könnten dadurch, sollte die DFL mit der Revision scheitern, Zusatzkosten von 1 bis 1,2 Millionen Euro pro Saison zukommen. "Wir haben bislang keine Rücklagen gebildet. Jetzt müssen wir überprüfen, ob wir das ändern müssen." (Hubertus Hess-Grunewald, Präsident Werder Bremen; Mitte).

"Der Fußball ist nicht Störer. Störer sind Gewalttäter, die die Plattform des Fuballs ausnutzen. Der Kampf gegen Gewalt darf nicht privatisiert und kommerzialisiert werden, sondern ist Aufgabe der Polizei." (Reinhard Grindel, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB))

"Der Fußball ist nicht Verursacher von Gewalt, und eine bloße Umverteilung von Kosten führt nicht zur notwendigen Reduzierung der Polizeieinsätze." (Liga-Präsident Reinhard Rauball).

"Wir werten das Urteil aus Bremen jetzt zunächst aus, es ist im Übrigen auch nicht letztinstanzlich. Die bisherige Haltung Hamburgs ist ja bekannt, wonach eine Beteiligung der Sportvereine oder der DFL an den Sicherheitskosten bei Polizeieinsätzen derzeit nicht geplant ist." (Behörde für Inneres und Sport Hamburg)

"Wir werden die Begründung des Urteils und das weitere Verfahren abwarten. Derzeit sehen wir keine Handlungserfordernisse." (Frank Wettstein, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des HSV)

"Ich habe, ehrlich gesagt, relativ wenig Verständnis dafür", sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch vor dem Abflug der BVB-Mannschaft zum Europa-League-Rückspiel bei Atalanta Bergamo. Er hoffe, dass "das nicht nur auf den Fußball bezogen wird, sondern dass auch alle anderen, Volksfeste und andere Aktivitäten, anteilig mit Kosten belastet werden".

1. FC Köln: Geschäftsführer Alexander Wehrle hält es "für nicht nachvollziehbar, dass der Fußball für die öffentliche Sicherheit verantwortlich sein soll. Das ist Kernaufgabe des Staates", erklärte er.

Hertha BSC: Geschäftsführer Ingo Schiller: "Wir haben das Urteil zur Kenntnis genommen und warten jetzt erst einmal ab, was die Revision der DFL am Bundesverwaltungsgericht ergibt."

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU): "Die Polizei ist für Sicherheit und Ordnung im gesamten öffentlichen Raum zuständig - und damit auch im Umfeld von Fußballstadien. Ob sich aus dem Bremer Urteil auch für andere Bundesländer eine neue Bewertung ergibt, muss man sehen. Wir warten jetzt erst einmal die schriftliche Urteilsbegründung des Gerichts ab - die werden wir uns sehr genau anschauen und prüfen. Zudem ist die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Bremen noch nicht rechtskräftig."

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU): Eine solche Beteiligung wirke der Gewalt im Fußball und der damit einhergehenden hohen Belastung der Polizei durch Fußballspiele nicht entgegen, sagte Caffier. "Ich habe immer betont, dass nach dem Gleichheitsgrundsatz eine solche Regelung jeden Verein und jede Sportveranstaltung im Land, ob beim Fußball, Radrennen oder Marathon treffen würde, bei der die Polizei zum Einsatz kommt." Das könne nicht das Ergebnis und erst recht nicht Ziel sein. Das Ministerium werde den weiteren Verlauf genau verfolgen. Ziel sollte ein einheitliches Vorgehen aller Länder sein, so Caffier.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD): "Das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig, trifft aber den richtigen Tenor: Die zunehmende Wirtschaftskraft der Profivereine und der Deutschen Fußball Liga gibt es durchaus her, dass Clubs und DFL an den Kosten für Hochrisikospiele beteiligt werden."

Der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel hält die Entscheidung für aus finanzwissenschaftlicher Sicht gerecht. "Es handelt sich um Zusatzkosten für die allgemeine Sicherheit, die dem Veranstalter zuzurechnen sind", sagte Hickel. "Die anderen Städte als Austragungsorte von DFL-Spielen beziehungsweise die Bundesländer sollten Bremen für die Pionierleistung, der sie sich aus opportunistischen Gründen verweigert haben, dankbar sein."