Ausstellung im Ostertor
Diese Dauerexponate zeigt die Bremer Kunsthalle
Die Bremer Kunsthalle im Ostertor macht immer wieder durch wechselnde Ausstellungen von sich reden. Doch es gibt auch eine interessante Dauerausstellung. Wir stellen eine Auswahl der Werke vor.
Richtig, die meisten Sherman-Exponate befinden sich nicht in der Kunsthalle, sondern ein paar Meter weiter in der Weserburg. Auch richtig ist, dass Sherman Fotografin ist. Diese 80 x 62 Zentimeter große Fotografie, die Sherman als Edelfrau von anno dazumal zeigt, mutet an wie eine Ölstudie aus dem 19. Jahrhundert.
Die 1954 in New Jersey, USA, geborene Cindy Sherman beschäftigt sich in ihren Fotografien unter anderem mit Fragen der Identität und Rollenbildern.
Kunsthalle Bremen
Wolfgang Tillmans, "Moonrise Puerto Rico", 1995:
Der 1968 in Remscheid geborene Fotograf und Künstler Wolfgang Tillmans lebt und arbeitet in Berlin und London. Diese Arbeit, eine rund 59 x 90 Zentimeter große Fotografie zweier junger Männer, die im Gegenlicht auf Felsen am Meeresufer sitzen und stehen, vereinigt kosmischen Unter- und Aufgang. Das Motiv des aufgehenden Mondes, der die untergehende Sonne überstrahlt, wirkt entgegen jeglichen Klischees und Pathos. Wer sich hier an Gemälde von Caspar David Friedrich erinnert fühlt, liegt nicht falsch.
Kunsthalle Bremen
Daniel Knorr, "Depression Elevation", 2015:
Der heute in Berlin lebende Konzept- und Performancekünstler Daniel Knorr wurde durch seine Teilnahme an der Documenta 14 in Athen und Kassel 2017 einem größeren Publikum bekannt. Knorr wurde 1968 in Bukarest geboren. Im Alter von 14 Jahren durfte er seinen nach Deutschland geflohenen Eltern folgen. 2012 wurde Knorr mit dem Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen ausgezeichnet. Das hier zu sehende Werk, ein Polyurethanguss, ist eines von mehreren als "Depression Elevations" bezeichneten Arbeiten. Knorrs Plastiken sind elementar und erklärend über die Spezies Mensch.
Kunsthalle Bremen
Anselm Feuerbach, "Der Mandolinenspieler", 1868:
Anselm Feuerbach (1829-1880) zählt zu den bedeutendsten deutschen Malern. Auf diesem Bild zu sehen ist Anna Risi, genannt "Nanna" - Feuerbachs Modell und Geliebte, die mit einem Säugling im Arm den Klängen des Mandolinenspielers lauscht.
Frank Thomas Koch
Heinrich Jakob Fried, "Die blaue Grotte von Capri", 1835:
Dieses Bild ist sicher eines der bekanntesten Werke von Heinrich Jakob Fried (1802-1870). Es wird in der Kunsthalle als ein "Höhepunkt der deutschen Romantik" gezeigt. Die Bootsfahrer in der Grotte verschmelzen mit der Schattierung der Höhle, das einzige Licht trifft von unten und durch den Eingang ins Bild.
Kunsthalle Bremen
Arnold Böcklin: "Der Abenteurer", 1882:
Neben Francis Bacon gab es wohl keinen Künstler, der mit düsteren Themen so polarisierte. Die einen halten Böcklin (1827-1901) für Kitsch und einen illusionierten Weltfremden, die anderen zählen ihn zu dem besten seines Handwerks. Dieses in der Kunsthalle gezeigte Gemälde kombiniert zwei Besonderheiten von Böcklin Arbeiten: Es adaptiert eine Figur, den Abenteurer, um Kontext zu geben und vermittelt durch Farbe, Hintergrund und Platzierung eine Stimmung. Ein Gefühl von Leere, in Öl.
Frank Thomas Koch
Jan van Goyen, "Flussmündung", 1655:
Obwohl es einfach ist, See- und Landschaftstücke aus Barock und Romantik als simple Darstellung oder puren Ästhetizismus abzuschreiben, ist die Flussmündung von Goyen eine handwerkliche Meisterleistung. Das kleine, das Übersehene wird in einen Rahmen gefasst und öffnet die Augen des Beobachters mit jedem Werk ein wenig weiter. Viele Elemente, wie zum Beispeil die Gebäude im letzten Drittel des Bildes, sind nicht eindeutig indentifizierbar - und genau das ist es, was den Jan van Goyen (1596-1656) von anderen Künstlern seiner Zeit absetzt. Es ist keine explizite, zweckgebundene Darstellung. Der Wellengang, welcher im Schutz der Wolken unkenntlich bleibt, die Lichtungen und die Bootsfahrer, welche mit ihren Schiff zu kämpfen haben: Goyen ist der Stimmungsmaler unter den Barockkünstlern.
Kunsthalle Bremen
Jan Bruegel & Peter Paul Rubens, "Christus erscheint Maria Magdalena am Ostermorgen", 1626:
In der Altmeistersammlung der Kunsthalle ist auch dieses Werk zu sehen. Das Ölbild auf Holz misst 59,5 x 100 Zentimeter und erzählt zwei Geschichten gleichzeitig: Zum einen ist da der auferstandene Jesus und die Jünger, die nach ihm sehen wollen. Im Vordergrund dominiert zum zweiten Jesus' Begegnung mit Maria Magdalena.
Kunsthalle Bremen
Pieter Lastman, "Schlacht zwischen Konstantin und Maxentius", 1613:
In diesem, 161 x 170 Zentimeter großen Ölbild thematisiert der niederländische Historienmaler Pieter Lastman (um 1583-1633) die Schlacht an der Milvischen Brücke im Jahr 312 n.Chr. Konstantin besiegte seinen Rivalen Maxentius und wurde damit zum alleinigen Herrscher des römischen Reiches im Westen. Zuvor hatte Konstantin der Legende nach geträumt, dass er im Zeichen des christlichen Kreuzes siegen würde. Lastmans Bild zeigt den Höhepunkt der Schlacht, gewaltig und brutal.
Kunsthalle Bremen
Pablo Picasso, "Sylvette", 1954:
Die 19-jährige Sylvette Davis war 1954 Picassos Muse und Inspirationsquelle. Picasso (1881-1973) malte mehr als 50 Portraits von ihr. Das hier gezeigte Ölbild aus dem Sylvette-Zyklus erwarb die Kunsthalle bereits 1955. Picasso stellt seine Kunst schlicht und einfach dar. Er hat nicht den Ansatz elementar oder zeitgemäß zu sein. Picasso hat keinen Anspruch auf menschliche Schönheit, denn er hat seine eigene erfunden.
Kunsthalle Bremen
André Masson, "Nach der Exekution", 1937:
Mit diesem Gemälde reagierte der französische Maler André Masson (1896-1987) auf eine Hinrichtung durch das jesuitisch-faschistische Franco-Regime in Spanien. Rechts ist ein Jesuit zu sehen.
Kunsthalle Bremen
Max Beckmann, "Apachentanz", 1938:
Besucher der Kunsthalle kamen 2017 bei einer dezidierten Ausstellung schon in den Genuss von Max Beckmanns Kunst. Das Bild "Apachentanz" befindet sich jedoch in der Dauersammlung der Kunsthalle und ist damit für Besucher im zweiten Stockwerk des Hauses während der Öffnungszeiten dauerhaft zu sehen. Beckman (1884-1950) war fasziniert von der Welt des Theaters, des Zirkus, Karnevals und Varietés. Er war eine Stimme im Expressionismus. Eine Stimme für Kulturen, für die Ausgeschlossenen, für den Hinter- und Untergrund. Die Gleichschaltung auch der Kunst durch die Nationalsozialisten in den 30er-Jahren war Beckmanns Alptraum, denn er stand vor allem für den Widerstand. Den Widerstand durch Ausdruck.
Neben den saisonal wechselnden Ausstellungen in der Bremer Kunsthalle im Ostertor gibt es im zweiten und dritten Stockwerk eine dauerhafte Ausstellung. Auch sie ist einen Besuch wert.
Gezeigt werden in der Dauerausstellung Werke unter anderem von Picasso, Böcklin und Sherman.
In unserer Bildergalerie stellen wir eine Auswahl der Dauerexponate in der Bremer Kunsthalle vor, laden wir ein zu einem kleinen virtuellen kulturellen Spaziergang.