Mit einer Geschwindigkeit von gerade einmal 0,7 Kilometer pro Stunde ist ein weißer Truck auf dem Gelände des Container-Terminals Bremerhaven unterwegs. Sein ausfahrbarer Arm, der ein umgedrehtes U bildet, umschließt aufgereihte Container. Im Freihafengebiet ist modernste Technik im Einsatz: Mit dieser Terminalmobilen Röntgenanlage (TMR) durchleuchtet der Zoll bereits seit 2016 das Innenleben der Behälter. „Das spart Zeit und Geld“, sagt Volker von Maurich. Er ist Pressesprecher des Hauptzollamts Bremen – und damit auch für den Hafenbetrieb in der Seestadt zuständig. „Die Alternative wäre eine zeit- und kostenintensive Entladung der Container“, sagt er.
Nur wenige Hundert Meter von der Durchleuchtefläche entfernt befindet sich das Büro der Prüfgruppe. Im Auswerteraum analysieren sechs Zollbeamte die Röntgenaufnahmen am PC. „Die Bilder werden direkt vom Truck über ein sicheres Netzwerk verschickt und zufällig an die Kollegen verteilt“, erläutert von Maurich. Mit geschulten Blicken bewerten die Zollbeamten die Aufnahmen und gleichen sie mit den Anmeldepapieren ab. Je nach Ladung gestaltet sich die Auswertung unterschiedlich schwierig. Bei Schüttgut wie Kaffee ergibt sich ein homogenes Bild. Bei Umzugscontainern sprechen die Beamten hingegen von Wimmelbildern, da unterschiedliche Gegenstände zu sehen sind.
In erster Linie sind sie auf der Suche nach auffälligen Strukturen. „Es geht nicht nur um Drogen, Waffen oder andere illegale Dinge“, sagt der Pressesprecher. Die Kontrollen hätten auch „fiskalische Gründe“: Da jede Ware ihren spezifischen Zollsatz hat, wird durch die Kontrollen sichergestellt, dass der Zoll in der richtigen Höhe erhoben wird.
Bremerhaven fungiert als Transshipment-Hafen, in dem Waren jeglicher Art umgeschlagen und für den Weitertransport vorbereitet werden. Eurogate und NTB betreiben den Hafen, der 2023 einen Umschlag von 4,3 Millionen TEU meldete. TEU ist die standardisierte Einheit für die Zählung von Containern – und steht für Twenty-Foot Equivalent Unit. Im selben Jahr wurden in Bremerhaven 1,8 Tonnen Kokain sichergestellt. „Leider gibt es bei den Drogenfunden eine Aufwärtstendenz in der Bilanz“, berichtet von Maurich: „Der Container-Terminal dient Kokainschmugglern als Eingangstor nach Europa.“
Da nicht jede Stahlkiste kontrolliert wird, gibt es Stichproben auf Basis einer Risikoanalyse. Dabei gelten gewisse Kriterien – etwa bei Containern aus Übersee. „Unter 99 Containern gibt es im Endeffekt eine Auffälligkeit“, sagt von Maurich: „Man muss hier einen langen Atem haben.“
Im 24-Stunden-Dauerbetrieb durchleuchten die Beamten mithilfe der Anlage bis zu 480 Container. Anhand der Röntgenbilder entscheiden sie im weiteren Verlauf, ob eine tiefer gehende Kontrolle erforderlich ist. Bestehen beispielsweise aufgrund eines Schattens oder einer unregelmäßigen Dichte Zweifel, wird der Container geöffnet und gegebenenfalls entladen. Wird dabei Schmuggel – zum Beispiel von Drogen – aufgedeckt, übernimmt im Regelfall das zuständige Zollfahndungsamt Hamburg die weiteren Ermittlungen.