Nicht nur in Bremens Straßenverkehr und in Schulen gibt es Probleme mit Sanierungen, sondern auch an vielen öffentlichen Gebäuden herrschen Mängel. Schwimmbäder, Krankenhäuser und Hochschulen sind nur einige Beispiele.
Mängel an öffentlichen Gebäuden Hier herrscht in Bremen Sanierungsstau
Nicht nur in Bremens Straßenverkehr und in Schulen gibt es Probleme mit Sanierungen, sondern auch an vielen öffentlichen Gebäuden herrschen Mängel. Schwimmbäder, Krankenhäuser und Hochschulen sind nur einige Beispiele.
Häfen
Von einem Sanierungsstau bei den bremischen Hafenanlagen mag man im Ressort für Wirtschaft und Häfen nicht reden, sondern von permanentem Investitionsbedarf, sagt Sprecher Tim Cordßen. Damit seien nicht Arbeiten gemeint, die getan werden müssten, „um das Schlimmste zu verhindern“. Vielmehr sei die Hafen-Infrastruktur ein Dauer-Investitionsschwerpunkt. „Uns ist es durch den klugen Einsatz bremischer Mittel gelungen, die Häfen funktionstüchtig zu halten." Das sei um so wichtiger, als sie „die Lebensader und das Rückgrat der bremischen Wirtschaft“ darstellten, von dem rund 75 000 Arbeitsplätze sowie beträchtliche Steuereinnahmen abhingen.

Häfen
Die CDU-Bürgerschaftsfraktion hatte Anfang des Jahres in einem Dringlichkeitsantrag bemängelt, dass „viele Kajen und Hafenanlagen in einem baufälligen Zustand sind“. Dem wolle er nicht widersprechen, so Cordßen, allerdings handele es sich um einen laufenden Prozess. „Hafenanlagen haben grundsätzlich einen hohen Investitionsbedarf.“ Entsprechend seien allein in diesem Jahr Vorhaben mit einem Volumen von knapp 122 Millionen Euro auf den Weg gebracht worden. Dazu zählten 78,7 Millionen Euro für den Ersatzneubau Columbuskaje, 25,2 Millionen für den Ersatzneubau Nordmole und 17,7 Millionen für den Ersatzneubau Kaje 66.

Häfen
Einen „Instandhaltungsrückstau“ in Höhe von rund 70 Millionen Euro am Bremer Flughafen hatte sein Chef Elmar Kleinert kürzlich beklagt. Er habe sich aufgetürmt, weil in den vergangenen Jahren nötige Modernisierungen verschleppt worden seien.

Hochschulen
Die Uni leidet unter ihrem Alter: Gegründet Anfang der 1970er-Jahre sind die Gebäude in die Jahre gekommen. Der aktuelle Sanierungsstau liegt laut Kanzler Martin Mehrtens bei rund 250 Millionen Euro, weitere nötige Investitionen nicht eingerechnet. „Wir sanieren seit fünf Jahren allerdings auch schon laufend.“

Hochschulen
„Wir haben zwei Probleme“, sagt Mehrtens, „zum einen das Problem der Gebäudesubstanz“. In der Vergangenheit sei zwar an- und umgebaut, aber die Substanz sei nicht bautechnisch nicht ertüchtigt worden. „Die Grundgebäudetechnik ist am Limit und sehr reparaturanfällig. Manche Bauteile bekommen wir nur noch bei Ebay.“ Der Zustand der sogenannten Investorengebäude, in die Private eingebunden seien, sei deutlich besser. „Dort ist laufend investiert worden.“ Das andere Problem: Die Forschung verändere sich, dem müsse sich die Uni auch baulich anpassen, wenn sie entsprechendes Personal samt Studenten an sich binden wolle.

Hochschulen
Der Kanzler ist zuversichtlich: „Der Sanierungsbedarf ist vom Land anerkannt.“ Ein Neubau- und Sanierungskonzept sei abgestimmt. Genehmigt seien – bis 2025 – die Sanierung des Gebäudes Naturwissenschaften (NW) 2, Teile von Geisteswissenschaften (GW) 2, der PCB-Belastungen von NW 1 und die Komplettsanierung von GW 1. Ein zweiter Teil soll bis 2030 abgeschlossen sein. „Dann hätten wir einen ordentlichen Baubestand.“
An der Hochschule gibt es ebenfalls Sanierungsbedarf in Millionenhöhe. Ein detaillierter Überblick, hieß es im Frühjahr, soll bis Jahresende vorliegen.

Krankenhäuser
Der Zustand der Gebäude des Klinikums Mitte bereitete der Politik über Jahre Sorgen. Der Neubau beunruhigt sie auch, allerdings bekanntlich auf andere Art. Sanierungsstau wird beim Klinikum Mitte nach dem Umzug zunächst kaum zu beklagen sein, dennoch brauchen die 13 kommunalen Krankenhäuser (ohne die Tagesklinik) laut Uwe Zimmer, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Bremen, mehr Geld, um richtig im 21. Jahrhundert anzukommen.

Krankenhäuser
Den Investitionsbedarf beziffert Zimmer auf 500 bis 800 Millionen Euro. Zudem könne sich aus der Krankenhausplanung neuer Investitionsbedarf durch mögliche Umstrukturierungen ergeben. Dieser Bedarf dürfe indes nicht mit Instandhaltungsmitteln verwechselt werden. Bremens Krankenhäuser seien nicht etwa marode. Sie seien nur nicht so aufgestellt, beispielsweise was die Digitalisierung betreffe, wie man es sich wünschte. 2017 wurden 28 Millionen Euro in die Instandhaltung der Krankenhäuser investiert.

Krankenhäuser
Den Wunschvorstellungen in dreistelliger Millionenhöhe stünden derzeit 38 Millionen Euro pro Jahr gegenüber, die den Kliniken aus dem Landesetat zugewiesen und nach einem gewissen Schlüssel verteilt werden. „Einige Krankenhäuser haben damit begonnen, Geld für eine dringende Stationssanierung anzusparen.“ Indes gebe es Signale aus der Politik, den Eckwert in absehbarer Zeit zu erhöhen. Um ihre Forderungen in diesen Verhandlungen zu untermauern, sei die Krankenhausgesellschaft dabei, den Investitionsbedarf Haus für Haus detailliert zu erfassen.

Schwimmbäder
Obgleich nach dem Bäderkonzept 39 Millionen Euro in das Westbad und das Horner Bad fließen, ist Martina Baden damit nicht ihre gesamten baulichen Probleme los. „Für andere Bäder gibt es weiterhin Sanierungsanforderungen“, sagt die Geschäftsführerin der Bremer Bäder GmbH. „In den nächsten zehn Jahren brauchen wir für alle Bäder rund 30 Millionen Euro.“

Schwimmbäder
Dabei gehe es sowohl um Arbeiten in der Wasseraufbereitung, Betonsanierungen oder auch Reparaturen an Dächern; Modernisierungen und Attraktionssteigerungen seien nicht eingerechnet. Indes sei es schwer, beides klar zu trennen. Selten werde ein Bad umfassend saniert, ohne es auch zu modernisieren. Projekt für Projekt müsse einzeln beantragt, genehmigt und im Haushaltsplan von der Bürgerschaft mit Geld hinterlegt werden.
Das Freizeitbad Vegesack steht, was die Dringlichkeit betrifft, ganz oben auf der Liste der Bremer Bäder GmbH. Es sei nicht damit getan, nur das Nötigste zu reparieren. „Es wäre gut, wenn man da schon etwas größer denkt.“

Schwimmbäder
Kein Bad – das Westbad ausgenommen – sei in einem sichtlich mitgenommenen Zustand, sagt Martina Baden, oder von Ausfall bedroht. „Unsere Bäder sind in Schuss.“ Oft seien nötige Sanierungsarbeiten für die Schwimmer nicht einmal sichtbar, weil sie die Technik beträfen. Viele Kunden schätzten den liebenswürdigen Charme von alten Schwimmbädern, wünschten sich dennoch mehr Komfort. Dem müsse man nachkommen, wenn man die Existenz der Bäder langfristig sichern wolle.

Theater und Museen
Auch das Kulturressort und das Landesamt für Denkmalpflege hoffen in Zukunft auf das Entgegenkommen der Abgeordneten der Bremischen Bürgerschaft als Haushaltsgesetzgeber, um weitere Sanierungsarbeiten finanzieren zu können. In den vergangenen Jahren sei bereits allerhand geschafft worden, teilt die Sprecherin des Kulturressorts, Alexandra Albrecht, mit. Dazu zählten unter anderem Arbeiten im und am Übersee- und Focke-Museum, der Kunsthalle, dem Staatsarchiv, dem Schlachthof, der Shakespeare Company, dem Theater Bremen und am Rathaus.

Theater und Museen
Weiterer Sanierungsbedarf (ab 2020) wird laut Alexandra Albrecht unter anderem im Theater Bremen gesehen: Dazu zählten beispielsweise Arbeiten an den Fassaden, Fenstern, Dächern, Lüftungsanlagen und im Bereich der Veranstaltungstechnik, des Orchestergrabens sowie der Besucherbestuhlung. Auch das Neue Museum Weserburg sei noch nicht in dem Zustand, in dem das Kulturressort es gerne sähe. Als weitere Objekte, in die investiert werden sollte, nennt Albrecht das Bürger- und Sozialzentrum Huchting, das Lagerhaus sowie das Übersee-Museum (Brandschutz).

Theater und Museen
Landeskonservator Georg Skalecki berichtet von „einem relativ gut gepflegten Denkmalbestand“. Von 2019 an angegangen werden sollten der Brunnen im Hof des Haus des Reichs, das Bismarck-Denkmal und Rathaus-Wandgemälde. Auf längere Sicht hätten zudem der Thiele-Speicher in Vegesack sowie die Pavillons am Klinikum-Ost Sanierungsarbeiten nötig.