Wir blicken regelmäßig auf die bremische Vergangenheit zurück. Auf unserer Themenseite zeigen wir Ihnen ein historisches Bremen, das Sie so bestimmt noch nicht kennen.
Vom verschilften Moor zum modernen Bad Historische Fotos: Das Horner Bad im Wandel der Zeit
Das heutige Horner Bad ist bald Geschichte, es wird umgebaut. Interessante Geschichten erzählen auch diese Archivbilder und Fotos unserer Leser, bevor am 1. September die große Abrissparty steigt.
Seit mehr als 80 Jahren strömen die Bremer ins Horner Bad. In dieser Zeit wurde das Freibad permanent umgebaut und erweitert. Damals wucherte noch Schilf am matschigen Ufer, und die Badegäste stiegen mit braunen Rändern um die Lippen aus dem dunklen Moorwasser.

Die Entstehung des Horner Bades ist dem Gastwirt Wilhelm Hägermann zu verdanken und geht auf das Jahr 1930 zurück. Nachdem die unbefestigten Ränder des ersten Bades nach und nach verschilften, wurde das Naturbad 1933 renoviert.

Trotz tatkräftiger Unterstützung des Baus durch die Horner Bürger und den Turnverein Eiche-Horn, konnte Hägermann das Bad nicht halten und verkaufte es zusammen mit der Gaststätte 1935 an Fritz Grobbrügge.

Das renovierte Horner Bad wurde am 2. Juli 1933 mit einer 100 Meter langen Bahn eröffnet und blieb zunächst in privater Hand. Das Wasser war moorig und die Ufer mit dichtem Schilf bewachsen. Trotzdem wurde es von den Hornern häufig benutzt.

Von den Schwimmern der ersten Stunde wird berichtet, dass sie nach der Nutzung des Bades dreckiger herauskamen als sie ins Wasser hineingegangen war. Besonders auffallend und beliebt waren die braunen "Bärte", die das Moorwasser über den Lippen hinterließ.

Als das renovierte Freibad 1933 neu eröffnet wurde, konnten Badegäste für gerade einmal 15 Pfennig mit dem Triebwagen der "Jan Reiners" von der Hemmstraße direkt zum Horner Bad fahren; von dort ging es dann ab ins kalte Wasser.

Diese schöne Momentaufnahme zeigt drei "tüchtige" Springer.

Im Gegensatz zu heute gab es in der Nachkriegszeit um 1950 nicht nur eine Sommer-, sondern auch eine Wintersaison, in der das Horner Bad zum Schlittschuhlaufen genutzt wurde.

Hier trafen sich die Kinder aus dem Vorstraßengebiet; trotz der schlechten Versorgungslage gehörten die Schlittschuhe zur Grundausstattung der Horner Jungs und Mädels.

Als die Gesellschaft für öffentliche Bäder 1957 das Schwimmbad kaufte, wurde es innerhalb von zwei Jahren ausgebaut und zu Pfingsten 1960 eingeweiht. (Foto: 60er Jahre). Die beiden ersten Tage brachten einen Besuch von 10.200 und 10.600 Badegästen. Danach wurde das Horner Bad von einen festen Stamm von Badegästen besucht; an sonnigen Tagen waren es etwa 8000. Mit der Neueröffnung übernahm auch der neue Bademeister Günter Steinhöfel mit viel Engagement die Leitung des Bades. (Quelle: Stadtteilarchiv Horn-Lehe).

Das Thermometer zeigte im Mai 1963 sommerliche Temperaturen von mehr als 25 Grad an. Das Wasser im Horner Bad war mit 16 Grad allerdings nicht sehr warm. Anfang der 60er Jahre wurden auch die Straßen und Parkplätze am Horner Bad ausgebaut.

Mai 1966: Viele Bremer konnten es kaum erwarten, bis die Freibadsaison eröffnet wurde.

Im August 1966 konnten die wenigen wirklichen Badetage an der Hand abgezählt werden. Wenn aber doch einmal die Sonne schien und dabei die Quecksilbersäule auf über 20 Grad kletterte, dann herrschte im Horner Bad gleich reger Betrieb.

Auch im Oktober 1966 musste man schon ein sehr sonniges Gemüt und einen breiten Regenschirm mitbringen, um sich an der frischen Luft zu entspannen. Die wenigsten Bremer hatten bei diesem Wetter das Bedürfnis auf eine kühle Erfrischung, wie der Bademeister im unbeheizten Horner Bad bestätigte.

Das Horner Bad zählte im September 1969 etwa 1000 Besucher. In den Jahren zuvor wurde außerdem eine Flutlichtanlage installiert, damit die Badegäste auch im dunkeln den Beckenrand sehen konnten.

Wegen des hohen Eisengehalts im Badewasser gab es Mitte der 70er Jahre immer wieder Ärger, und viele Gäste blieben deshalb lieber auf der Wiese liegen. Die Gesellschaft für öffentliche Bäder beschloss, eine neue Filteranlage zum Enteisen des Grundwassers und gleichzeitig eine Beheizungsanlage zu bauen. Seit 1976 war es dadurch möglich, die Wassertemperatur bei etwa 22 Grad zu halten. Die Sanierungsmaßnahmen kosteten damals etwa 1,5 Millionen Mark. (Quelle: Stadtteilarchiv Horn-Lehe).

Juli 1977: Auf dem Höhepunkt der Sommersaison nutzten viele Bremer die Gelegenheit zum Schwimmen, Tauchen und Herumpaddeln im Horner Bad.

Die Damenriege "Horner Nixen" zählte zu den Stammgästen im Bad. Im September 1979 feierte sie in aller Frühe ein in jeder Hinsicht feuchtfröhliches Abschwimmen; zusammen mit einem angeheuerten Neptun und dem Bademeister im Homer Bad. Damals wurde der Preis für eine Saisonkarte auf 80 DM erhöht.

Kinder bei Spaß und Spiel mit Clown Pleuß im Horner Bad inmitten der Sommersaison im Juli 1983.

Mai 1983: Die "Nixen" waren wieder mit guter Laune und Badekappe dabei, als die Sommersaison eröffnet wurde.

Gar kein Badewetter herrschte Ende Juli 1984. Bei frostigen Temperaturen trauten sich denn auch nur diese zwei "Nixen" ins Schwimmbecken.

Nur Mutige trauten sich im Mai 1987 zum vorgezogenen Anbaden ins kühle Becken.

Punkt zehn Uhr: Das Horner Bad öffnete im Mai 1990 als erstes seine Tore zum Start der Badesaison. Prompt bildete sich eine lange Schlange vorm Kassenhäuschen.

Die "Nixen" stiegen natürlich als erste Badegäste in die Fluten, als 1990 in Horn die Bremer Freibad-Saison eröffnet wurde.

Juli 1992: Unermüdlich und mit viel Spaß bezwangen Kinder und Jugendliche im Nichtschwimmerbecken des Homer Bades eine aufblasbare Krake.

Ein Stammgast unter der Horner Dusche: Der 71-jährige Helmut Friedrichs im Jahr 1993.

Dieser Bremerin taten es am ersten Mai-Wochenende 1993 viele andere Badegäste in Horn am Beckenrand nach. Angesichts des herrlichen Wetters wurde die Eröffnung der Freibadsaison vorgezogen.

Im Juni 1994 hatten die Bremer schon fast nicht mehr daran geglaubt, aber dann kam doch noch der Sommer in die Stadt. Prompt war alles Kühle begehrt: das Nass im Schwimmbecken ebenso wie die kalte Dusche.

Im Juni 1996 wurde im Horner Bad ein neues Schwimmbecken für Kleinkinder eingeweiht.

Das letzte Mal baden und planschen? Nach den Bürgerschaftswahlen 2003 beschlossen SPD und CDU im Koalitionsvertrag, das Horner Bad zu schließen. Der massive Widerstand der Bremer und der Parteibasis führte letztendlich dazu, dass die Landesregierung den Beschluss wieder zurücknahm. (Quelle: Stadtteilarchiv Horn-Lehe).

Sportsenator Thomas Röwekamp (l.) und Bausenator Jens Eckhoff testeten im Juli 2003 erst das Schwimmbecken, um dann einen Lösungsweg vorzustellen, wie das Horner Bad dauerhaft für große und kleine Wasserratten geöffnet bleiben kann.

Warum stehen da hinten so viele Leute herum und machen keinerlei Anstalten, ins Wasser zu springen? Des Rätsels Lösung: Im Mai 2005 wurde das Horner Bad erst vor geladenen Gästen offiziell wiedereröffnet, bis später die Schwimmer kamen.

Im Mai 2009 gab es zum Auftakt der Freibadsaison auch im Horner Bad für viele Kinder nichts Aufregenderes, als ins Wasser zu springen.

Ins Wasser zu rutschen machte genauso viel Spaß.

Während des Super-Sommers 2018 sonnten sich tausende Bremer auf den grünen Liegewiesen und zogen ihre Schwimmbahnen durch das wohltemperierte Badewasser. Trotzdem ist dieses Bild eines der letzten vom blauen Nass, bevor wieder Bagger entlang des Beckenrands rollen. Am 1. September wird noch einmal eine große Abrissparty gefeiert, dann dauert es mindestens zwei Jahre, bis das Horner Bad wieder einmal neu eröffnet werden kann.