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Fotoreportage Wie Carsten Dietz Japan nach Bremen bringt

Geografisch betrachtet lebt Carsten Dietz in Bremen, sein Lebensstil jedoch ist rein japanisch. Mit wenigen Pinselstrichen lässt er faszinierende Bilder entstehen – Wissen, das er gern weitergibt.
20.10.2024, 05:00 Uhr
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Wie Carsten Dietz Japan nach Bremen bringt
Von Ben Zimmermann

Japan hat es Carsten Dietz angetan. Das sieht man sofort, wenn man den Raum betritt, der für ihn Lebensort und Atelier zugleich ist: Bambusrollos und Papiervorhänge an den Fenstern, in einer Nische ist ein kleiner Buddha-Schrein untergebracht, ein Futon steht in der Ecke, Sitzkissen ersetzen die Stühle, an den Wänden hängen Tuschezeichnungen. Dietz hat sich diesem japanischen Lebensstil komplett verschrieben: „Ich lebe das Ganze, schon seit sehr vielen Jahren. Ich habe keine anderen Hobbys, das ist mein Leben.“

Der 62-Jährige, der im Hauptberuf bei der Telekom arbeitet, lebt das Fernöstliche auch in seiner Kunst aus: Er ist Sumi-e-Maler. Die Technik stammt aus Japan, Sumi ist das Wort für Tusche, e steht für das Bild. Auch wer mit dieser Kunst nicht vertraut ist, hat die zumeist mit schwarzer Tusche gezeichneten Bilder wahrscheinlich schon mal gesehen und verbindet sie gedanklich mit Japan.

Dietz sitzt auf dem Boden vor einem niedrigen Tisch, der übersät ist mit Pinseln, Werkzeugen und anderen Utensilien. Hier verbringt er den Großteil des Tages, wenn er nicht gerade arbeiten geht. Er schüttet ein wenig Wasser in die Kuhle eines Reibsteins, den ihn ein taiwanesischer Meister aus einem alten Flussstein gefertigt hat, verreibt darin Stangentusche, nimmt sich ein Blatt des handgeschöpften, aus Japan importierten Papiers, greift sich einen der alten, wertvollen Pinsel, tunkt ihn in die Tusche und beginnt: Mit schnellen Strichen malt er Bambusrohr, auf einem anderen Blatt eine Katze. Schon nach wenigen Augenblicken ist er fertig. „Das ist halt sehr minimalistisch“, sagt Dietz. So minimalistisch wie sein ganzer Lebensstil, fügt er hinzu. Der praktizierende Buddhist kommt mit sehr wenig aus, will in seinem Leben weder Geld noch irgendwelche Gegenstände anhäufen.

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Die Arbeit im stillen Kämmerlein ist jedoch nicht alles für ihn. „Ich arbeite gern live vor Publikum.“ Wie im Übersee-Museum, wo er vor wenigen Jahren vor Besuchern einen lebensgroßen Dinosaurier auf Reispapier malte. Dem Museum ist er seit Langem verbunden, dort versucht er auch, andere für seine Kunst zu begeistern: Jeden zweiten Sonntag im Monat haben Laien und Fortgeschrittene die Möglichkeit, unter Anleitung von Carsten Dietz in die Welt von Sumi-e einzutauchen.

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