Die Kaffeenote kitzelt nur kurz in der Nase. Zu dominant ist die Süße, die in der Luft hängt. Es riecht, als wäre man in eine Badewanne voll mit Kaugummibällen gestiegen.
Axel Zajac hat die Haare zum Zopf zusammengebunden und steht an der Siebträgermaschine eines Bonbonherstellers in Bremen. „Ist mein Parfüm“, kommentiert er den zuckersüßen Geruch im Laden und lächelt verschmitzt. Zajac ist Musiker und spielt die E-Gitarre in der Progressive-Jazz-Rock-Band Malstrom. Nebenbei arbeitet er an zwei Tagen in der Woche im Bonbon- und Lolliladen, zur Hochsaison sind es auch mal mehr. Der Rest der Zeit geht für die Musik drauf. Sie ist es, wofür der studierte Instrumentalpädagoge brennt – und mit der er sich ähnlich liebevoll um sich und seine Gefühle kümmert, wie wenn er für andere die quietschfarbenen Riesenlutscher in Klarsichtfolie einwickelt. „Musik ist ein sicherer Ort für Gefühle, die man nicht anders ausdrücken kann“, sagt er.
Die Musik von Malstrom beschreibt Zajac als „konstruktives Streitgespräch mit musikalischem Vokabular aus allerlei modernen Stilen“. Sie ist komplex, es gibt ganz bewusste Brüche mit der Klangästhetik des Jazz. Allein die verzerrte, tiefe E-Gitarre sei ungewöhnlich, so der 31-Jährige. Außerdem wechselten sich komponierte und improvisierte Passagen nicht nur ab, sie vermischten sich auch. Dabei nimmt die Improvisation als eines der bedeutenden Jazzelemente einen besonders hohen Stellenwert für Zajac ein. Er spricht von einer „Komfortzone innerhalb der Komposition“. Man müsse immer damit rechnen, dass jemand beim Spielen eine andere Entscheidung trifft – mit offenem Ausgang. „Das ist superspannend und macht es lebendig.“
Auch abseits der Bühne liebäugelt der Gitarrist mit der Unvorhersehbarkeit, die das Leben so mit sich bringt. Ein starkes Sicherheitsbedürfnis habe er nicht, sagt er und erinnert sich an einen Satz, den ihm einst ein Lehrer und Jazzer an die Rübe knallte: „Wenn du glaubst, das Leben ist nicht aufregend genug, dann versuch mal, Jazzmusiker zu werden.“
Und aufregend wird es demnächst genug. Malstrom sind auf der Jazzahead in Bremen sehen. Von dem Festival erhofft sich das Trio, internationale Kontakte zu knüpfen und an weitere Konzerte im Ausland zu kommen. Im Mai fliegen die Jungs nach Japan, auch dank der Förderung vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Malstrom spielen an diesem Sonnabend um 15.30 Uhr im Kulturzentrum Schlachthof. Mit dabei: Bonbons und Lollis. Die verteilt Zajac im Publikum. Das ist längst zu seinem Markenzeichen geworden.