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Zum Welttag des Buches Kurioses aus Bremer Bücherregalen

Von "Ufo 78" bis zum "Buch mit den Seiten": Zum Welttag des Buches haben Bremer Buchhändlerinnen und Buchhändler einmal nachgesehen, welche skurrilen Bücher sie so in ihren Regalen haben.
23.04.2024, 05:00 Uhr
Lesedauer: 5 Min
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Kurioses aus Bremer Bücherregalen
Von Alexandra Knief

Am 23. April ist Welttag des Buches. 1995 hat die Unesco den Tag ins Leben gerufen, um weltweit Menschen zu inspirieren, das Lesen zu feiern. Und auch wenn Internet, Fernsehen, das Kino, Streamingdienste, E-Books und andere Angebote dem Buch heute Konkurrenz machen, erfreut es sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Auch der Stoff scheint den Autorinnen und Autoren nicht auszugehen. Alleine in Deutschland gab es 2022 laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels 71.524 Erst- und Neuauflagen. Die Themen, denen sich die Schreiber so widmen, sind mehr als vielseitig: Ob nun "Das verlorene Zauberbuch der Kräuterhexen", "Männer verstehen in 60 Minuten" oder ein Bildband über "Schöne Tauben": Wenn man sich umschaut auf dem Buchmarkt, scheint es, als gäbe es nichts, was es nicht gibt. Edward Brooke-Hitching hat mit "Die Bibliothek des Wahnsinns" sogar ein eigenes Buch über kuriose Bücher veröffentlicht. Aber welche sonderbaren Publikationen findet man in Bremer Buchhandlungen und in der Stadtbibliothek? Buchhändlerinnen geben einen Einblick, was es in ihren Regalen Skurriles zu entdecken gibt.

Von Tieren und Phobien

Wer sich immer schon gefragt hat, welches Tier beinahe den Bau des Panamakanals verhindert hätte oder mehr darüber erfahren möchte, warum der sogenannte Hitlerkäfer fast ausgestorben ist, der ist mit einem kuriosen Tipp aus der Albatros-Buchhandlung gut beraten: „Ich werde über diese Merkwürdigkeit noch etwas drucken lassen“, so der kryptische Titel des im Kunstanstifter-Verlag erschienenen Buches von Lucia Jay von Seldeneck. „Das großformatige Buch in edler Halbleinenbindung erzählt von skurrilen und spannenden Berichten und Meldungen, die von Tieren und vor allem vom Zusammentreffen von Tier und Mensch erzählen“, fasst Albatros-Inhaber Michael Hockel kurz zusammen. „Das ist äußerst kurzweilig und wunderschön illustriert.“

Wissen Sie, was Hippopotomonstrosesquippedaliophobie ist? Das ist die Angst vor langen Wörtern. Diese und andere Ängste stellt Kate Summerscale in "Das Buch der Phobien & Manien. Eine Geschichte der Welt in 99 Obsessionen" vor. Für Anja Köster aus der Humboldt-Buchhandlung ein thematisch ebenso wie optisch kurioses Buch. "Von 99 bekannten, unbekannten, skurrilen und faszinierenden Phobien und Manien und ihren Auswüchsen vom Mittelalter bis heute kann man hier in diesem ebenso informativen wie amüsanten Kompendium lesen. Wunderschön aufgemacht, herrlich schräg und bizarr", so Köster.

Der Titel des Buches, das Sabine Stiehler von Logbuch als Kuriosität in den Ring wirft, ist etwa genauso aufschlussreich, wie es Aussagen wie „Der Koch mit dem Essen“, oder „Die Straßenbahn mit den Sitzen“ wären: „Das Buch mit den Seiten“ von Anatol Knotek kann wohl als Hommage an das gedeutet werden, ohne das es keine Bücher geben würde: Seiten. Angepriesen wird das Buch als „Ein Muss für alle Vielleser, für Weißraumfetischisten, Humorbegabte.“

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In der Buchhandlung Sattler gibt es so viele ungewöhnliche Bücher zu entdecken, dass Gretel Sattler sich gar nicht für eines entscheiden kann. Darum geht sie gleich mit drei Titeln ins Rennen. Den Anfang macht „Glow. Das wundersame Leuchten der Natur“ von Jennifer N. R. Smith. „Dieses Buch fällt schon durch sein Format – 32 cm x 37 cm – auf und durch das wunderschöne Titelbild“, schwärmt Sattler. Doch auch inhaltlich ist das Buch alles andere als Allerweltsliteratur. Es handelt von der Biolumineszenz, also von der Fähigkeit von Lebewesen, Licht auszusenden.

Das Buch im Buch

Ein anderes Buch wiederum wurde laut Sattler bereits von einer Kundin als Fehldruck reklamiert, obwohl alles aussieht, wie der Verlag es geplant hat: „Yellowface“ von Rebecca F. Kuang ist eine Satire auf den Literaturbetrieb und handelt von einer erfolglosen Autorin, die das Manuskript einer verstorbenen Kollegin klaut und als ihr eigenes ausgibt. „Die letzte Front“ wird daraufhin zum Bestseller. Der Clou: „Entfernt man den knallgelben Schutzumschlag des Buches, stehen auf dem Rücken und auf dem Deckel des Buches die Namen der Roman-Heldinnen und als Titel "Die letzte Front“, erzählt Sattler. Da kann man schon mal von einem Fehler ausgehen, gerade, wenn man die Geschichte noch nicht gelesen hat.

Das Kuriositäten-Highlight aus der Stadtbibliothek stammt vom italienischen Autorenkollektiv Wu Ming: „Ufo 78“, erschienen im Assoziation A-Verlag, sei ihr beim Gang durch die Bibliothek sofort aufgefallen, so Pressesprecherin Katja Bischoff. „Das Cover sieht aus wie ein Comic im Retrolook und der prägnante Titel, der an Erich von Däniken und die Disco mit Ilja Richter erinnert, fällt aus dem Rahmen“, sagt sie. In dem Buch gehe es um zentrale Themen der späten 70er-Jahre, wie Gegenkultur, Drogenexperimente, Feminismus, Militanz und Repression. Bischoff: „Dem Autorenkollektiv gelingt es aber auch, die Entführung des damaligen Ministerpräsidenten Aldo Moro 1978 mit Ufo-Sichtungen sehr gekonnt fiktiv zu verbinden.“

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Alena Glandien und Marlene Schmidt aus dem Buchladen Ostertor empfehlen ein Buch, das sicher nicht nur den Nerv gestresster Mütter trifft: "Nightbitch" von Rachel Yoder. "Eine junge Mutter befreit sich aus häuslicher Isolation und Frustration, indem sie sich einer monströsen Metamorphose hingibt", fassen die beiden Buchhändlerinnen zusammen. "Sie wird zu 'Nightbitch', einer wilden Hündin. Schwarzhumorig, bissig, nachdenklich und wirklich kurios!"

Auch für Kinder ab drei Jahren haben die zwei Frauen noch einen kuriosen Tipp auf Lager: "Das Aller Aller Beste!" von Beatrice Alemagna. Eine kurze Inhaltsangabe aus dem Buchladen: "Mama und Pascaline gehen in den Waldsupermarkt und es gibt so viel Tolles, was die kleine Fledermaus unbedingt haben will. Sie bettelt und quengelt und sabbert und plötzlich wird sie ganz schleimig und glibschig..."Ohblschlhschjschjf, schbiiitscheeee". Da kommt ein Vogel und schnappt sie. Der Beginn eines kuriosen Abenteuers!" In diesem Sinne: Fröhliches Lesen!

Zur Sache

Großes Lesefest in Bremen

Die zentrale Auftaktveranstaltung findet am 23. April von 14 bis 18 Uhr auf dem Goetheplatz statt. Unter dem Motto „Wir schenken euch Geschichten“ finden Kurzlesungen und Buchverschenk-Aktionen von Literaturhaus, Literaturkontor und Theater Bremen statt. Parallel wird die Stadtbibliothek zum zentralen Anlaufpunkt. Dort gibt es einen Bastelworkshop (14 bis 16 Uhr, Krimibibliothek), eine Märchenstunde auf Französisch (14.30 Uhr, Lernstudio) und den literarischen Walking Act „Die ganze Welt ist Bühne – und wir sind die Spieler“ der Shakespeare Company (15 Uhr, Foyer). Um 19 Uhr liest im Wall-Saal Lars Mytting aus seinem Norwegen-Roman „Astrids Vermächtnis“, dem letzten Teil seiner Schwesternglocken-Trilogie (Anmeldung erwünscht).

An der Mühle am Wall beginnt um 15 Uhr eine literarische Stadtführung, auch hier ist eine Anmeldung nötig. Die Volkshochschule lädt um 18.30 Uhr zu einem Vortrag über Lesekompetenz mit Podiumsdiskussion ins Bamberger-Haus. Ein Nachschlag folgt am 25. April um 20 Uhr im Institut français: Anne Weber liest aus ihrem Roman „Bannmeilen“, in dem sie durch die sozialen Brennpunkte der Pariser Vorstädte streift.

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