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Buchladen Ostertor Der Traum vom eigenen Geschäft

Zum 1. Mai haben Alena Glandien und Marlene Schmidt den Buchladen Ostertor im Fehrfeld übernommen. Was die zwei Frauen anders machen wollen als ihre Vorgänger, und was so bleibt, wie es war.
11.06.2023, 05:00 Uhr
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Der Traum vom eigenen Geschäft
Von Alexandra Knief

Vorne rechts liegen die Belletristik-Neuerscheinungen, auf dem Tisch links daneben die Sachbücher. Die Kochbücher wurden weiter nach vorne geholt, nur ein Regal weiter reihen sich noch ein paar CDs aneinander. "Auch, wenn wir an die CD nicht so glauben", sagt Alena Glandien. Es gibt aber eine Sache, an die sie und ihre Kollegin Marlene Schmidt definitiv glauben: daran, dass Bücher nie verschwinden werden. Und auch deshalb haben die beiden jungen Frauen vor einigen Monaten eine Entscheidung getroffen, sind von Berlin nach Bremen gezogen und haben den Buchladen Ostertor, Fehrfeld 60, übernommen.

Lange haben die vorherigen Inhaber, Mario Bernabeo und Andreas Haufe, nach einem Nachfolger für ihren rund 90 Quadratmeter großen Laden gesucht (wir berichteten). Mit Schmidt und Glandien haben sie die passenden Kandidatinnen gefunden. Und so ist der Traditionsbuchladen, der seit 1977 im Viertel steht, seit dem 1. Mai in Frauenhand.

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Schmidt und Glandien sind beide 35 Jahre alt, beide gebürtige Bremerinnen, und haben beide die vergangenen Jahre in Berlin gelebt. Dort lernten sie sich während ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin kennen, die sie beide in einem Geschäft am Prenzlauer Berg absolvierten.

Alena Glandien ist über ein Interview im Branchenblatt des Börsenvereins darauf aufmerksam geworden, dass der Bremer Buchladen neue Inhaber sucht. "Das könnte mein Laden sein", dachte sie sich damals. Und tatsächlich verstand sie sich bei einem Besuch in Bremen so gut mit Bernabeo und Haufe, dass ihr Traum vom eigenen Buchladen ein Stückchen näher rückte. Aber sie wollte das Ganze nicht allein machen. Also holte sie sich Schmidt ins Boot, die sich auch gut vorstellen konnte, nach Bremen zurückzukehren.

Von allen Seiten positiv empfangen

Tatsächlich zog Schmidt dann sogar schon ein paar Wochen früher um als ihre Kollegin, nutzte den April, um bei den beiden ehemaligen Inhabern zu hospitieren und die Abläufe kennenzulernen, bevor es am ersten Mai richtig losging. "Die Übergabe war superentspannt und wir sind sehr dankbar für das Vertrauen, das uns hier entgegengebracht wurde", sagt Glandien. Auch die Stammkundschaft habe die beiden Neuen sehr positiv aufgenommen. "Wir haben in den vergangenen Wochen viele Blumen bekommen", sagt Schmidt. Alle seien froh, dass es für den Buchladen Ostertor weitergeht.

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Da die beiden Frauen sich schon länger kennen, ist es für sie nicht neu, im Team zusammenzuarbeiten. "Wir ergänzen uns gut", sagt Schmidt. "Alena ist extrovertierter als ich, dafür habe ich vielleicht eher eine Affinität zu Zahlen." Oder, wie es Glandien beschreibt: "Marlene ist eine Macherin, ich hingegen schweife auch mal ab, gucke aus dem Fenster und träume."

Fenster ist ein gutes Stichwort: Um auch die Laufkundschaft bei Laune zu halten, wollen die beiden Buchhändlerinnen alle ein bis zwei Wochen die Auslage in ihren Schaufenstern neu gestalten. Aktuell versammelt sich in dem einen Fenster Literatur von lesbischen, schwulen, queeren und trans-Autoren und -Autorinnen. Das Motto des anderen Fensters ist Rot. Warum? "Weil es knallt und super aussieht", sagt Glandien. Ein bisschen spiele man hier auch mit dem Klischee, dass jeder Buchhändler es kennt, wenn Kunden in den Laden kommen und sagen, dass sie ein bestimmtes Buch suchen, aber nur wissen, dass es rot ist und dann die aufregende Suche beginnt. "Und am Ende stellt sich heraus, dass das gesuchte Buch doch grün war", sagt Glandien und lacht. In den kommenden Wochen sollen unter anderem noch Urlaubsliteratur und Reiseführer, englischsprachige Literatur und Philosophie im Mittelpunkt der Schaufenstergestaltung stehen.

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Den Buchladen auf links drehen und alles über den Haufen werfen, was die ehemaligen Inhaber gemacht haben, wollen die beiden Buchhändlerinnen nicht. "Wir sind mit vielen Bereichen sehr zufrieden und hätten vieles genauso gemacht wie unsere Vorgänger", sagt Glandien. Im Januar kommenden Jahres wollen sie ihren Buchladen allerdings renovieren. "Kann sein, dass dann die eine oder andere Warengruppe gehen muss und eine andere dazukommt", sagt Schmidt. Auch ein neues Logo, das jedoch an das alte angelehnt ist, haben die zwei Buchhändlerinnen bereits gestalten lassen.

Größere Kinderbuchabteilung

Und inhaltlich? Wichtig ist es den Händlerinnen zum Beispiel, die Bereiche englischsprachige Lektüre und die Kinderbuchabteilung auszubauen – beides Schwerpunkte, die Schmidt und Glandien aus ihrer Zeit in Berlin mitbringen. Einen neuen Ständer voll mit kleinen Pixi-Büchern für Kinder gibt es bereits. "Meine Tochter hat bei der Auswahl geholfen", sagt Glandien. Abgesehen davon wollen sie erst einmal ein Gefühl dafür entwickeln, was ihre neue Kundschaft braucht und sich von ihnen wünscht.

Größere Veranstaltungen planen Schmidt und Glandien in diesem Jahr – von der Teilnahme bei Bremen liest! im September mal abgesehen – erst einmal noch nicht. Damit soll es dann nach dem Umbau im Januar losgehen. Grundsätzlich könnten sie sich neben klassischen Lesungen auch Musik, Buchempfehlungsabende, Diskussionsrunden, Projekte zur Leseförderung und mehr vorstellen.

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Der persönliche Kontakt zu den Kunden, die Gespräche, das Sich-gegenseitig-besser-Kennenlernen sind die Dinge, die für Schmidt und Glandien die Arbeit im Buchladen ausmachen. Und genau, weil Buchläden ein Ort des Miteinanders und des Austausches sind, werden sie auch niemals aussterben, sind die zwei Frauen sich sicher. "Das Buch hat schon so viele Trends überstanden", sagt Schmidt. "So viele Menschen schätzen und lieben Bücher." Und mit dieser Liebe sind sie im Buchladen Ostertor nicht allein.

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