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Nach Tod im Stadionbad Bremen Ist ein Sprung vom Zehn-Meter-Turm gefährlich?

Ein junger Mann starb nach einem Sprung vom Zehnmeterbrett im Stadionbad. Ein unglücklicher Aufprall mit der Brust führte offenbar zu schweren inneren Verletzungen – ein seltenes Unfallereignis.
14.08.2024, 05:00 Uhr
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Ist ein Sprung vom Zehn-Meter-Turm gefährlich?
Von Timo Thalmann

Der Tod eines 23-Jährigen nach einem Sprung vom Zehnmeterbrett im Stadionbad ist wohl als tragischer und extrem seltener Unglücksfall einzustufen. Ermittlungen der Polizei ergaben, dass der junge Mann zuvor mehrmals ohne Probleme aus der Höhe gesprungen sei, bei seinem letzten Versuch aber sehr unglücklich zuerst mit der Brust aufs Wasser traf. Dabei hat er sich mutmaßlich schwere innere Verletzungen zugezogen. Den Ermittlungen zufolge ist der Mann nach seinem Sprung am frühen Nachmittag noch selbstständig aufgetaucht – habe aber unsichere Schwimmbewegungen gemacht, sodass Helfer ihn aus dem Wasser zogen. Allerdings hatte sich der Zustand des 23-Jährigen so rapide verschlechtert, dass auch ein schnell herbeigerufener Notarzt nur noch den Tod feststellen konnte.

Wie gefährlich ist ein Sprung vom Zehnmeterbrett?

So lange in ausreichend tiefes Wasser hineingesprungen wird, gilt das Risiko als eher gering. Meistens bleibt es bei Prellungen und Hautrötungen, wenn man unglücklich auftrifft. Einen Sprungturm gibt es im Stadionbad seit der Eröffnung 1925, der heute genutzte stammt von 1951 und bis Montag gab es in 99 Jahren keinen einzigen Todesfall. Sprünge aus niedrigerer Höhe in unbekannte und zu flache Gewässer führten hingegen jedes Jahr zu Todesfällen oder Querschnittlähmungen, sagt Dirk Hadler, Chefarzt der Unfallchirurgie im Rot-Kreuz-Krankenhaus Bremen. Es sei ein extrem seltenes Ereignis, wenn allein der Aufprall auf das Wasser aus dieser relativ geringen Höhe zum Tod führt. „Das ist mir in 37 Jahren als Unfallmediziner nicht einmal begegnet.“ Er sei sich nicht mal sicher, ob es überhaupt medizinische Literatur und Fallbeschreibungen dazu gebe.

Wie kann der Tod allein durch den Aufprall aufs Wasser eintreten?

Beim Aufkommen auf die Wasseroberfläche wirken auf den Springer durchaus große Kräfte ein. Rein physikalisch betrachtet trifft man bei einem Sprung aus zehn Metern Höhe mit knapp 50 km/h aufs Wasser. „Wenn dann nicht ausgestreckte Hände oder Füße die Oberflächenspannung des Wassers durchbrechen, ist das nicht wesentlich anders als ein Aufprall auf Beton“, sagt Hadler. Innerhalb weniger Zehntelsekunden reduziere sich die Geschwindigkeit des Springers auf null. Dabei lastet auf ihm das 3,5-fache des eigenen Körpergewichts. „Dadurch können abhängig vom Körperteil, mit dem man auftrifft, etwa Gefäße im Halsbereich platzen und als Folge innere Blutungen auftreten“, sagt Hadler. Angesichts des Unfallhergangs hält er das zudem für ein ziemlich wahrscheinliches Szenario. Die Betroffenen versterben relativ schnell an den Folgen und Notfallärzte stünden diesen Fällen auch bei sofortiger Hilfe machtlos gegenüber.

Wie werden die Springer und der Sprungturm im Stadionbad überwacht, um Unfälle zu verhindern?

Der Zehner ist laut Susanne Klose, Sprecherin der Bremer Bäder, prinzipiell immer geöffnet und Sprungturm sowie Sprunggrube würden durchgehend von einem Schwimmmeister betreut. Grundsätzlich habe auch jeder Badegast Zugang zu dem höchsten Brett. Zumeist wagen sich aber nur geübte Springer darauf. „Man erarbeitet sich den Sprungturm eigentlich Schritt für Schritt – wie beim Schwimmen lernen“, erklärt sie. Zunächst übe man die Technik, springe vom Beckenrand, dann vom Startblock, vom Einmeter- und Dreimeterbrett. „Wer dann Interesse hat, von größerer Höhe zu springen, wagt sich über den Fünfer und den 7,5er schließlich auf den Zehner.“ Das Personal greife im Zweifelsfall auch ein, wenn eine sichtbar ungeübte Person springen wolle. „Am Ende entscheiden die Besucher allerdings selbst. Sie springen auf eigene Gefahr.“

Warum wurde das Bad direkt nach dem tödlichen Unfall nicht geschlossen?

Aus Sicht der Bremer Bäder gab es dazu keine Veranlassung, weil keine direkte oder indirekte Gefährdung der Badegäste vorlag. Das Stadionbad sei an dem Sommertag von gut 1500 Menschen gut besucht gewesen und man wollte große Unruhe oder gar Panik vermeiden.

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