Ein schallendes „Ja man!“ geht durch die Skatehalle am Bremer Hauptbahnhof. Björn-Patrick Meyer hat gerade einen Drop geschafft – dabei fährt er eine große Rampe hinunter. Meyer engagiert sich als Coach bei Sit ’n’ Skate – ein gemeinnütziges Projekt, das Stereotype über Rollstuhlfahrer aus der Welt schaffen will. Björn-Patrick-Meyer will den Kindern, die an seinen Kursen teilnehmen, Selbstbewusstsein im alltäglichen Umgang mit dem Rollstuhl vermitteln: „Wenn man eine Rampe schafft, schafft man auch die Bordsteinkante“, davon ist er überzeugt. Das Skaten mit dem Rollstuhl sei ein guter Test, um den Umgang mit dem Rollstuhl besser einzuschätzen und sich selbst neu kennenzulernen.
Auf den Sport aufmerksam wurde Meyer während des Krankenhausaufenthalts nach einem Autounfall. Im Krankenbett hat er Videos von Aaron Fotheringham gesehen, dem erfolgreichsten Rollstuhlskater der Welt. In Björn-Patrick Meyer hat das Ehrgeiz entfacht: „Das lass ich mir nicht nur zeigen, das will ich auch können“, habe er gedacht. Nach seinem Unfall hat die Krankenkasse eine Prothese für Björn-Patrick Meyer vorgesehen. Mit der Amputationshilfe kam er nicht zurecht, einen Rollstuhl zahlte ihm die Kasse aber nicht. Für Meyer nicht nachvollziehbar: „Im Rollstuhl bin ich deutlich lebensfreudiger und mobiler als auf der Prothese.“ Auf dieser hat Meyer dann seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker absolviert und Teile seines Gehalts gespart, um sich einen Skaterollstuhl zu kaufen – 10.000 Euro hat sein Modell gekostet. Der Rollstuhl ist deutlich stabiler als reguläre Rollstühle, die tiefe Sitzfläche ermöglicht eine bessere Balance, und die vorderen Skateboardrollen erhöhen die Beweglichkeit.
Bei seinem Kurs finden Rollstuhlfahrer und Fußgänger in der Halle zusammen – ein inklusiver Skatetreff mit Menschen auf Scootern, auf dem BMX oder im Rollstuhl. Dabei können auch nicht gehandicapte Kinder das Fahren mit dem Rollstuhl erfahren und ausprobieren. „Wir passen alle aufeinander auf“, sagt Meyer zur Gruppe. Daraufhin zerstreut sich die Kinderschar, in der 1000 Quadratmeter großen Skatehalle wirren laute Stimmen umher, die Rollen der Scooter und Rollstühle hinterlassen ein Rauschen im Raum. „Hier lernen die Kinder spielerisch, und wenn alle toben, denken sie gar nicht so über irgendwelche Unterschiede nach“, sagt der Skatecoach, der selbst bald darauf auf den Hindernissen skatet. Die Tricks mit dem Rollstuhl würden sich etwas von denen auf dem Skateboard unterscheiden, die Freude beim erfolgreichen Tricksen sei auf jedem Gerät aber die gleiche, sagt Meyer: „Ob mit dem Skateboard oder dem Rollstuhl, ’n Dropbleibt ’n Drop.“