Millionen von Zuschauern werden an diesem Sonnabend wieder vor dem Fernseher sitzen, wenn Deutschland im Viertelfinale der Frauenfußball-EM gegen Frankreich spielen wird. Die Mannschaft um Trainer Christian Wück gilt bei der Partie als Außenseiter. Ob die Zuschauer den Deutschen Chancen einräumen, dazu hat sich der WESER-KURIER in der Innenstadt und an der Schlachte umgehört.
Großes Interesse besteht bei den meisten Befragten wenig überraschend vor allem bei den EM-Spielen mit deutscher Beteiligung. Der Deutsch-Brasilianer Eduardo Domingo verfolgte bisher jede ihrer Partien. Ob er auch das deutsch-französische Duell verfolgen werde? "Oh ja, natürlich", antwortet Domingo. Bei ihm schwingt die Vorfreude bereits vor Turnierbeginn mit – durch den 4:0-Sieg der deutschen Frauennationalmannschaft gegen die Niederlande im Weserstadion in der Nations League. Er rechnet sich aber kaum Chancen beim Spiel gegen die französische Auswahl aus: "Die Deutschen sind zu schwach."
Bedenken wegen der Niederlage gegen Schweden
Eine Frau, die auf einer Sitzbank an der Schlachte Platz nimmt, verfolgt ebenfalls alle Spiele von Deutschland bei dieser EM. Für sie ist das Interesse mit der Partie der Werder-Frauen daheim gegen Leverkusen aufgekommen. Sie hat Zweifel an einem Erfolg der Deutschen gegen Frankreich. "Ich weiß nicht, ob sie sich nach dem Schweden-Spiel gefangen haben." Denn die Niederlage habe ihr zufolge viel Kraft beim Team gekostet.
Auch die Touristen in der Bremer City wissen von der Europameisterschaft Bescheid. Gelegentlich schaut die Schwedin Ann Ragrem das Turnier, aber das EM-Fieber hat sie nicht gepackt. Denn in erster Linie schaut sie mit, sobald ihr Mann die Spiele verfolgt.

Die schwedische Touristin Ann Ragrem ist zu Besuch in Bremen, schaut aber die Frauenfußball-EM nur mit ihrem Mann.
In optimistischer Stimmung schaut Fyn Osmer auf die Begegnung am Sonnabend. „Klar haben sie eine Chance“, sagt er, gesteht den Französinnen aber gleichzeitig einen starken Kern und ein routinierteres Auftreten zu. Nachdem er die drei deutschen Gruppenspiele gegen Polen, Dänemark und Schweden gesehen hat, habe er volle Hoffnung auf Jule Brand, die zweifache Torschützin von Olympique Lyon. Der Bremer sitzt zusammen mit Celestina Deecke auf den Steintreppen an der Schlachte – beide studieren im österreichischen Innsbruck. Deecke habe zwar noch keine Spiele der Europameisterschaft geguckt, würde sich aber freuen, wenn Medien im gleichen Umfang über das Turnier berichten würden – so wie sie es auch bei den Wettbewerben der Männer tun.

Die jungen Erwachsenen Simon Haases (v. l.), Fyn Osmer und Celestina Deecke haben unterschiedliche Meinungen zur Fußball-Europameisterschaft der Frauen.
Es braucht "Shootingstars"
Von der Europameisterschaft kriege man immerhin im Bremer Bekanntenkreis mehr mit als im Umfeld in Österreich, stellt Osmer fest. Trotzdem seien auch hier vor allem diejenigen, die eh schon am täglichen Männerfußball interessiert waren, in EM-Stimmung verfallen. Im Verlauf der Fragen stößt sein Kumpel Simon Haases zu den Treppen hinzu. Im Gegensatz zu Osmer kann er mit der EM noch nicht warm werden. Denn dafür kenne er die DFB-Elf der Frauen nicht gut genug. Dafür bräuchte es unter ihnen "Shootingstars". Und auch die Schere zwischen den Leistungen der Teams in der Gruppenphase sei ihm zu groß. Jedoch gibt Haases auch zu, dass er sich bisher nicht für den Frauenfußball interessiert hat. Deecke schlägt einen anderen Grund vor, weshalb man Nationalteams, egal welchen Sports, schauen sollte: "Wenn die Nationalmannschaft spielt, holt man sich halt mit Freunden ein Bier und schaut gemeinsam."