Was hat Bremen mit Kolonialismus zu tun? Eine ganze Menge, wie sich im Stadtbild zeigt. Kim Annakathrin Ronacher bietet als Aktivistin des Bündnisses "Decolonize Bremen" eine besondere Form des Sightseeings an. Dabei zeigt sie die Spuren des Kolonialismus in der Hansestadt auf. Sehen Sie Fotos von der informativen Radtour.
Informative Fahrradtour Spuren des Kolonialismus in Bremen
Was hat Bremen mit Kolonialismus zu tun? Eine ganze Menge, wie sich im Stadtbild zeigt.
Die H.-H.-Meier-Allee, benannt nach Hermann Henrich Meier, ist vielen Bremer Bürgern wohlbekannt, aber die dunkle Seite des Namensgebers kennen wohl nur die wenigsten.

Der von Hermann Henrich Meier mitbegründete Norddeutsche Lloyd war in die gewalttätige Unterdrückung und Ausbeutung der Kolonien verwickelt – auch durch den Transport von Soldaten.

Die Lüderitzstraße in Schwachhausen ist benannt nach dem Kaufmann Adolf Lüderitz. Er war der Begründer der Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika.

In Kolonien wie Deutsch-Südwest-Afrika dienten die Schutztruppen mehr dem Schutz der weißen Interessen als der einheimischen Bevölkerung.

Die Hedwig-Heyl-Straße ist benannt nach einer für die damalige Zeit hochmodernen Frau, die auf die besten Schulen ging und weit über ihr Elternhaus hinaus Einfluss ausübte. Allerdings war sie auch Mitbegründerin des Frauenbundes im deutschen Kolonialverein und verantwortlich für Verschickungen von "Mädchenmaterial" in die Kolonien.

Edeka, gegründet einst als E.D.K., war die Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler.

Die Crüsemannallee ist benannt nach Eduard Crüsemann, einem weiteren Mitbegründer des nicht nur edel agierenden Norddeutschen Lloyds.

Natürlich war auch das Anti-Kolonial-Denkmal, der Bremer Elefant, einer der Orte bei der Fahrradtour von "Decolonize Bremen".

Der Bremer Elefant wurde 1932 als Ehrendenkmal des Kolonialismus eingeweiht.

Heutzutage ist der Elefant das Anti-Kolonial-Denkmal Bremens.

Die Krypta unter dem Elefanten beherbergte einst das Totenbuch mit 1490 Namen von deutschen Soldaten, die in Ostafrika im Ersten Weltkrieg umkamen.

Das Mahnmal zur Erinnerung an den Völkermord an den Herero und Nama zwischen 1904 und 1908 ist zwar zentral und direkt neben dem Elefanten gelegen, doch viele Bremer kennen es nicht.

Das Gebäude des Hotels „Courtyard by Marriott Bremen“ war einst die Gepäckabfertigung vom Norddeutschen Lloyd sowie nach dem Zweiten Weltkrieg auch dessen Zentrale.

Lange lag es verborgen unter Holzplanken bis es 2001 sozusagen wiederentdeckt wurde: das Brinkmann Mosaik in der Eingangshalle des Bremer Hauptbahnhofes.

Gestiftet wurde das Mosaik über kolonialen Handel in den 1950er-Jahren von der Firma Brinkmann.

Neben verschiedenen Waren, den Stadtmusikanten und Handelsszenen aus dem damaligen Alltag sind auch fremde Kulturen arg stereotyp abgebildet.

Das Überseemuseum: Manche Teile der Sammlung stammen aus der Epoche des formalen Kolonialismus zwischen 1896 und 1912, die genaue Herkunft ist unbekannt.

Kim Annakathrin Ronacher hat die Tour geleitet.