Ein Blick über den Torfhafen in Findorff verrät zunächst nichts Ungewöhnliches. Doch befindet sich hinter Bäumen versteckt ein besonderer Wohnort – ein ehemaliger Luftschutzbunker.
2001 hat der Musiker Otto Groote den Bunker mit anderen Kunstschaffenden gekauft – dort lebt er auf circa 190 Quadratmetern. Die Idee dabei: Kunst, Arbeit und Wohnen miteinander zu verbinden. „Ich will da auf keinen Fall ein Lebensprojekt draus machen“, hat Groote damals gedacht. So war es auch: Nur fünfeinhalb Monate nach Kauf waren die Umbaumaßnahmen abgeschlossen und die neuen Besitzerinnen und Besitzer zogen ein.
Von innen scheint die entstandene Wohnung wie jede andere auch zu sein – der Blick durch die Fenster auf den Torfhafen verrät aber, in welchem Gebäude man sich befindet: Die Außenwände sind mehr als einen Meter dick, der Schnitt mit einem Diamantseil durch Beton und Stahl ist noch sehr deutlich zu sehen. Die dicken Wände sorgen für ganzjährig stabile Temperaturen in der Wohnung, sagt der Eigentümer. Im Keller läge die Temperatur bei konstanten 16 Grad, im Sommer hielten die dicken Wände entsprechend kühl und im Winter hingegen sei es nicht zu kalt.
Bis zum Kauf war der Bunker noch als solcher in Funktion und befand sich im Besitz der Stadt Bremen, diente somit dem Zivilschutz. Zwar habe der Bunker nach Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr aktiv als Schutzraum gedient, doch gerade in den Jahren 1942 und 1943 hätten viele Menschen dort Unterschlupf gefunden. Dies sei Groote von Menschen berichtet worden, die in den vergangenen Jahren vorbeigekommen seien – vom ursprünglichen Zweck ist aber keine Spur mehr zu sehen.
„Man lebt hier eigentlich ganz normal“, sagte Groote, während er in den Koch- und Essbereich schaut. Ein Schnitt durch die komplette Fassade in Richtung Südwesten hat eine atriumartige Gestaltung ermöglicht – das Sonnenlicht beleuchtet viele Räume. Eine Wendeltreppe im Flur führt durch einen Durchbruch in einen Holzaufbau auf das Bunkerdach. Dieser Aufbau ist nicht Teil des originalen Bunkergebäudes. Er entstand vor zehn Jahren, dort befindet sich das helle Atelier. Die Treppe, die durch die fast anderthalb Meter dicke Decke führt, hat der gelernte Tischler selbst gebaut.
Im Holzaufbau befindet sich Grootes Arbeitszimmer. Dort probt der Musiker mit seinem Kollegen und Freund Bert Hadders, der aus Groningen zu Besuch ist. Gemeinsam entwickeln sie Ideen für das Projekt „Brückenbauer“, in welchem sie die Deutsch-Niederländische-Grenzregion besingen. Otto Groote stammt aus Ostrhauderfehn, seine Vorfahren waren Moorkolonisten. Dass er nun ausgerechnet am alten Torfhafen in Findorff sein Zuhause gefunden hat, sei eine komische, vielmehr aber eine glückliche Fügung.