Diese Tür besser offenlassen, sagt der Haustechniker. Fällt sie zu, kostet es viel Mühe und Schweiß, das Malheur zu beheben. Die Tür ist aus Stahl, zwei Tonnen schwer und einen halben Arm dick. Sie führt zu einem Tresor, in dem Schließfächer verborgen sind, mehr als 3000. Hier haben Bremerinnen und Bremer gut hundert Jahre lang Wertsachen deponiert. Ein magischer Ort, gesättigt von Geschichten, die nie erzählt werden, weil es Geheimnisse sind - die der Kunden und die der Bank. Etwas wert sind ja nicht nur Geld und Gold, das können auch Dokumente sein, Fotos, Beweise. Was ein Leben eben so mit sich bringt und manches Mal unbedingt verborgen bleiben muss. Das ist die Fantasie in diesem fantastischen Raum.
Im Tresor ist es stickig. Die Luft, eine niedrige Decke, gedämpftes Licht, kurz: Verdichtung. Etwas nicht Fassbares wird komprimiert, amalgamiert. Das ist toll. Der Raum raunt. Und was hat er nicht alles gesehen: Erben, die mit zittrigen Fingern den Schlüssel ins Schloss stecken und nicht wissen, was sie erwartet. Gerissene Gauner, die ihr Diebesgut in Sicherheit bringen. Ehrbare Geschäftsleute, die wichtige Dokumente im Schließfach verwahren. Sicher auch Menschen ohne großes Vermögen, die das Wenige aber gut behütet wissen wollen.
Viel hat der Raum gesehen, zur Kaiserzeit, während der Kriege, und noch bis vor einem halben Jahr, als die Sparkasse ihren Hauptsitz am Brill verließ, um an der Universität Platz zu nehmen. Heute gehört das Gelände zusammen mit dem denkmalgeschützten Hauptgebäude und den anderen Häusern Investoren aus Israel.