Laut und bunt geht es im Freizeittreff des Rehazentrums Friedehorst an diesem Nachmittag her. Rund ein Dutzend Besucher reden, spielen und lachen miteinander. Seit einigen Wochen sind die Räume zudem zur selbst ernannten Werft umfunktioniert: Zwei Pappboote sind hier in Arbeit.
Da der Platz begrenzt ist, sind die Bereiche in Arbeitsstationen aufgeteilt. An einem Tisch werden Hunderte Din-A4-Briefumschläge mit einem Messer aufgeschlitzt und aufgefaltet. Draußen, auf der Terrasse, befinden sich zwei Teile, die aus Pappe und Papieren gestaltet wurden. Die groben Gerüste stehen bereits. Zahlreiche Papierumschläge sind bereits verkleistert – und es werden noch mehr. Noch sind die Boote weiß und viereckig. Aber in den kommenden Wochen werden sie mit Farbe bepinselt und geschmückt.
Das erste Boot namens „Flotti Karotti“ soll bald wie eine Karotte aussehen. Das zweite Pappboot wird von der gebastelten Figur Friedhelm auf seinem Fahrrad gezogen. So sieht es zumindest aus – die Pappmascheefigur kann schließlich kein Boot ziehen. „Im Grunde ist es natürlich so, dass die zwei Menschen im Boot Friedhelm und sein Fahrrad anschieben“, sagt Ute Osterloh, Mitarbeiterin in Friedehorst und zugleich tatkräftige Bootsbauerin.
Damit trifft das Team aus Friedehorst das Motto der diesjährigen Vegesacker Pappbootregatta. Dieses lautet Bewegung und steht unter dem Thema des Fahrradjahrs 2024 der Stadt Bremen. Die Regatta startet am 11. Mai im Museumshaven. Seit acht Jahren sind die Besucher des Freizeittreffs bei der Regatta mit dabei – das ist an der Wand ihres Wohnzimmers gut erkennbar. Dort hängen die Urkunden von vielen Siegen. Im letzten Jahr war es der erste Platz.
Davor, dass die Boote untergehen, hat im Freizeittreff niemand Angst – denn im Bootsbau sind sie geübt. „Wir werden gewinnen“, sagt Vanessa Giesenberg siegessicher. Mit ihrer Mitstreiterin Samantha Voß paddelt sie zum ersten Mal mit. Zu zweit sitzen sie in einem der Boote, zwei weitere Mitstreiter sitzen in dem anderen Boot. Giesenbergs Taktik: „Wir machen immer ‚Hipp‘, ‚Hopp‘, so können wir den Rhythmus beim Paddeln halten.“ Selbst wenn sie das Ziel in auseinanderfallenden Bootsteilen erreichen: „Dabei sein ist alles.“ Für den Notfall tragen die Teilnehmer Schwimmwesten und zudem können sie gut schwimmen.
Rund 25 Teilnehmer wirken an „Flotti Karotti“ und an Friedhelms Boot mit. Und so viele helfende Hände braucht es auch, damit die Pappboote nach rund zwei bis drei Monaten fertig sind. „Ich frage jedes Jahr, ob wir wieder bei der Regatta mitmachen wollen – und die Antwort ist immer ein begeistertes ,Ja!‘“, sagt Osterloh.