Ein Hauch Anis, vielleicht etwas Kümmel, Kardamom und irgendwie pfefferig scharf – das kommt einem in den Sinn, während man durch den Schuppen 6 der Berthold Vollers GmbH geht. Auf der Landspitze am Europahafen gleich gegenüber dem Schuppen Eins steht das Teelager. Fünf Tonnen Tee aus aller Welt warten auf 18.000 Quadratmetern – verteilt auf zwei Stockwerke – in Kartons, Säcken und sogenannten Big Bags auf die Weitergabe an die Kunden der Vollers Group.
Eindrucksvolle Aromen
„Jede zehnte Tasse Tee in Deutschland ist durch dieses Lager gegangen“, sagt Arber Pllana, Senior Manager Tea der bremischen Spedition, die seit den 1950er-Jahren für ihre Kunden den Seetransport und die Lagerung übernimmt. Am Speicher fahren die Überseecontainer vor, werden entladen und bemustert, das heißt, es werden Proben gezogen. Im Obergeschoss hebt ein Mitarbeiter die Teesäcke mit einem sogenannten Vakuum-Schlauchheber auf ein Förderband und schlitzt sie längs auf. Der Tee wird gesiebt und fällt von oben in die Mischanlage im Erdgeschoss. Dort steht ein Maschinenungetüm mit einer großen Trommel, die sich dreht. Vollers mischt und aromatisiert schon im Lager gängige Mischungen für seine Kunden.
Zu denen gehört auch Christoph Michaelsen. Der hochgewachsene Mann arbeitet gleich für zwei Firmen an verantwortlicher Stelle: als Geschäftsführer der Betty Darling Company und Komplementär der W.B. Michaelsen und Co. KG, beide ansässig in der Airport-Stadt. Letzteres Unternehmen gründete sein Urgroßvater Wilhelm Bernhard Michaelsen im Jahr 1885.
Konzentrierter Blick und geräuschvolle Verkostung
Michaelsen ist ein alter Hase im Teegeschäft. Er führt den Tee vor allem aus Indien, China und Nepal ein, mischt und portioniert ihn und verkauft ihn schließlich an den Groß- und Einzelhandel weiter. Das Testen gehört zu seinen vornehmsten Aufgaben. Mit einer Waage und einer Sixpence-Münze, Gewicht 2,86 Gramm, werden die Portionen traditionell für die kleinen Kännchen abgewogen. Nach dem Aufguss muss der Tee fünf Minuten ziehen. Schließlich riecht Michaelsen an dem Tee, prüft die aufgegossenen Blätter und nimmt einen Schluck. Mit konzentriertem Blick bewegt er ihn im Mund und zieht dabei geräuschvoll ein paarmal Luft zwischen den Zähnen ein. Die Arbeit verlangt viel Erfahrung. „Zehn Jahre braucht man dafür, mindestens“, sagt Michaelsen. Und fügt hinzu: „Ich mache das jetzt seit 30 Jahren und lerne immer noch dazu.“