Ausgesetzt, in Müllcontainer geworfen Traurige Schicksale aus dem Bremer Tierheim im Jahr 2018

Der Mischlingsrüde Cisco wurde ausgesetzt, "wahrscheinlich wurde sogar sein Chip entfernt", erläutert Gaby Schwab vom Bremer Tierschutzverein und Tierheim. Seit dem 27. Dezember 2017 lebt er dort. Der etwa vier Jahre alte "Cisco" hatte ein verkrüppeltes Bein, mit dem er sich kaum bewegen konnte. Das Bein musste amputiert werden, womit der Rüde aber sehr gut klarkommt, so Schwab.

Cisco ist ein sehr freundlicher Hund und möchte gern zu liebevollen Hundehaltern ziehen, die kein Problem mit seiner Behinderung haben. Ein Haus oder eine Wohnung in Stadtrandlange wäre ideal für ihn - "aber ohne Treppen", wie Gaby Schwab betont. "Kinder sollten schon standfest sein", ergänzt sie. Über eine Hündin als Partnerin würde sich Cisco sicher freuen.

Auch der Schäferhund-Husky-Mix Lux wurde von seinen Besitzern im Tierheim abgegeben, da diese mit ihm überfordert waren, teilt Gaby Schwab mit. Der um 2006 geborene Rüde lebt bereits seit dem 12. August 2013 im Tierheim. "Niemand hat ihm bisher eine Chance gegeben."

Für Lux sucht der Tierschutzverein erfahrene Hundehalter, denn der Rüde ist nicht ganz pflegeleicht. "Trotzdem kann er sehr anhänglich und verschmust sein", betont die Tierheim-Sprecherin. Lux brauche unbedingt geistige und körperliche Beschäftigung. Schön wäre für ihn ein Haus oder eine Wohnung mit einem gesicherten Garten, denn: "Lux liegt gern in der Sonne".

Die Boxerhündin Lilly wurde ebenfalls ausgesetzt. "Man hatte sie einfach an einem Laternenpfahl angebunden", teilt Gaby Schwab mit.

Die etwa 2014/2015 geborene Lilly hat eine kleine Fehlstellung im Kiefer, daher hängt ihre Zunge immer heraus. Für die Boxerhündin, die seit November 2017 im Tierheim lebt, ist das aber kein Problem. Eine Wohnung oder ein Haus mit Garten wären für Lilly ideal.

Ausgesetzt werden - dieses Schicksal erleiden gerade in den Ferienzeiten viele Tiere. Die Sommermonate sind immer eine "traurige Hochsaison" für die Tierheime, betont Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund, dem Dachverband von rund 740 Tierschutzvereinen mit rund 550 Tierheimen und Auffangstationen in der Bundesrepublik. Jährlich würden in dieser Zeit bundesweit im Durchschnitt rund 70.000 Tiere in den Tierheimen aufgenommen; vor allem Hunde, aber auch Katzen sowie kleine Heimtiere oder Reptilien.

Das seien aber nicht ausschließlich ausgesetzte, sondern auch abgegebene und beschlagnahmte Tiere. Gerade bei Fundtieren sei oft nicht klar, ob sie wissentlich ausgesetzt oder ihren Haltern entlaufen seien.

Wer ein Tier aussetzt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit bis zu 25.000 Euro bestraft wird, erläutert der Deutsche Tierschutzbund. Er appelliert, vor der Anschaffung eines Tieres genau zu klären, ob man bereit und auch finanziell in der Lage ist, für das Tier bis zu dessen Lebensende zu sorgen.

Um die Zahl der ausgesetzten oder im Tierheim abgegebenen Tiere während der Urlaubszeit zu reduzieren und um Tierhaltern die Urlaubsplanung zu erleichtern, hat der Deutsche Tierschutzbund die Aktion "Nimmst du mein Tier, nehm' ich dein Tier" ins Leben gerufen. Sie findet 2018 bereits zum 24. Mal statt.

Die Mischlingshündin Donna hatte einen Tumor, weshalb ihr ein Auge entfernt werden musste. Die 2007 geborene Hündin lebte seit dem Tod ihrer Besitzerin zwei Jahre in einem ausländischen Tierheim und nun in der Pflegestelle. "Sie ist sehr lieb und anhänglich und verträgt sich mit Rüden und Hündinnen", erläutert Gaby Schwab. Für Donna wäre ein ruhiger Haushalt mit Garten ideal.

Der Spitz Bobby lebt seit September 2017 im Tierheim. Auch sein Besitzer ist verstorben - "und nun hofft der kleine Kerl jeden Tag auf seine zweite Chance", so Gaby Schwab. Der Rüde ist freundlich, mag aber nicht gerne allein bleiben. Mit Hündinnen versteht er sich gut, Rüden findet er nicht so toll.

Die Schäferhündin Laika wurde von ihrem Besitzer in Pflege gegeben, aber nicht wieder abgeholt. Ein Haus oder eine Wohnung in Stadtrandlage mit einem gesicherten Garten wären ein ideales neues Zuhause für die etwa achtjährige Laika, die seit Januar 2017 im Tierheim lebt. "Kinder sollten nicht im Haushalt leben", betont Gaby Schwab, da Laika den Umgang mit Kindern nicht kennt.

Der Chihuahua-Dackel-Mischling Oskar ist schon etwa 14 Jahre alt. Als sein Besitzer starb, war das für einen Hund in seinem Alter "eine Katastrophe", erläutert Gaby Schwab vom Tierschutzverein. Oskar kam erst im April 2018 ins Tierheim, er wurde aber mittlerweile vermittelt.

Die American Staffordshire Terrier-Mix-Hündin Blue wurde von ihren Besitzern einfach in der Wohnung zurückgelassen. Die etwa fünf bis sechs Jahre alte Hündin hatte ein stark verändertes Gesäuge, so dass ihr beide Milchleisten entfernt werden mussten. Blue ist wieder ganz fit und sehr sportlich. Da sie zu den sogenannten Listenhunden gehört, müssen bei der Haltung von Blue einige Auflagen beachtet werden, betont Gaby Schwab vom Tierheim, wo Blue seit September 2016 lebt.

Der Schnauzer Moritz lebt seit Dezember 2016 ebenfalls im Tierheim, weil sein Besitzer verstorben ist. Geboren im September 2007, könne Moritz sicher als Familienhund gehalten werden, so Gaby Schwab, obwohl er anfangs Fremden gegenüber etwas zurückhaltend sei und eine längere Eingewöhnungszeit brauche. Kinder im Haushalt sollten schon etwas älter sein. Mit Hündinnen verträgt sich Moritz gut, "Rüden zählen nicht unbedingt zu seinem Freundeskreis".

Mischling Hadley wurde im Februar 2018 im Tierheim abgegeben, "weil seine Besitzer ihn nicht mehr haben wollten", teilt Gaby Schwab mit. Der 2012 geborene Rüde braucht eine "ziemlich lange Eingewöhnungszeit, bis er Vertrauen fasst". Deshalb möchte der Tierschutzverein ihn nur in einen ruhigen, kinderlosen Haushalt vermitteln. Mit Hündinnen versteht sich Hadley gut, "Rüden findet er nicht so toll".

Der Rüde Chippo und die Hündin Vieto haben sich im Tierheim kennen- und lieben gelernt. Als Chippo ein neues Zuhause fand, blieb Vieto allein und sehr traurig zurück, erinnert sich Gaby Schwab. Doch der neue Besitzer von Chippo habe Herz gezeigt und auch Vieto bei sich aufgenommen.

Diese kleinen Kätzchen hatten Glück im Unglück: Sie wurden in einem Müllcontainer entsorgt, doch ein Arbeiter fand sie. Im Tierheim wurden sie mit der Flasche groß gezogen, und alle haben inzwischen ein neues Zuhause gefunden.

Als man die Katze Irma fand, brauchte sie dringend Hilfe - Irma hatte einen Schwanzabriss erlitten. Der Schwanz musste amputiert werden, was die Katzendame aber nicht weiter beeinträchtigt. Für die um 2010 geborene und kastrierte Irma sucht der Tierschutzverein ein ruhiges Zuhause ohne Artgenossen und Kinder.

Die Kater Pusche" und Snowy sowie noch ein drittes Tier namens Fiete stammen aus einem "Animal Hoarding"-Fall.

Immer wieder werden Tiere zu Opfern von Tiersammlern oder Animal Hoardern, informiert der Deutsche Tierschutzbund. "Dabei handelt es sich um ein psychisches Krankheitsbild, bei dem der Mensch in großer Anzahl Tiere hält, diese aber nicht angemessen unterbringt und versorgt."

Das 2014 geborene Katzen-Trio hatte schon ein neues Zuhause gefunden, sagt Gaby Schwab vom Bremer Tierheim. Doch dann hätten sich ihre Besitzer getrennt und alle drei Stubentiger kamen wieder ins Tierheim. Die drei Katzen sollen nur zusammen vermittelt werden.

Auch diese Katze stammt aus einem "Animal Hoarding"-Fall. Sie war eine von 45 Tieren, die aus der Wohnung eines Tiersammlers befreit wurden. Allesamt waren krank und unterernährt, und alle wurden im Tierheim wieder aufgepäppelt. Die meisten der Katzen konnten inzwischen vermittelt werden, erläutert Gaby Schwab.

Die Katze Gina wurde in einem Parzellengebiet gefunden und kam im April 2017 ins Tierheim an der Hemmstraße. Als sie gefunden wurde, war Gina trächtig - im Tierheim konnte sie nun ihre Kitten zur Welt bringen und aufziehen. Von ihrem Schwanz fehlt der größte Teil. Gina genießt alles, "was mit Streicheln und Kraulen zu tun hat", sagt Gaby Schwab.

Die Katze Mimmi wurde im November 2017 zusammen mit ihrer Schwester im Tierheim abgegeben. Die Schwester verstarb, die um 2007 geborene Mimmi blieb allein zurück. Sie leidet an einer chronischen Darm- und Bauchfellentzündung, braucht aber keine Medikamente. Mimmi kann in der Wohnung gehalten werden, wünscht sich aber einen gesicherten Balkon oder eine Terrasse.

Im Tierheim des Bremer Tierschutzvereins an der Hemmstraße werden aktuell (Stand Juni 2018) mehr als 500 Tiere versorgt - über 60 Hunde, rund 250 Katzen, etwa 100 Kleintiere sowie 40 Vögel und 64 Exoten, berichtet Sprecherin Gaby Schwab.

Bundesweit haben die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Tierheime im Jahr 2009 296.400 Tiere aufgenommen, darunter 74.900 Hunde, 131.900 Katzen, 17.300 Vögel, 67.600 Kleintiere, 1000 Großtiere und 3.700 Exoten. Vermittelt wurden 2009 im Durchschnitt von jedem Tierheim 96 Hunde, 187 Katzen, 25 Vögel, 110 Kleintiere, ein Großtier und fünf Exoten. Das bedeutet: Für rund 25.600 Hunde, 35.900 Katzen, 4.500 Vögel, 10.900 Kleintiere, 300 Großtiere und 1.200 Exoten konnten keine neuen Besitzer gefunden werden.

Aktuellere Zahlen gibt es leider bislang nicht, teilt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund mit. Nach Einschätzung des Dachverbandes seien diese Zahlen aber bis heute weitgehend konstant geblieben.

Das Bremer Tierheim ist montags bis freitags in der Zeit von 16 bis 18 Uhr sowie sonnabends in der Zeit von zehn bis 13 Uhr geöffnet.

Mit dem ÖPNV erreicht man es mit der BSAG-Buslinie 28, Haltestelle Wetterungsweg.

Das Tierheim kann durch Spenden oder die Übernahme von Tier-Patenschaften unterstützt werden. Das Tierheimbüro ist montags bis freitags von zehn bis 18 Uhr sowie sonnabends von zehn bis 13 Uhr unter der Telefonnummer 0421-351133 zu erreichen.

Nähere Informationen über den Tierschutzverein und das Tierheim gibt es hier.

Eine Kennzeichnung mittels eines vom Tierarzt unter die Haut implantierten reiskorngroßen Mikrochips mit einer Identifikationsnummer hilft, ausgebüxte Haustiere ihren Besitzern zuordnen zu können. Möglich als Kennzeichnung sind auch Tätowierungen und - bei Vögeln - eine Beringung.

Der Deutsche Tierschutzbund bietet an, derart gekennzeichnete Tiere in seinem Haustierregister kostenlos registrieren zu lassen. Der Titel des Registers ist Programm: Findefix.