Es ist eine wirklich einladende Atmosphäre, die den Besucher im Eingang der Zentralbibliothek Am Wall empfängt. Ein großzügiges Atrium, das von Licht durchflutet wird, Sitzecken, die zum Niederlassen und Lesen einladen, ein großes Bodenschach, an dem gerade zwei Männer spielen, und natürlich überall Tische und Regale mit Büchern, aber auch anderen Dingen. Also ganz anders als das Klischee von einem eher schmucklosen Raum voller Bücherregale, in dem es mucksmäuschenstill zugeht.
Genauso sei es auch gewollt, sagen Tina Echterdiek, die Leiterin der Zentralbibliothek, und Silke Becker, Leiterin Lektorat und Medieneinarbeitung. Die Bibliothek als Ort der Begegnung – das ist das Bild, das die beiden vermitteln wollen. „Die Vernetzung von Menschen wird immer wichtiger“, sagt Echterdiek. Themen wie Gesellschaft und Diversität rückten immer mehr in den Fokus. „Wir tun alles, um Menschen in unser Haus zu holen. Jeder findet hier einen Ort“, sagt sie und fügt lachend hinzu: „Und natürlich ein Buch.“
Das Credo der beiden Frauen wird beim Gang durch die Bibliothek bestätigt. Natürlich, Bücher gibt es und das nicht zu knapp, für jedes Alter, für alle Interessen und Lebenslagen. Darüber hinaus auch andere Medien: Zeitungen, Zeitschriften, CDs, DVDs, Konsolenspiele und ein wachsendes Spektrum an digitalen Angeboten wie E-Books oder E-Papers.
Doch das ist längst nicht alles: In der Bibliothek der Dinge kann man Hula-Hoop-Reifen, Dia-Digitalisierer, eine Ukulele und sogar ein Stand-up-Paddle-Board ausleihen. In einem großen Eckzimmer ist der E-Music-Space untergebracht, ausgerüstet mit Instrumenten und Aufnahmetechnik. Eine sogenannte Plauderbank lädt dazu ein, miteinander ins Gespräch zu kommen. Und ganz oben, im Kinderbereich, geht es zu wie auf einem Spielplatz: Kleine und größere Kinder flitzen zwischen den Regalen umher, Eltern schieben Kinderwagen, es gibt eine Puppenbühne, eine Verkleideecke, ein großes Piratenschiff, Spielekonsolen, eine Kinderküche – und Bücher.
Vom „Konzept des dritten Ortes“ spricht Silke Becker. Das heißt, die Bibliothek soll nach dem Zuhause und dem Arbeitsplatz der dritte Ort sein, wo Menschen sich aufhalten, ein „niederschwelliges Angebot“. Der Augenschein bestätigt: Überall gibt es Stühle, Tische, Sessel und Sofas, sitzen Menschen am Laptop, mit der Zeitung oder einem Buch in der Hand. Die Bibliothek als Ort nur für Leseratten und Wissensdurstige – diese Zeit dürfte wohl vorbei sein.