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Spezieller Motor entwickelt Die „Uthörn“ fährt als erstes Schiff mit grünem Methanol

Das Alfred-Wegener-Institut lässt demnächst ein Schiff auslaufen, dass mit Methanol aus erneuerbaren Energien fährt. Es ist die "Uthörn", das erste Schiff dieser Art.
18.12.2022, 06:00 Uhr
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Die „Uthörn“ fährt als erstes Schiff mit grünem Methanol
Von Elias Fischer

Der Ventmast auf dem achteren Arbeitsdeck des Forschungskutters „Uthörn“ ist architektonisch eher unspektakulär – bis Michael Klages über ihn spricht. Dann verwandelt sich das 15 Meter hohe weiße Konstrukt für kurze Zeit in den Christo Redentor, Rio de Janeiros Wahrzeichen, und die Salinge empfangen Wissenschaftler wie die Arme der Christusstatue Besucherinnen. „Der Ventmast ist das Wahrzeichen der ,Uthörn‘“, sagt der Meeresbiologe. Über ihn be- und entlüfteten sie insbesondere den Tank – und der enthalte einen unter Seeschiffen derzeit einzigartigen Kraftstoff: Methanol.

Die „Uthörn“ ist ein Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) – neu gebaut auf der Berner Fassmer-Werft. „Hier sollen Forschende den Zustand des Wassers überprüfen und Langzeitdaten sammeln, um nachhaltiger mit dem Meeresraum Nordsee umzugehen“, sagt Klages, Projektleiter des Neubaus. Speziell für die „Uthörn“ seien zwei Verbrennermotoren entwickelt worden, die mit grünem Methanol führen. „Damit ist das elektrisch fahrende Schiff das erste, das außerhalb eines Experimentes mit diesem umweltfreundlichen Kraftstoff fährt“, sagt Klages.

Methanol erhält das Attribut grün, wenn der Strom für die elektrolytische Herstellung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien kommt. Anschließend wird der Wasserstoff mit Kohlenstoff versetzt. Der komme aus dem Kohlenstoffdioxid (CO2) industrieller Rauchgase, sagt Klages. „Damit ist er Antrieb nahezu CO2-neutral.“ Der Motor setze bei der Verbrennung nur die Kohlenstoffdioxidmenge frei, die ohnehin ausgestoßen worden wäre. Recycling nennt Klages das gerne.

Die Gefahr an Methanol ist, dass es leicht entzündlich ist. „Daher sind die Motoren doppelwandig konstruiert“, sagt Klages. Trete Methanol aus dem inneren Raum heraus, komme es mit dem umströmenden Inertgas Stickstoff in Verbindung und werde so neutralisiert. „Wegen der Entzündlichkeit von Methanol ist der Ventmast auch so hoch“, sagte der Biologe. Dadurch sei sichergestellt, dass sich Methanoldämpfe aus den Anlagen so stark mit Umgebungsluft verdünnen, dass sie nicht mehr entflammbar seien.

Noch sind die Arbeiten am Schiff nicht abgeschlossen, doch lange sollten sie sich nicht mehr hinziehen. Für Februar sind erst die technischen, anschließend die wissenschaftlichen Erprobungsfahrten geplant. „Bevor die „Uthörn“ Ende März formal an das AWI übergeben wird“, sagt Klages. Dann könnten auf dem Schiff in einem Nass- und einem Trockenlabor junge Meeresbiologen ihr Handwerk lernen. „Ausbildung ist eine Kernaufgabe des Schiffes.“

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