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Automarkt Lieferverzögerungen bei Neuwagen: Worauf Kunden achten sollten

Für viele Autokäufer zieht sich die Lieferung des Neuwagens in die Länge. Das hat nun Auswirkungen auf die Leasingautos, die von Kunden zum Vertragsende zurückgehen. Warum sie die Trennung derzeit aufschieben.
17.01.2022, 18:12 Uhr
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Lieferverzögerungen bei Neuwagen: Worauf Kunden achten sollten
Von Peter Hanuschke

Das Ende eines Leasing-Vertrags bedeutet häufig einen neuen Leasing-Vertrag. Nach der vereinbarten Laufzeiten von zwölf Monaten bis zu mehreren Jahren geht das Fahrzeug zurück an den Händler. Danach erhält der Kunde sein nächstes neues Leasing-Auto – ein Zyklus, der in Deutschland in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden ist. Allerdings hat dieses Modell seit der Corona-Krise und den Lieferschwierigkeiten Rhythmusstörungen bekommen: Es mangelt an Neufahrzeugen. Immer häufiger werden deshalb bestehende Leasingverträge einfach verlängert. Autohändler machen da in der Regel mit, glücklich sind sie darüber aber nicht: Denn diese Fahrzeuge fehlen wiederum im Gebrauchtwagenmarkt – der Automarkt ist insgesamt durcheinander gewirbelt.

Mehr Leasing-Verträge verlängert

Die Zahl der verlängerten Leasing-Verträge nimmt zu. So bestätigt es Harm Fischer, Vertriebsvorstand des Autohändlers Schmidt+Koch in Bremen: "Dies ist in vielen Fällen situationsbedingt so." Dass viele Leasing-Verträge in die Verlängerung gehen, weil die bestellten Neuwagen nicht pünktlich geliefert werden können, sagt auch Joachim Czychy, Sprecher vom Landesverband des Kfz-Gewerbes Niedersachsen-Bremen: "Bei Großkunden mit hohen jährlichen Kilometerleistungen komme es auch schon vor, dass bereits das übernächste Fahrzeug aufgrund der Lieferzeiten mitbestellt wurde." Der Kunde habe meistens kaum andere Möglichkeiten, so Hans Jörg Koßmann, Obermeister der Kraftfahrzeug-Innung Bremen und geschäftsführender Gesellschafter des Mercedes-Autohauses Kossmann. Alternativ übernehme der eine oder andere Kunde einfach das Leasing-Fahrzeug. 

Kann man problemlos einen Leasingvertrag verlängern?

Vom Grundprinzip her sei eine Verlängerung des Vertrags einfach umzusetzen – vor allem dann, wenn das Leasing über die Bank des Herstellers abgeschlossen sei, so Koßmann. Harm Fischer sagt unisono: "In den meisten Fällen organisieren wir das für unsere Kunden nach Rücksprache beispielsweise mit VW-Leasing." Und auch Czychy sieht es gelassen: "In der Regel ist eine Leasing-Verlängerung aktuell problemlos möglich, gerade wenn es über die Hersteller-Gesellschaften erfolgt." Zu berücksichtigen seien dabei allerdings jeweils die individuellen Vertragsgegebenheiten – etwa, wenn es darum gehe, wer das Restwertrisiko trage, oder welche Dienstleistungspakete weiterhin gelten sollen.

Zu welchem Zeitpunkt sollten sich Kunden um eine Vertragsverlängerung kümmern?

"Das sollte möglichst frühzeitig erfolgen, also dann, wenn absehbar ist, dass das Nachfolgefahrzeug erst viel später kommen wird", sagt Koßmann. Bei den meisten Händlern werde es aber so sein, dass der Verkäufer die Lieferlisten der Hersteller im Blick habe und den Kunden entsprechend informiere.  

Auch Fischer empfiehlt, sich darum frühzeitig zu kümmern: Das sollte unmittelbar nach Bekanntwerden eines möglichen Lieferverzuges seitens des Herstellers für das bestellte Neufahrzeug passieren. "Da wir als Markenhändler die Lieferzeiten in etwa abschätzen können, kümmern sich unsere Vertriebsmitarbeiter aktiv gemeinsam mit dem Kunden um fristgerechte Verlängerungen." Rechtzeitig bedeute bei einigen Modellen momentan bereits neun bis zwölf Monate vor Leasingende, sagt Czychy. "Wir haben teilweise schon Lieferzeiten bis ins nächste Jahr", so Koßmann. Um die Zeit zu verkürzen, entscheide sich der eine oder andere Kunde manchmal auch für ein anderes Modell, das früher geliefert werden könne, aber eben nicht komplett die gewünschte elektronische Ausstattung habe, weil die aufgrund des Chipmangels nicht realisierbar sei.

Wie verändert sich die Leasingrate?

Bei einer geringfügigen Vertragszeitüberschreitung ändere sich die Rate in der Regel nicht, so Fischer. Bei einer richtigen Vertragsverlängerung werde die Leasingrate neu kalkuliert. Alles was über sechs Monate gehe, werde in der Regel neu berechnet, so Koßmann. Dabei werde auch berücksichtigt, dass der Kunde für einen von vornherein länger vereinbarten Zeitraum niedrige Monatsraten bezahlt hätte.

Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf den ohnehin schon angespannten Gebrauchtwagenmarkt?

"Jede Verlängerung eines bestehenden Leasing-Vertrages bedeutet auch eine Verzögerung für ein Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt", so Czychy. Mit Hinblick auf das sowieso schon knappe Angebot von gebrauchten Fahrzeugen sei das natürlich kontraproduktiv. "Diese Fahrzeuge fehlen den Händlern und auch den nachfragenden Verbrauchern." Das werde den Mangel an jungen Gebrauchten verstärken, so Koßmann. Insofern werde das Preisniveau in diesem Bereich im Vergleich zu früheren Jahren hoch und stabil bleiben. "Dem Gebrauchtwagenmarkt stehen diese Fahrzeuge einfach später zur Verfügung", so Fischer.

Anteil geleaster Straßenfahrzeuge

Der Anteil geleaster Straßenfahrzeuge an den Neuzulassungen in Deutschland lag 2019 laut dem Statistikportal Statista bei 42,1 Prozent. 2002 waren es demnach 30,1 Prozent. In den Folgejahren ging es mehr oder weniger stetig nach oben, allerdings sackte der Anteil 2009 im Jahr der weltweiten Finanzkrise auf 26,9 Prozent ab. Danach nahm Auto-Leasing aber wieder Fahrt auf.

Tipps der Verbraucherzentrale

"Beim Leasing geht es auch immer um die Höhe der Raten, die muss natürlich auch bei einer Verlängerung des Vertrages angepasst werden und deutlich niedriger ausfallen", sagt Mathias Hufländer, Jurist bei der Verbraucherzentrale Bremen. Denn als Basis für die Berechnung der monatlichen Leasingrate werde der noch nicht amortisierte Restwert des Fahrzeugs herangezogen und nicht der Neuwert. "Eine Vertragsverlängerung sollte auf jeden Fall eine Kündigungsoption beinhalten – nicht, dass der Kunde am Ende zwei Autos hat, weil der Neuwagen doch eher eingetroffen ist als gedacht." Darauf werde der seriöse Händler sicherlich auch von sich aus achten.

Zur Sache

Einbruch bei den Neuwagenzahlen

In Deutschland wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) 2,62 Millionen Personenkraftwagen (Pkw) neu zugelassen. Das sind 10,1 Prozent weniger als 2020. Noch deutlicher fällt der Rückgang im Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019 aus: Da waren es 3,61 Millionen Pkw (minus 27,42 Prozent). Die Entwicklung zeigt sich auch in Bremen und Niedersachsen. In der Hansestadt gab es im vergangenen Jahr 15.561 Pkw-Neuzulassungen (2020: 17.607 Pkw). Im Vergleich zu 2019 (21.091 Pkw) entspricht das einem Rückgang von 26,22 Prozent. In Niedersachsen wurden 2021 derweil 269.551 Pkw neu angemeldet (2020: 300.162 Pkw). Im Vergleich zu 2019 (373.211 Pkw) ist das ein Rückgang von 27,78 Prozent.

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