Als er sich vor 41 Jahren an die Macht putschte, regierten noch Mao Tsetung, Leonid Breschnew und Richard Nixon. Seither führt Muammar al Gaddafi Libyen in einem wilden Zickzackkurs. Größenwahn, skurrile Marotten und hemmungslose Erpressung machen seinen politischen Stil aus.
Fotostrecke Gaddafi - größenwahnsinniger Diktator
Als er sich vor 41 Jahren an die Macht putschte, regierten noch Mao Tsetung, Leonid Breschnew und Richard Nixon. Seither führt Muammar al Gaddafi Libyen in einem wilden Zickzackkurs. Größenwahn, skurrile Marotten und hemmungslose Erpressung machen seinen politischen Stil aus.
Der libysche Muammar al-Gaddafi herrscht seit über 40 Jahren über Libyen und seine Bevölkerung. In diesem beachtlich langen Abschnitt der Geschichte fiel er durch Skrupellosigkeit, Exzentrisches Gehabe, aber auch politisches Geschick auf.

Gaddafi liebt den Personenkult. Bei Staatsempfängen ließ er sich stets von seiner Amazonen-Leibgarde begleiten.

November 2009: Gaddafi auf dem Weg zum Welternährungsgipfel: Der selbsternannte Revolutionsführer wird immer von seiner weiblich Leibgarde begleite

Wenn er reist, wohnt er stets in seinem Beduinenzelt, das er im Schatten der Luxushotels aufschlägt. Zu seiner Delegation gehört immer ein Kamel, damit der Wüstensohn morgens frische Kamelmilch hat.

Er liebt es bunt, tritt manchmal in afrikanischer Kleidung auf oder aber auch ...

... in Phantasieuniformen, mal in weiß oder bunt wie ein Papagei.

Gerne hat er sich von den westlichen Demokratien distanziert. Oberst Gaddafi versteht sich als Gegenpol zur reichen Welt. Stattdessen hat er sich den Kontinent ans Revers geheftet. Ich bin der Führer der Führer Arabiens, ich bin der König der Könige Afrikas, und ich bin der Imam aller Muslime, sagt er von sich selbst.

Eine innige Bekanntschaft verbindet ihn mit dem italienischen Staatschef Silvio Berlusconi. Immerhin geht der Begriff der Bunga-Bunga-Affäre, die Berlusconi eine Anklage wegen Prostitution Minderjähriger einhandelte, auf Gaddafi zurück: Bunga-Bunga, so lautet die Legende, bezeichne einen afrikanischen Ritus in Gaddafis Harem.

Gaddafi liebt die Provokation. Selbst in Italien konnte er davon nicht lassen und klebte sich ein Foto ans Revers, das einen Held des libyschen Widerstandes zeigte, der von den italienischen Kolonialherren (1911 bis 1942) hingerichtet wurde.

Gaddafi zeigte sich jedoch durchaus interessiert an europäischer Kultur. Mit einer Pelzmütze bekleidet besuchte er im kalten Dezember 2007 den Pariser Louvre.

Noch eine Provokation erlaubte sich Gaddafi im August 2009, als er den Lockerbie-Attentäter Abdelbasset Ali Mohammed einen Tag nach seiner Freilassung aus schottischer Haft mit großem Pomp und vor laufenden Kameras empfing. Gaddafis Verdrahtung mit dem Terrorismus war vor allem in den 90ern eng.

Legendären Status erreichte sein bewusst kalkulierter Eklat in der UN-Vollversammlung im September 2009. Gaddafi zerriss dort vor vollem Haus die UN-Charta. Er kritisierte den UN-Sicherheitsrat scharf und sagte: Er sollte Terrorrat heißen.

Lässt man einen wie Berlusconi mal außen vor ist Gaddafis Wertekanon allerdings weit von europäischen Maßstäben entfernt. Frauen etwa sind für ihn wie Möbel, die man verrücken kann, sagte er bei einem Staatsbesuch in Rom. Was ihn nicht daran hinderte, eine "weibliche Revolution" zu fordern.

Einer Revolution seines ganzen Volkes sieht sich der einstige Revolutionsführer von 1969 nun im Februar 2011 gegenüber. Bei öffentlichen Auftritten versteckte er sich hinter Panzerglas.

Auf dem Höhepunkt der Proteste machte sich Gaddafi zunächst unsichtbar. Dann meldete er sich mit einem bizarren 22-Sekunden-Auftritt zu Wort. Politische Landeskenner sehen sein Regime am Ende.