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Springer in Stuhrbaum Auszeichnung mit IHK-Qualitätssiegel für die Ausbildung

Die Springer GmbH aus Stuhrbaum hat als erster Betrieb im Landkreis Diepholz das IHK-Qualitätssiegel "Top Ausbildung" erhalten. Was diese Auszeichnung bedeutet.
18.04.2024, 14:27 Uhr
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Auszeichnung mit IHK-Qualitätssiegel für die Ausbildung
Von Eike Wienbarg

In Zeiten des Fachkräftemangels suchen viele Firmen nach Nachwuchs. Aus der großen Masse herauszustechen, ist dabei aber oft gar nicht so einfach. Die Firma Springer aus Stuhrbaum geht daher neue Wege. Das international agierende Unternehmen, das vor allem für die Automobilindustrie und deren Zulieferer tätig ist, hat nun das Qualitätssiegel "Top Ausbildung" der Industrie- und Handelskammer (IHK) erhalten. Es ist damit das erste Unternehmen im Landkreis Diepholz und erst der 70. von mehr als 5600 Ausbildungsbetrieben im IHK-Bezirk Hannover.

"Wir wollen nach außen zeigen, dass wir ausbilden", sagt Jens Wielanczyk, Leiter der Personalabteilung bei der Springer GmbH, über den Grund, warum sich das Unternehmen an dem umfangreichen Zertifizierungsprozess der IHK beteiligt hat. Für die Zertifizierung musste das Unternehmen einen langen Fragenkatalog beantworten. "Das hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen", berichtet Wielanczyk weiter.

Gemeinsam mit einem Vertreter der IHK und drei Prüfern wurden die Fragen während eines Audits durchgegangen. Die Fragen starteten bereits beim Rekrutierungsprozess, berichtet Susanne Kunze, die in der Springer-Personalabteilung für die Ausbildung zuständig ist. "Der komplette Weg vom Recruiting bis zur Unterschrift des Ausbildungsvertrages wurde beleuchtet", sagt sie weiter. Danach ging es um den Plan, wie die Auszubildenden starten, wie sie die Ausbildung durchlaufen und wie die Ausbildung organisiert wird. Darunter fielen zum Beispiel auch die Beurteilungen oder die verschiedenen Bereiche, die im Unternehmen absolviert werden. Auch die Auszubildenden selbst wurden befragt. "Ich fand es gut, dass sich die Prüfer vor Ort ein Bild gemacht haben", so Wielanczyk.

Abgefragt wurden aber ebenfalls zusätzliche Inhalte neben dem eigentlichen Ausbildungsplan, so Wielanczyk weiter. Gelobt habe die IHK vor allem die sogenannten Azubi-Projekte der Firma, sagt der Personalchef. Dabei bearbeiten die Auszubildenden über die Berufe hinweg gemeinsam ein Thema und präsentieren es dann. Dieses Planspiel gehe von der Kostenkalkulation über die Konstruktion bis hin zur Fertigung. "Das ist wie eine kleine Firma", erklärt Susanne Kunze den Hintergrund. Jeder habe dabei seine Aufgaben.

Eines der Projekte war zum Beispiel ein kleines Modellauto, das die Azubis konstruierten. Am Computer wurden dabei die Pläne entworfen. Anschließend wurden die Teile gefräst, gebohrt und geschliffen. So entstand ein kleines, silbernes Auto zum Zusammenbauen. Auch am IHK-Projekt der Energie-Scouts zur Einsparung von Energie in Unternehmen beteiligten sich die Azubis.

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Der Ausbildungsplan bei Springer, der sich am Ausbildungsrahmenplan orientiert, sieht ebenfalls vor, dass die Azubis auch vorübergehend in Teams arbeiten, in denen sie eigentlich nicht eingesetzt werden müssten. "Auch, wenn es nur für zwei, drei Wochen ist", so Kunze. Dies sei aber für das "Verständnis innerhalb des Unternehmens" wichtig. Auch auf die Prüfungen werden die Azubis speziell vorbereitet. Zum Ende der Ausbildung nimmt die Personalabteilung mit den entsprechenden Ausbildern Kontakt auf, um einen Platz für den ausgebildeten Nachwuchs zu finden. "Uns ist es wichtig, dass wir den Auszubildenden garantieren können, dass sie drei Monate übernommen werden", so Kunze weiter. "Wir versuchen, den Azubi entsprechend seiner Ausbildung unterzubringen", sagt die Mitarbeiterin in der Personalabteilung.

Aktuell arbeiten bei Springer rund 150 Mitarbeiter. Das im Jahr 2001 gegründete mittelständische Unternehmen wird durch den Geschäftsführer Uwe Springer geleitet. Kerngeschäft ist die Entwicklung, Planung, Konstruktion, Produktion und Inbetriebnahme von Komponenten und Systemen für die Presswerk- und Rohbau-Automation. "Wir stellen Industrietechnik her", fasst es Jens Wielanczyk kurz zusammen. Dazu gehören zum Beispiel Saug- oder Klemmgreifer. "Wir zählen zu den Technologieführern auf unserem Gebiet", betont auch Susanne Kunze.

In Stuhrbaum befinden sich das Lager und die Montage. Vor Ort sitzen aber auch die Mitarbeiter des Einkaufs, des Vertriebs, der Personalabteilung, der IT und des Rechnungswesens. Die Fertigung der Firma befindet sich ein paar Kilometer weiter in Varrel. Zusätzlich gibt es ein Werk in Tschechien mit 20 Kollegen, drei Kollegen arbeiten dauerhaft im Umfeld des VW-Geländes in Wolfsburg. Außerdem hat das Stuhrer Unternehmen weltweit Repräsentanzen.

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Derzeit bildet das Unternehmen sechs Nachwuchskräfte aus. Dazu gehören zwei Technische Produktdesigner. "Das waren früher die Technischen Zeichner", erklärt Susanne Kunze. Hinzu kommen ein Industriekaufmann, ein Zerspanungsmechaniker, der später als Dreher oder Fräser arbeiten kann, und zwei Industriemechaniker, die auch in der Montage bei den Kunden eingesetzt werden. Ebenfalls ausgebildet werden können Fachkräfte für Lagerlogistik.

Überwiegend würden die Auszubildenden dabei aus dem näheren Umkreis kommen. "Etwa ein Radius von 30 Kilometern", so Jens Wielanczyk. "Wir betrachten die Ausbildung auch als echtes erstes Rekrutierungselement", betont der Personalleiter. Das fange beim Zukunftstag an, zu dem in diesem Jahr zwölf Kinder und Jugendliche bei Springer hospitieren, und gehe weiter über Praktika, die Präsentation in Schulen und auf Berufsbörsen sowie über die Ansprache der Eltern – zum Beispiel über das Radio, sagt Susanne Kunze. "Es wird die Zukunft sein, über die Ausbildung langjährige Mitarbeiter zu gewinnen", prognostiziert Jens Wielanczyk.

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Die Anzahl der Bewerbungen sei aber auch in seinem Unternehmen geringer geworden, sagt der Personalchef. Die Qualität hingegen sei sehr unterschiedlich. "Es gibt auch Bereiche, in denen es schwieriger wird", sagt Susanne Kunze und ergänzt: "Wir wollen aber nicht nur nach den Unterlagen urteilen." Daher werden oft mehr Bewerber zu den Gesprächen eingeladen. Vor allem aber habe sich die Erwartungshaltung der Bewerber geändert. Dabei gehe es um die Frage, was den jungen Menschen wichtig im Leben ist, so Wielanczyk. Für das kommende Ausbildungsjahr hat das Unternehmen noch Plätze für Technische Produktdesigner und Fachkräfte für Lagerlogistik frei.

Besonders wichtig beim Zertifizierungsprozess für das Qualitätssiegel war Jens Wielanczyk und Susanne Kunze auch die Rückmeldung der Prüfer. So konnten trotz der guten Bewertung noch Verbesserungspotenziale entdeckt werden, sagt der Personalleiter. "Das ist für uns sehr wertvoll", sagen die beiden übereinstimmend. In den kommenden drei Jahren bis zur nächsten Zertifizierung soll dann genau an diesen Stellschrauben gedreht werden, um das Unternehmen weiter fit für die Zukunft zu halten.

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