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Weyherin des Jahres Was Preisträgerin Birgit Sündermann in ihrem Ehrenamt antreibt

Birgit Sündermann aus Melchiorshausen wurde jetzt für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Welche Projekte sie künftig anstoßen möchte.
20.09.2024, 15:00 Uhr
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Von Ina Friebel

"Wie alt ich bin, das weiß ich gar nicht", sagt Birgit Sündermann und lacht. "Mein Alter ist mir absolut unwichtig." Nach kurzem Überlegen fällt die Zahl dann aber doch. Für ihr ehrenamtliches Engagement ist die 57-Jährige jetzt zur Weyherin des Jahres 2023 ausgezeichnet worden (wir berichteten). Seit 20 Jahren ist sie im Sportverein TSV Blau-Weiß Melchiorshausen aktiv. Mittlerweile arbeitet sie dort auch hauptberuflich als Bürokauffrau. Ihr sportlicher Einsatz leidet dadurch allerdings nicht.

Begonnen habe alles vor rund 20 Jahren, erinnert sie sich. "Damals habe ich als Fußballtrainerin im Jugendbereich angefangen, weil mein ältester Sohn dort gespielt hat." Ohnehin seien drei ihrer vier Kinder inzwischen beim TSV als Trainer oder Übungsleiter aktiv. Zwei von ihnen haben sich auch beruflich dem Sport verschrieben. Der älteste Sohn leitet die Reha-Abteilung. Auch ihr Ehemann Herwig Sündermann ist ein Urgestein beim TSV Blau-Weiß Melchiorshausen. Seit über 50 Jahren ist er dort im Fußball aktiv. Die Familie lebt seit rund 40 Jahren auch in Melchiorshausen. Aufgewachsen ist Birgit Sündermann in Erichshof.

"Ich habe auch kurz Fußball gespielt", erzählt Sündermann. Ebenfalls über ihre Kinder sei sie dann zum Turnen gekommen. "Es fehlten die Übungsleiter", sagt sie. "Da wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Übungsleiterin zu werden." Also habe sie ihre C-Lizenz im Kinder- und Jugendbereich gemacht. Es folgte eine B-Lizenz im Gesundheitssport Reha-Prävention und Kinder mit Wahrnehmungsstörungen. "Das war ein Paket, das sich auf einzelne Bausteine aufgebaut hat", erklärt Sündermann.

Drei Trampolin-Gruppen gegründet

Da sie selbst als Kind Trampolin gesprungen sei, habe sie sich auch um ein entsprechendes Angebot im Melchiorshauser Verein bemüht. "Ich habe eine Ausbildung zur Trampolin-Trainerin gemacht", sagt sie. Insgesamt habe sie dann drei Trampolin-Gruppen gegründet. Ein solches Angebot habe es im Verein vorher nicht gegeben. "Das ging dann mit drei Turn- und drei Trampolin-Gruppen schon etwas über das Ehrenamt hinaus", resümiert sie.

2013 absolvierte Birgit Sündermann eine Ausbildung zum Drums-Alive-Instructor. "Darauf folgten viele weitere Ausbildungen und Gruppen im Drums-Alive-Bereich." Ebenfalls vor etwa zehn Jahren habe sie im Inklusions-Bereich angefangen. "Wobei ich bei einer Jugend-Trampolin-Gruppe auch schon ein Inklusions-Angebot hatte", erzählt sie. "Inklusion mache ich bis auf zwei Gruppen heute nur noch", fügt sie hinzu.

Das reichte Birgit Sündermann allerdings immer noch nicht. Zusätzlich wollte sie Drumbata – eine Sportart, bei der mithilfe von Gymnastikbällen und Sticks Intervalltraining gemacht wird – anbieten. "Dafür gibt es aber keine Fortbildung." Lediglich eine DVD mit ein paar Übungen darauf habe ihr damals zur Verfügung gestanden. "Damit habe ich mir mein eigenes Programm erstellt." Fast ein Jahr habe es gedauert, bis dieses fertig war. Inzwischen sei Drumbata mit zwei Kursen pro Woche ein fester Bestandteil beim TSV. Die Vorbereitung der Kurse sei "Zeit, die kein Mensch sieht", gibt Sündermann zu bedenken. Damals seien "die kompletten Sommerferien draufgegangen", um das neue Angebot vorzubereiten. "Das kann man nur machen, wenn es Spaß macht", betont sie.

Auftritt bei World Special Olympics

Während der Corona-Pandemie habe sie gemeinsam mit Kati Meißner ein weiteres Herzensprojekt umgesetzt: Die Unikat Ball-Trommel-Gruppe – ein inklusives Angebot in Kooperation mit der Lebenshilfe Syke mit einer Kombination aus Trommeln, Rhythmus, Musik und Sport. Diese Gruppe bildet mit rund 30 Teilnehmern mittlerweile eine eigene Sparte des Vereins, die nicht nur gemeinsam Sport macht, sondern auch bei diversen Shows ihr Können zeigt. "Wir waren bei den World Special Olympics und bei den Lebenshilfe-Meisterschaften in Berlin", bericht Sündermann stolz. Auch bei der Weyher Veranstaltungsreihe Summer In The City ist die Gruppe bereits zweimal aufgetreten. "In den Sommermonaten haben wir sehr viele Auftritte", sagt Sündermann, die auch erste Vorsitzende des TSV Blau-Weiß Melchiorshausen ist, der rund 900 Mitglieder hat.

Derzeit planen sie und Kati Meißner ein weiteres großes Projekt mit ihrer Unikat-Gruppe, wie sie verrät. Dafür brauchen sie unbedingt einen Büro-Schulungs-Container, der durch Sponsoren ermöglicht werden könnte, sagt sie. Denn künftig soll es beim TSV Blau-Weiß Melchiorshausen eine Kinder-Trommel-Inklusionsgruppe geben. Das Besondere daran: "Wir wollen Aktive aus der Unikat-Gruppe mit reinnehmen, die uns beim Training unterstützen." Und für die entsprechende Ausbildung brauche es eben jenen Container.

Für andere Ehrenämter bleibe momentan wenig Zeit, bedauert sie. "Ich war lange auch bei den Weyher Streetwatchern", erzählt sie. "Das würde ich gerne wieder machen, weil es mir sehr viel Spaß bereitet hat." Die Auftritte ihrer Gruppe fänden allerdings meist am Wochenende statt, wenn auch die Streetwatcher zum Einsatz kommen.

Urlaub am Meer

Hobbys hat Birgit Sündermann neben dem Sport allerdings einige. Die Familie hat drei Hunde und in ihrer Freizeit fahre sie gerne Motorrad – am liebsten mit ihrer Tochter, wie sie sagt. In den Urlaub ans Meer geht es dann mit dem eigenen Camper. "Die Berge mag ich nicht", sagt Sündermann. Die meisten Reisen führen die Familie nach Dänemark. Gerne würde sie aber auch einmal nach Schweden oder Griechenland fahren, so die 57-Jährige.

Bei der Auszeichnung Weyher des Jahres ist Birgit Sündermann keine Unbekannte. Bereits bei der Verleihung für das Jahr 2022 wurde sie ausgezeichnet. Dieser Preis hat allerdings einen tragischen Hintergrund, weswegen Sündermann nur ungern darüber spricht. Ihre Tochter Ninja und sie seien für ihren besonderen Einsatz nach einem tödlichen Motorradunfall geehrt worden. "Wir wollten diese Auszeichnung eigentlich nicht", sagt Sündermann. "Für uns war es selbstverständlich, zu helfen."

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Weitere Informationen zur Unikat-Gruppe sind auch online unter www.unikat-on-tour.de zu finden.
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