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Einzigartige Sammlung Zwischen Farbmühlen und Bordürenrollen: Das Malermuseum in Wehrbleck

Ein Museum der besonderen Art: Im Malermuseum Wehrbleck werden bald 33.333 Besucher gezählt. Malermeister Wilhelm Köster hat hier in 20 Jahren eine einzigartige Sammlung aufgebaut.
20.07.2025, 17:41 Uhr
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Zwischen Farbmühlen und Bordürenrollen: Das Malermuseum in Wehrbleck
Von Sabine Lüers-Grulke

Landkreis Diepholz/Wehrbleck. Malermeister Wilhelm Köster wird wohl bald den 33.333. Besucher in seinem Malermuseum Wehrbleck begrüßen. Sein kleines privates Museum mit der Adresse Nordholz 2 in der Samtgemeinde Kirchdorf hat er vor 20 Jahren eingerichtet und stets erweitert. Der Eintritt ist immer noch kostenlos, die regelmäßige Öffnungszeit sonntags nachmittags von 14 bis 17 Uhr. Oder aber nach Vereinbarung per Telefon (unter 01 72 / 4 23 82 42): Da solle man sich am besten vorab erkundigen, ob auch tatsächlich geöffnet ist. Denn Köster, der demnächst 75 Jahre alt wird, hat keinen Vertreter. Der Bisherige sei vor Kurzem im Alter von 90 Jahren verstorben, erzählt er.

Köster selbst will aber noch möglichst lange weitermachen, zumal auch kein Nachfolger in Sicht ist. Das Deutsche Maler- und Lackierermuseum in Hamburg habe zwar mal Interesse angemeldet, aber die komplette Sammlung übernehmen würde man dort auch nicht. "Wohl eher nur die Sahnestücke", mutmaßt Köster. Dabei hat er in zwei Jahrzehnten Werte aus ganz Deutschland zusammengetragen, die es nicht mal in Hamburg zu sehen gibt. "Ich habe alle alten Malerwerkstätten abgeklappert, wenn diese den Betrieb aufgaben."

Fertig gekaufte Farbe gibt es noch gar nicht so lange

Da gibt es Bordürenrollen, mit denen Maler früher die Wände bunt verzierten. Dicke Musterbücher für Tapeten und dazu passende Holzleisten. Farbpigmente lagern in großen Holzkisten eines Wandschranks: Von "Ultramarin-Blau" über "Chromgrün" oder "Saftgrün" bis "Marsgelb", "Gold-Ocker" und "Wiener Rot" gliedern sich die Töne, deren Pigmente mit Öl und Leim zu Farben gemischt wurden. Denn fertig gekaufte Farbe gibt es erst seit den 1950er-Jahren. Was heute ein Farbcomputer im Baumarkt übernimmt, musste früher der Maler in einer Farbmühle zusammenstellen. Ein Exemplar einer solchen Mühle mit Trichter ist das neueste Exponat in Kösters Sammlung.

Die dehnt sich mittlerweile über mehrere Räume auf dem Hof Witte aus. Köster wohnt in der Nachbarschaft; der Hof Witte betreibt noch Landwirtschaft, hat aber dem Museum einige Räume in einem ehemaligen Stall hergerichtet. Das beliebte Landhaus Witten Deel ist gleich nebenan und früher häufig von Busgruppen nach einem Besuch im Malermuseum angesteuert worden. "Manchmal kamen drei Busse am Tag", erzählt Köster. Das habe nachgelassen, aber Schulklassen oder auch Kindergärten kommen noch immer. Den Kleinsten zeigt er dann gern, wie beispielsweise Grün entsteht: "Aus Blau und Gelb", das habe ein Mädchen neulich kaum glauben können.

Meisterklassen der Maler aus Hannover auf Besuch

Auch die Meisterklassen der Maler aus Hannover kommen regelmäßig, sagt Köster. Denen zeigt er dann, was ein Maler früher alles können musste: "Maler ist ja ein sehr künstlerisches Handwerk." Mit Wischtechnik wurden Maserungen kostbar anmutender Edelhölzer auf einfache Spanplatten für Möbel aufgetragen. Mittels Gänsekielen entstanden Marmorierungen, die ebenfalls täuschend echt aussahen. Maler stellten selbst Farbkarten her, auf denen sie Variationen von Tönen präsentierten, die gut zueinander passten, die mal Wärme, mal Kälte oder gar "Vornehmheit" ausstrahlten.

"Mir macht es immer großen Spaß, wenn ältere Malermeister kommen und wir über frühere Zeiten sprechen", sagt Köster. Natürlich schnackt er dann am liebsten auf Platt. Sein Vater, der ebenfalls Wilhelm hieß, hatte früher eine Zeit lang in Bremen gearbeitet und den halbwüchsigen Sohn später gerne mitgenommen, wenn er in der Hansestadt Farben von Suding und Soeken kaufte oder Tapeten von Reinhardt für seinen Betrieb im heimischen Wehrbleck. Sein Sohn arbeitete dann in der Diakonie Freistatt als Betriebsleiter, Malermeister, Ausbilder und Obermeister der Malerinnung im Landkreis Diepholz.

Auf Instagram teilt Wilhelm Köster gerne Neues unter @wilhelmkoestermalermeister mit. Mitunter bietet er Aktionstage in seinem Malermuseum an, dann vergoldet er Steine oder zeigt, wie man mit Tankroller und Schwammroller arbeiten kann. Manchmal kämen sogar Besucher, die einfach einen Rat wollten – denn heutzutage werde eben gern auch selbst tapeziert und Wände gestrichen.

Das Malermuseum Wehrbleck, Nordholz 2, feiert am Freitag, 5. September, sein 20-jähriges Bestehen. Dafür hat jetzt Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne die Schirmherrschaft übernommen. Geöffnet ist das Museum an diesem Tag ab 13 Uhr. Malermeister Wilhelm Köster erwartet viele Gäste und Förderer von nah und fern, für die er neben einer Tombola – "ohne Nieten" – ein Überraschungsprogramm organisiert hat: Auszubildende der BBS Syke zeigen virtuelles Lackieren mit der Simulationsbrille für Lackierarbeiten, das Industriemuseum Lohne gibt Einblicke in die Herstellung von Pinseln und ein Malerkollege wird Marmormalerei vorführen. Auch das Deutsche Industrielack-Museum Dortmund ist dabei und präsentiert die Geschichte und Entwicklung von Industrielacken.

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