Die Syker Wälder haben einiges zu bieten und stecken voller Überraschungen. Niemand weiß das besser als ihr langjähriger Revierförster Heinz-Dieter Tegtmeier. Organisiert von Rainer Städing, Forstingenieur im Ruhestand, nimmt er interessierte Bürger mit in den Wald, um ihnen dieses besondere Ökosystem näherzubringen. Die erste Waldentdeckungstour führte in den sogenannten Syker Europawald bei Steimke und den angrenzenden Mischwald. Die zweite findet am Sonnabend, 2. November, ab 14 Uhr statt und führt ins Syker Friedeholz.
Gut 30 Interessierte folgten Tegtmeier durch Europawald und in den angrenzenden Mischwald, berichtet Städing. Dabei erfuhren sie unter anderem, dass der Europawald 2014 entstand, auf einer ehemaligen Weihnachtsbaum- und Ackerfläche. Mit der freiwilligen CO2-Abgabe eines international tätigen Bremer Unternehmens wurde in insgesamt drei Pflanzaktionen ein außergewöhnlicher Laubmischwald, berichtete Tegtmeier. Neben über 15 heimischen Baumarten, mit Raritäten wie Elsbeere, Speierling, Flatterulme oder Wildapfel und Wildbirne, prägen auch mit Blick auf den Klimawandel sechs nicht heimische Baumarten die 30.000 Quadratmeter große Fläche: Roteichen, Baumhasel, Platanen, Walnussbäume und Tulpenbäume. Dazu eine Allee aus Esskastanien, die nach Abbau des Wildschutzzaunes eine Besichtigung des Wäldchens erleichtern wird. Für Waldbesitzer Heinrich Bohlmann aus Kirchhatten war der Besuch „eine tolle Chance, die vielen Laubbaumarten 'live' zu erleben", teilt Städing mit. Es sei doch ein Unterschied, ob man Bäume angucken, anfassen und erleben kann oder man sie sich nur in einem Buch ansehe.
Trotz des großen Interesses an fremdländischen Baumarten sei sich die Forstwissenschaft einig, dass die breite Grundlage für die Wälder mit Blick auf den Klimawandel weiterhin die heimischen Baumarten sind, unterstrich Städing. Beim Neuaufbau der Wälder werde in den meisten öffentlichen Forstbetrieben eine Mischung von mindestens vier bis fünf Baumarten auf gleicher Fläche angestrebt.

Umgeben von Tulpenbäumen im Herbstkleid erläuterte Heinz-Dieter Tegtmeier (rechts) das Konzept des Europawaldes.
Waldentwicklung für die Zukunft
Ein Stück weiter ging es dann in einen imposanten Mischwald aus 50 bis 80 Jahre alten, mächtigen und hochgewachsenen nordamerikanischen Küstentannen, Douglasie und Riesenlebensbäumen. Dazu gesellen sich heimische Baumarten wie Buchen, Lärchen, Eichen. Auf den guten Syker Waldböden ist dort ein leistungsfähiger Mischwald entstanden, der sich selbst nach der gerade erfolgten Durchforstung, wie das zahlreiche Nutzholz am Wegrand zeigte, noch als dichter Wald mit Naturverjüngung von Lebensbaum und aufkommenden Bergahorn-Sämlingen zeigt. „Auch die Küstentanne wird sich eines Tages natürlich vermehren, lediglich die Douglasie tut sich schwer“, schätzt Tegtmeier die Situation ein. „Für die Zukunft haben wir hier einen wuchsfreudigen Mischwald mit mindestens sechs Baumarten und viel natürlicher Waldverjüngung, der mit Blick auf steigende Temperaturen im Klimawandel sehr gut aufgestellt sein dürfte“, ließ er die Teilnehmer wissen.

Nichtheimische Arten wie die Douglasie und der Riesenlebensbaum sollen den heimischen Wäldern bei der Anpassung an den Klimawandel helfen.
Für interessierte Waldbesucher geht es am Sonnabend, 2. November, weiter. Dann stehen im Syker Friedeholz ausschließlich die nordamerikanischen Baumarten von Lebensbaum bis Hemlocktanne und ihr Wachstum unter den hiesigen Waldbedingungen im Fokus. Treffpunkt ist der Waldparkplatz hinter dem Pflegeheim Deutsche Eiche. Von dort geht es um 14 Uhr los.