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FC Hambergen Der "Heini" lässt das Kicken nicht

Dennis Heineke ist eine Hamberger Vereinslegende - und immer noch heiß begehrt, wie die vergangenen Monate gezeigt haben. Und so ganz ohne Fußball kann und will "Heini" ja auch gar nicht sein.
01.03.2022, 11:26 Uhr
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Von Tobias Dohr

Hambergen. Wie sich Dennis Heineke wohl in 20 Jahren an diesen Freitagabend zurückerinnern wird? An jenen 20. August, als er – rein ligentechnisch – ganz unten angekommen war. Jener "Heini" Heineke, der den SV Bornreihe einst zur Landesliga-Meisterschaft schoss, die Torjägerkanonen reihenweise einsammelte und im Landkreis Osterholz völlig zurecht einen gewissen Kultstatus genießt. Und nun stand er da auf dem Platz des TSV Worphausen. Mitte August. Worphausen II gegen Hambergen III. Herzlich willkommen in der 3. Kreisklasse.

Natürlich war es eine freiwillige Entscheidung. "Heini" ohne Fußball – das funktioniert einfach noch nicht so richtig. Am 23. Oktober 2019 hatte der mittlerweile 34-Jährige letztmals für die ersten Herren der "Zebras" in der Bezirksliga Lüneburg auf dem Platz gestanden. Natürlich hat er da ein Tor geschossen. Es folgten noch zwei Einsätze für die zweite Mannschaft – ebenfalls mit Torerfolgen. Dann bremste Corona den Fußball erst einmal vollständig aus. Bei Dennis Heineke, der sich vor rund zwei Jahren ein Haus in Hambergen gekauft hatte, kam zunächst keine Langeweile auf. "Als Hausbesitzer gibt es ja immer was zu tun", sagt der Vollblutstürmer, der allerdings irgendwann erschrocken feststellte: "Irgendwie fing der Bauch an zu wachsen, ebenso wie das schlechte Gewissen."

Also tat "Heini" etwas, was er in seiner aktiven Laufbahn niemals gerne, geschweige denn freiwillig gemacht hätte: Er zog sich die Laufschuhe an und ging joggen. Irgendwie in Bewegung bleiben war das Motto. Und da kam der Re-Start des Fußballs im vergangenen Sommer ja gerade recht. Endlich wieder kicken. Da war es auch erst mal völlig nebensächlich, als Kumpel Jascha Sobottka anfragte, ob Heineke einmal aushelfen könne, bei den dritten Herren wohlgemerkt. "Am Ende ist es mir ziemlich egal, wo und gegen wen ich spiele. Ich bin halt auch in der 3. Kreisklasse ziemlich ehrgeizig, wenn ich erst mal auf dem Platz stehe", sagt Heineke und fügt dann mit einem Schmunzeln hinzu: "Leider."

Denn in der 3. Kreisklasse ist das Spiel doch ziemlich anders, weil unberechenbarer für einen Stürmer wie ihn. "Du machst nen Übersteiger und rechnest damit, den Abwehrspieler in die falsche Richtung geschickt zu haben. Aber die lassen sich da gar nicht austanzen, weil sie einfach stehen bleiben. Und dann rennste stumpf in die rein", erinnert sich Heineke an die ersten Erfahrungen mit den manchmal etwas hüftsteifen Abwehrspielern in den tiefsten Niederungen des Osterholzer Fußballs. Einige wilde Grätschen und heftige Zweikämpfe habe er erlebt. Einige blaue Flecken mit nach Hause genommen. Aber Spaß gemacht hat es ihm trotzdem.

So sehr, dass er nach jenem Spiel im August noch drei weitere Male für die Hamberger Dritte auflief. Elf Treffer hat Dennis Heineke in jenen vier Einsätzen erzielt. Vier alleine im Spiel gegen Worphausen, drei davon bereits vor der Halbzeitpause. Dass da plötzlich ein hochdekorierter Bezirks- und Landesligakicker vor ihnen stand, war wohl nur den wenigsten bewusst, denkt Heineke: "Ich glaube, in der 3. Kreisklasse interessieren sich nicht so viele für den höherklassigen Fußball. Da sind einige dabei, die vorher kaum Fußball gespielt haben, die interessiert auch nicht, wer ein Dennis Heineke ist."

Beim FC Hambergen wissen sie das aber natürlich ganz genau. Und sie wissen auch, dass der Goalgetter durchaus noch große Lust auf den Fußball hat. So kam es, dass nicht nur die dritte Hamberger Mannschaft immer mal wieder anfragte, sondern auch die zweite Herren aus der Kreisliga. Und sogar Bezirksliga-Coach Julian Gelies klopfte in der Herbstserie mal an. "An einem Wochenende hatte ich tatsächlich mal zeitgleiche Anfragen von allen drei Herrenteams", erinnert sich Heineke schmunzelnd. Und eigentlich hatte er ja hauptsächlich für die Ü32 der "Zebras" auflaufen wollen.

Das ist auch der Plan für die Frühjahrsserie. Priorität eins hat die Altherren-Formation. Doch für die zweite und dritte Mannschaft würde er auch noch mal spielen, wenn es der Terminkalender denn zulässt. Nur bei der ersten Mannschaft will Heineke nicht mehr ran: "Die haben eine so tolle Mannschaft, da muss ich wirklich nicht irgendeinem anderen jungen Spieler den Kaderplatz wegnehmen."

Im Sommer hatte Heineke übrigens noch mal ein attraktives Angebot eines anderen Klubs gehabt. Eines, bei dem er durchaus ins Grübeln gekommen war – allerdings nur ganz kurz. "Am Ende macht das ja mit fast 35 Jahren keinen Sinn mehr, ich kann schließlich nicht mehr dreimal die Woche trainieren." Dann doch lieber 3. Kreisklasse. Oder Kreisliga. Oder Ü32. Am übernächsten Wochenende spielt übrigens sowohl die Hamberger Zweite, die Dritte sowie die Alten Herren. Es ist wohl weniger die Frage, ob Dennis Heineke an diesem Wochenende Fußball spielen wird, sondern vielmehr, wo.

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