Die Nachfrage scheint sich abzukühlen: Wärmepumpen sind aktuell nicht der Renner. Das liegt wohl an der allgemeinen Diskussionen um das Heizungsgesetz, aber auch an den Kosten für die Umrüstung. Zwar werden die Projekte durch den Staat gefördert, die Hauseigentümer müssen trotzdem tief in die Tasche greifen. Da kommen unerwartete Kosten nicht gut an. Die lauern aber beispielsweise, wenn eine Gasheizung zuvor für wohlige Wärme gesorgt hat. Normalerweise wird der Erdgasanschluss nicht mehr gebraucht. Er muss stillgelegt oder abgebaut werden. Und das kostet Geld: Bis zum Jahreswechsel wurde er für eine geringe Pauschale oder gar kostenlos stillgelegt beziehungsweise vom Netz getrennt. Jetzt berichten Nutzer in den sozialen Medien, dass die EWE Netz sich den Vorgang bezahlen lässt. Von Kosten in Höhe von rund 1000 Euro ist die Rede.
EWE bestätigt Kosten
Auf Anfrage bestätigt die EWE, die auch Erdgasnetze im Landkreis, etwa in der Samtgemeinde Hambergen sowie in Gnarrenburg, Hagen, Beverstedt und Worpswede betreibt, die Änderung. Seit Jahresbeginn würden nun pauschal 965,09 Euro fällig, teilt ein Sprecher mit. Das gilt, wenn der Erdgasanschluss tatsächlich vom Erdgasnetz getrennt wird. Dann würden der Zähler und der Gasdruckregler demontiert sowie die Leitung verschlossen und vom Netz getrennt, was mit Tiefbauarbeiten verbunden sei. Diese Kosten werden künftig an die Kunden weitergegeben.
"Bisher konnten wir aufgrund einer sehr geringen Nachfrage nach Stilllegung von Erdgasanschlüssen auf eine Kostenübernahme dieser Leistung durch die Kundinnen und Kunden verzichten", bemerkt die EWE. Die Nachfrage habe aber mit der wachsenden Anzahl strombetriebener Heiztechniken wie zum Beispiel der Wärmepumpe vor allem im vergangenen Jahr stark zugenommen. Die Anzahl der dauerhaft getrennten und vorübergehend pausierten Erdgasanschlüsse lag nach Angaben der EWE im Jahr 2023 etwa im mittleren vierstelligen Bereich. Für das Jahr 2024 rechnet das Unternehmen mindestens mit einer Verdoppelung der Abmeldungen.
"Berechnung ist rechtlich gedeckt"
Die EWE findet, die Gebühr ist nur gerecht: "Wir halten es im Übrigen für richtig, die mit einer steigenden Anzahl an Stilllegungen wachsenden Kosten verursachergerecht zu verteilen. Andernfalls müssten alle anderen Gaskunden die Kostenbelastungen aus Stilllegungen, die aus der Umstellung auf Wärmepumpen resultieren, über die Netzentgelte tragen." Und sie seien auch rechtens. Das sei im Paragrafen neun der Niederdruckanschlussverordnung „Kostenerstattung für die Herstellung oder Änderung des Netzanschlusses“ geregelt.
Es gibt für Kunden aber noch eine Möglichkeit: Eine vorübergehende Pausierung. Dabei wird nur der Zähler entfernt und die Hausanschlussleitung verschlossen. Dafür werden allerdings jährlich 67,12 Euro fällig. "Dieser Standby-Zustand verpflichtet uns als Netzbetreiber weiterhin unter anderem die – laut Regelwerk – aus Sicherheitsgründen vorgeschriebenen Hausanschlusskontrollen, die Leitungsdokumentation und Beauskunftung durchzuführen, was sich in den jährlichen Kosten ausdrückt", erläutert Pressesprecher Volker Diebels. Der Gasanschluss kann dann allerdings jederzeit wieder aktiviert werden. Bei der Trennung ist dies nicht einfach möglich. Dann muss ein neuer Anschluss beantragt und bezahlt werden.
Osterholzer Stadtwerke denkt an Änderungen
Bei den Osterholzer Stadtwerken ist eine Kündigung ohne Stilllegung oder Rückbau nicht möglich, wie die Pressesprecherin Julia Becker erklärt. In der Regel teilten die Heizungsinstallateure den Stadtwerken mit, dass eine Abmeldung bevorstehe. Der Kunde erhalte dann ein Angebot für die Stilllegung. Aktuell werde für den Zählerausbau, Material und Dokumentation eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von 119,52 Euro berechnet – noch, wie Becker betont. Auch die Osterholzer Stadtwerke denken über eine Änderung nach. Was die Stilllegungen künftig kosten werden, sei noch offen, sagt Julia Becker.
Die Kosten fallen je nach Netzbetreiber sehr unterschiedlich aus, wie Stichproben zeigen. Avacon Netz GmbH, unter anderem im Harz tätig, berechnet für eine Trennung 994,84 Euro. Das schwäbische Unternehmen Netze-Gesellschaft Südwest verlangt für eine endgültige Stilllegung laut Homepage 2975,00 Euro. Eine vorübergehende Außerbetriebnahme soll einmalig 72,59 Euro und eine Vorhaltepauschale in Höhe von 71,40 Euro pro Jahr kosten.
Einige Netzbetreiber geben keine pauschalen Kosten an und berechnen "tatsächlich angefallene Kosten". Und es gibt auch noch Unternehmen, die eine Trennung kostenlos vornehmen.
Was die Bundesnetzagentur rät
Die Bundesnetzagentur rät: "Wenn Sie Ihren Gasanschluss dauerhaft nicht mehr nutzen wollen, sollten Sie diesen aus Sicherheitsgründen stilllegen oder zurückbauen lassen." Bei einer vorübergehenden Stilllegung führt die Leitung weiter Gas.