Krieg, Inflation und Zinsanstieg haben sich im vergangenen Jahr in erheblichem Maße auf den Immobilien- und Grundstücksmarkt im Landkreis Osterholz ausgewirkt. Am Donnerstag veröffentlichten die Mitglieder des Gutachterausschusses für Grundstückswerte ihren Jahresbericht. Demnach ist der Geldumsatz auf dem Grundstücksmarkt 2023 mit einem Rückgang von gut 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr geradezu "eingebrochen". Die Zahl der Kaufverträge und der Flächenumsatz seien ebenfalls um 15 Prozent gesunken. Wer ein Haus bauen wollte und dafür ein Grundstück brauchte, sah sich allerdings mit weiter steigenden Preisen konfrontiert.
Baulandmarkt
Auf dem Baulandmarkt wurden laut Gutachterausschuss im Landkreis Osterholz im vergangenen Jahr 161 Kaufverträge geschlossen, dabei wurden 20 Millionen Euro umgesetzt. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang bei den Kaufverträgen von zehn Prozent und beim Umsatz von 16 Prozent. Der Flächenanteil sei sogar um über 30 Prozent auf 27 Hektar gesunken. Die meisten Bauplätze wurden in der Stadt Osterholz-Scharmbeck (32) und der Gemeinde Lilienthal (20) verkauft. Interessant: Häufiger als sonst sind potenzielle Käufer von den Kaufverträgen abgesprungen, weil das geplante Bauprojekt für sie nicht mehr finanzierbar war. Hohe Zinsen und hohe Baupreise dürften die Pläne dieser Menschen durchkreuzt haben.
Baulandpreise
Trotz rückläufiger Verkäufe und Umsätze – ein Trend, der sich ganzen Land Niedersachsen zeigt – sind die Preise für Wohnbauland um rund fünf Prozent gestiegen. Wer beispielsweise ein Grundstück für ein Einfamilienhaus kaufen möchte, muss im Landkreis Osterholz für eine mittlere Fläche von 741 Quadratmetern einen Quadratmeterpreis von 195 Euro hinlegen. Dabei fallen die Preise je nach Region höchst unterschiedlich aus. Beträgt der Quadratmeterpreis für Wohnbauflächen in Lilienthal bis zu 330 Euro, liegt dieser Bodenrichtwert in Hambergen bei maximal 98 Euro. Ritterhude weist einen Höchstwert von 310 Euro pro Quadratmeter auf. In Osterholz-Scharmbeck beträgt der höchste Richtwert 240 Euro, in Schwanewede 220 Euro. In Worpswede (200) und Grasberg (130) kommen Käufer günstiger davon. Auffällig: Während diese Bodenrichtwerte im Landkreis Osterholz gegenüber 2022 ausnahmslos gestiegen sind, blieben die Preise in der Samtgemeinde Tarmstedt im benachbarten Landkreis Rotenburg stabil: Dort kostete der Quadratmeter in der Spitze 120 Euro.

Die Preise für Grundstücke fallen in den Gemeinden der Region höchst unterschiedlich aus.
Wohnhauspreise
Wer ein Haus gekauft hat, zahlte nach Darstellung der Gutachter im vergangenen Jahr etwa 15 Prozent weniger als 2022. Die Preise bewegten sich damit auf einem Niveau, "das zu Beginn des Jahrzehnts als normal galt". Die höchsten mittleren Preise für frei stehende Ein- und Zweifamilienhäuser bewegten sich im vergangenen Jahr im Kreisgebiet bei 295.000 Euro. Der Landkreis Osterholz liegt damit im Niedersachsen-Vergleich in der oberen Hälfte des Preisniveaus. Auch Reihenhäuser und Doppelhaushälften sind im Kreisgebiet nicht billig zu haben. Zwar sind auch in diesem Sektor die Preise gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent gesunken. Dennoch werden im Landkreis Osterholz immer noch mittlere Preise von 270.000 Euro aufgerufen. Laut Gutachterausschuss liegt der Kreis damit im oberen Landes-Drittel. Allerdings lohnt auch hier ein differenzierter Blick. Während die Preise für ältere, energetisch unsanierte Häuser teils erheblich gesunken seien, hätten die hohen Baukosten die Preise für Neubauten um mehr als zehn Prozent steigen lassen. Im Mittel müssen Käufer hierfür mehr als eine halbe Million Euro bezahlen, fanden die Experten heraus.
Eigentumswohnungen
Ähnlich die Entwicklung auch im Bereich der Eigentumswohnungen: Je jünger das Baujahr, desto teurer wurden die Eigentumswohnungen gehandelt, schreiben die Gutachter. Sind die Preise für ältere Eigentumswohnungen im vergangenen Jahr grundsätzlich gefallen, haben sich Bauten ab 2010 sogar um mehr als zehn Prozent verteuert. Der mittlere Wohnflächenpreis lag bei 1980 Euro pro Quadratmeter und damit im Landesschnitt, bei Neubauten ab 2021 betrug der mittlere Preis 3800 Euro pro Quadratmeter. Im Bereich der Eigentumswohnungen registrierte der Gutachterausschuss Otterndorf im vergangenen Jahr fast zwölf Prozent weniger Käufe beziehungsweise Verkäufe (239 Verträge). Der Geldumsatz fiel hingegen nur um vier Prozent.
Landwirtschaft
Während die Zahl der Bauplatz- und Wohnhausverkäufe zurückgegangen ist, lässt sich im landwirtschaftlichen sowie im forstwirtschaftlichen Bereich eine ganz andere Entwicklung beobachten. So zählten die Gutachter im vergangenen Jahr 131 Kaufverträge, ein Plus von 15 Prozent. Die Fläche, die dabei den Eigentümer wechselte, betrug 300 Hektar (plus fünf Prozent). Allerdings wurde dabei gegenüber dem Vorjahr mit rund sieben Millionen Euro weniger Geld bewegt: minus acht Prozent. Dies könne, so der Ausschussvorsitzende René Jacobsen, mit den Verkaufsobjekten selbst – Ackerland oder (günstigeres) Grünland? – und den jeweils bewegten Flächengrößen zusammenhängen. Und bei großen Flächen werde beispielsweise auch mal so etwas wie ein Mengenrabatt gewährt. Die Experten stellten fest, dass die Bodenrichtwerte für Ackerflächen überwiegend gestiegen, wogegen die Werte bei Grünlandflächen überwiegend konstant geblieben sind. So kostete ein Quadratmeter Ackerland zwischen 2 und 3,30 Euro. Für Grünland mussten die Käufer zwischen 1,25 und 3 Euro hinlegen.