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Wilstedt und Breddorf Alte Häuser auf Neubaustandard gebracht

Wer alte Häuser energetisch auf Neubaustandard bringt, bekommt vom Landkreis eine Anerkennung in Form einer grünen Hausnummer. Zwei Beispiele aus Wilstedt und Breddorf.
19.01.2024, 15:26 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Johannes Heeg

Wilstedt/Breddorf. Mit der Grünen Hausnummer zeichnet der Landkreis Menschen aus, die ihre Häuser vorbildlich energetisch saniert oder nach hohen Standards besonders energieeffizient neu gebaut haben. 2023 haben sich 13 Hausbesitzer aus dem Landkreis Rotenburg bei der Klimaschutzmanagerin des Landkreises, Meike Düspohl, gemeldet, am Ende erfüllten zwölf Gebäude die Kriterien für die Grüne Hausnummer. Wir haben uns zwei Beispiele in Wilstedt und Breddorf angeschaut und mit den Hauseigentümern gesprochen.

Dirk Gröffel hatte sich einiges vorgenommen, als er vor einigen Jahren daran ging, das Haus seiner Großeltern an der Bülstedter Straße in Wilstedt umzukrempeln. Erbaut um 1900, war das Gebäude bis vor der großen Sanierung klimapolitisch gesehen die reinste Katastrophe. Dann hat Gröffel die Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt, und Wände, Fußböden und Decken dämmen und dreifach verglaste Fenster einbauen lassen. "Wir erreichen hier fast Neubaustandard", sagte Gröffels Architekt und Energieeffizienzexperte Torsten Diedrich während der Bauphase.

Die Vorhersage habe sich bestätigt, sagt Gröffel heute. Die vier etwa gleich großen Wohnungen mit insgesamt 300 Quadratmetern Wohnfläche benötigten zur Beheizung insgesamt etwa 8000 Kilowattstunden Energie pro Jahr. "Die Mieter zahlen 80 Euro im Monat für die Wärme", so Gröffel. Die Kaltmiete selbst betrage "etwas unter sieben Euro pro Quadratmeter". Damit seien hier "genau die kleinen und bezahlbaren Wohnungen entstanden, die wir auf den Dörfern brauchen", betont Gröffel. 

25 Prozent vom Staat

Rund 600.000 Euro habe die Sanierung des Hauses gekostet, doch schieße der Staat dafür 150.000 Euro zu – das sind 25 Prozent. Allerdings, das lässt der Handwerksmeister nicht unerwähnt, stecke auch ein erheblicher eigener, körperlicher Beitrag in dem Projekt: Gut 350 Stunden Eigenleistung habe er investiert. Denn für die Wärmepumpe, die dem Erdreich thermische Energie entzieht, die dem Gebäude über eine Fußbodenheizung zugeführt wird, hat er mehrere Hundert Meter Leitungen auf dem Grundstück in etwa 1,5 Meter Tiefe verlegt. Angetrieben wird die Pumpe von einem Elektromotor, dessen Strom zum großen Teil vom eigenen Dach kommen wird. Dort hat der Elektromeister eine zwölf Kilowatt starke Fotovoltaikanlage installiert. "Im Zusammenspiel mit einem Batteriespeicher erreichen wir einen Selbstversorgungsgrad von 50 Prozent", hat Gröffel ausgerechnet. Idealerweise werde auch die vorgesehene Wallbox zum Laden von Elektroautos von der Sonne gespeist, sagt er. Strom, der nicht selbst erzeugt werden kann, wird bei einem Ökostromanbieter zugekauft.

Das ebenfalls mit einer Grünen Hausnummer ausgezeichnete Haus von Carsten König in Breddorf wurde 1933 erbaut. Als er das Grundstück 2017 kaufte, hatte er es eigentlich nur auf die benachbarte Halle abgesehen, in der er Fahrzeuge unterstellen wollte. Das Haus, das vermietet war, habe er zunächst gar nicht gebraucht. Doch dann, so erzählt der Viehhändler, habe sich Nachwuchs angekündigt, "und wir brauchten mehr Platz als wir in unserer Mietwohnung hatten". Also kündigte der frühere Tarmstedter den Mietern und begann mit der Kernsanierung des alten Gebäudes. Von Oktober 2020 bis Mai 2021 sei praktisch alles erneuert worden. Bis auf die Klinkerfassade, die er gerne erhalten wollte. "Zum Glück war da ein Hohlraum zwischen Klinker und Wand, sodass wir eine Einblasdämmung machen konnten", sagt der Hausherr.

Energiekosten spürbar gesunken

In Verbindung mit einer effizienten Dämmung des Dachs, Wärmepumpe, Fußbodenheizung und zehn Kilowatt starker Fotovoltaikanlage seien die Energiekosten spürbar gesunken. Ein Blick auf eine spezielle App auf dem Smartphone verrät ihm den monatlichen Stromverbrauch. Im Winter beträgt er um die 500 Kilowattstunden im Monat, im Jahr summiere sich das auf 3200 Kilowattstunden. "Macht etwa 1000 Euro im Jahr für Heizung und Warmwasser", rechnet König vor. Die Mieter hätten zwischen 6000 und 7000 Liter Heizöl im Jahr verbraucht. Den hohen Aufwand bedauert er nicht: "Wir müssen uns ernsthaft mit dem Thema Energie beschäftigen." Die Aktion mit der Grünen Hausnummer, von der er "nur zufällig" erfahren habe, findet er gut. Sie sollte allerdings besser beworben werden. "Es gibt so viele alte Häuser, die saniert werden müssten", meint er.

Carmen Dittmer von der Klimaschutz-und Energieagentur Niedersachsen sagte bei der feierlichen Verleihung der Grünen Hausnummer, dass die Kampagne in ganz Niedersachsen ein großer Erfolg sei. „Inzwischen hängen in Niedersachsen schon über 1700 Grüne Hausnummern. Die ausgezeichneten Hauseigentümer und Hauseigentümerinnen zeigen seit Jahren mit vielfältigen Lösungsansätzen, modernen Technologien und unterschiedlichen Baumaterialien, wie man zukunftsweisend saniert und baut.“

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Info

Weitere Informationen zur Grünen Hausnummer gibt es bei der Klimaschutzmanagerin des Landkreises Rotenburg, Meike Düspohl, unter Telefon 04261/ 983 28 60 oder per E-Mail an klimaschutz@lk-row.de. Außerdem unter https://www.klimaschutz-niedersachsen.de.

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