- Wie dramatisch war das Hochwasser im historischen Vergleich?
- Was passiert mit den zahllosen Sandsäcken?
- Wie hoch sind die Schäden?
- Wie viele Einsätze haben die Helfer im Kreis Verden geleistet?
- Welche Bereiche hat das Hochwasser besonders getroffen?
Aufräumen lautet das Gebot der Stunde im Landkreis Verden. Während sich Aller und Weser allmählich wieder in ihre Flussbetten zurückziehen, bleiben vielerorts Mitbringsel der Fluten liegen. In Hagen-Grinden etwa, wo an den Weihnachtstagen kurzfristig ein Campingplatz geräumt werden musste, trieb der Haushaltsmüll der Camper durch den Ort. Nun müssen die Abfälle in mühseliger Kleinarbeit aufgelesen und entsorgt werden. Das Fischerviertel in Verden, wo das Hochwasser ganze Straßen überschwemmt hatte, ist zwar wieder trocken. Vor den Hauseingängen liegen allerdings noch viele Sandsäcke. Viele Hausbewohner sind noch damit beschäftigt, ihre Keller und andere mit Wasser vollgelaufene Räume auszupumpen und zu trocknen.
Wie dramatisch war das Hochwasser im historischen Vergleich?
Das lässt sich erst sagen, wenn der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz alle Daten ausgewertet hat. Einen ersten Fingerzeig liefert ein Blick auf die Pegelstände: So hatte die Weser bei Intschede am 29. Dezember mit 720 Zentimetern ihren höchsten Stand. Das ist immer noch deutlich unter den historischen Höchstwerten. Am 29. Februar 1940 waren in Intschede 762 Zentimeter gemessen worden, am 13. Februar 1941 waren es 747 Zentimeter und am 17. März 1947 757 Zentimeter. Für die Messstelle der Aller in Verden Eitze gibt es keine historischen Vergleichswerte. Ein Blick auf den Pegel in Marklendorf weiter flussaufwärts zeigt, dass sich dort das Hochwasser 2023/2024 durchaus mit denen von 1946 und 2003 vergleichen lassen kann. Eine Übertragung der Angaben etwa auf den Bereich Verden ist allerdings nicht ohne Weiteres möglich, weil sich der Pegel nahe der Wesermündung aufgrund des Zusammenspiels der beiden Gewässer stark verändern kann. Durch einen Rückstau war es in der Nacht zum 28. Dezember im Bereich Verden zu einem Anstieg von rund 60 Zentimetern innerhalb weniger Stunden gekommen.
Was passiert mit den zahllosen Sandsäcken?
Im Landkreis Verden wurden nach Schätzungen mehrere Zehntausend Sandsäcke verbaut. Was jetzt damit geschehen soll, ist noch offen. "Wir prüfen gerade, wie wir die Sandsäcke am besten beseitigen können", erklärt Dennis Köhler, Sprecher der Kreisfeuerwehr Verden. Fest steht aber, dass die Hüllen nicht wiederverwendet werden können. "Das ist ausgeschlossen. Die Jutesäcke sind alle nass geworden und gammeln weg. Und die Kunststoffsäcke lösen sich im Sonnenlicht mit der Zeit auf."
Wie hoch sind die Schäden?
Das ist schwer zu sagen. "Da sich das Wasser erst langsam zurückzieht, werden die Schäden erst allmählich sichtbar", sagt Köhler. Außerdem sind viele verschiedene Bereiche betroffen. Neben den Schäden an Privathäusern können auch Straßen, Brücken, Deiche, Grünanlagen, öffentliche Spielplätze und landwirtschaftliche Flächen gelitten haben. Die Zerstörungen zu erfassen und die Schadenhöhe zu beziffern, ist die Aufgabe von Bausachverständigen und anderen Experten.
Wie viele Einsätze haben die Helfer im Kreis Verden geleistet?
Seit Weihnachten waren die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis über Wochen im Dauereinsatz. Zwar waren die einzelnen Städte und Gemeinden unterschiedlich stark vom Hochwasser betroffen – viel Arbeit gab es vor allem im südlichen Teil des Landkreises, wo die Aller auf die Weser trifft, während es im Norden vergleichsweise ruhig blieb –, doch für die Einsatzkräfte machte das keinen Unterschied. So füllten Feuerwehrleute aus Oyten in Verden Sandsäcke, von Achim aus wurden die Einsatzkräfte mit warmem Essen, kalten Getränken und literweise Kaffee versorgt. Wie viele Einsatzstunden hinter den Wehren liegen, kann Dennis Köhler nicht sagen, weil nicht alle Einsätze gezählt wurden.
Welche Bereiche hat das Hochwasser besonders getroffen?
Die Ortschaft Eissel zwischen Verden und Langwedel war zwischenzeitlich zu einer Insel geworden. Die beiden Zufahrtsstraßen zu den größeren Nachbarorten waren überflutet. Wer etwas in Eissel erledigen musste, war auf den Fährdienst der Feuerwehr angewiesen. Insgesamt beförderte Kapitän André Schröder mehr als 1800 Menschen. Rund 593 Stunden war das Boot unterwegs. Schröder sorgte auch dafür, dass die Eisseler während des Hochwassers weiter ihre Briefe und Pakete erhielten. Der Postbote wartete Tag für Tag am Anleger, um die Kisten mit den Sendungen auf das Boot zu laden.
Ähnlich erging es den Einwohnern von Hagen-Grinden im Flecken Langwedel. Dort hatte die Weser nicht nur die einzige Zufahrt zum Eiland überspült, sondern auch noch mehrere Stromkästen unter Wasser gesetzt. Die Folge: Mehrere Haushalte blieben über Tage ohne Strom. Auch das Pumpwerk fiel aus, weshalb nicht einmal die Sanitäranlagen benutzt werden konnten.