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Fotoreportage Strom für 7000 Haushalte

Vor 20 Jahren haben sich die Heitmanns aus Ottersberg überlegt, aus Pflanzen Strom zu machen. Heute ist es aber auch Gas, Papier und Abwärme, mit denen sie die Haushalte versorgen.
26.02.2023, 06:00 Uhr
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Strom für 7000 Haushalte
Von Ben Zimmermann

Die Szenerie ist so schön, dass sie einer kitschigen Werbebroschüre über erneuerbare Energien entstammen könnte: Die tief stehende Sonne strahlt auf die glatten, grünen Kuppeln der Biogasanlage, im Hintergrund drehen sich ein paar Windräder, alles wirkt ruhig und friedlich. Und irgendwie öko.

Doch mit Kitsch hat Christoph Heitmann nichts am Hut. Der 40-Jährige ist gemeinsam mit seinem Vater Jürgen Geschäftsführer der Benas Biogas GmbH, die die Anlage am Ortsrand von Ottersberg betreibt, und erzählt lieber ganz nüchtern von den komplexen technischen Prozessen, von finanziellen Rahmenbedingungen und von Plänen für die Zukunft.

Doch zunächst ein Blick zurück: Seniorchef Jürgen Heitmann war Landwirt, als sich die Familie vor knapp 20 Jahren entschied, die Energieproduktion als zweites wirtschaftliches Standbein aufzubauen. „Dieser Gedanke hatte sehr viel Charme“, sagt der Sohn, schließlich konnten sie so aus landwirtschaftlichen Abfällen klimaneutral Energie gewinnen. Mittlerweile reicht das längst nicht mehr, heute bauen sie eigens Nutzpflanzen für die Energieproduktion an. Neben Mais verarbeiten sie große Mengen an Grassilage, Hirse und sogenannter Ganzpflanzensilage.

Es sind sehr komplexe Verfahren, mit denen aus nachwachsenden Rohstoffen am Ende Strom, Gas und Papierprodukte gewonnen werden. „Eine Biogasanlage ist wie eine Kuh aus Beton“, beschreibt es Christoph Heitmann. Etwa 300 Tonnen gehäckselte Pflanzen gehen täglich in die Fermenter genannten Behälter. Dort zersetzen Mikroorganismen sie. Rund 60 Prozent des dabei entstehenden Biogases werden zur Stromerzeugung verbrannt, 40 Prozent werden aufbereitet und in eine Erdgasleitung eingespeist. So werden pro Stunde 3500 Kilowatt Strom und 700 Kubikmeter Bioerdgas gewonnen. Allein mit dem Strom können etwa 7000 Haushalte versorgt werden.

Mit der Abwärme wird eine Faseraufbereitungsanlage betrieben, in der die festen Reststoffe zu Produkten wie Eierverpackungen, Becherträgern oder Papier verarbeitet werden – alles biologisch abbaubar. Und als wäre das alles noch nicht öko genug, gibt es weitere Pläne: Künftig soll ein Teil der Abwärme in ein Fernwärmenetz zur Versorgung von Ottersberger Haushalten fließen und der selbst benötigte Strom mit einer Photovoltaikanlage gewonnen werden.

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