Wer zu Manfred Hübner in Fischerhude will, muss unter Umständen ein bisschen suchen. Aus größeren Straßen werden kleinere, aus kleinen Straßen Wege und aus Wegen Zufahrten, bevor man seine Werkstatt erreicht. Hier liegt sie – eingerahmt von der Fischerhuder Idylle mit schmucken Häuschen, alten Bäumen, wunderschönen Gärten, sprießendem Grün und der Wümme. Kein Wunder, dass Hübner glücklich ist, hier sein Domizil gefunden zu haben.
Seit 2021 betreibt der Restaurator seine Werkstatt, die er vorher in Bremen hatte, in dem malerischen Ort an der Wümme. In der Branche tätig ist er allerdings viel länger: 1988 sattelte der gelernte Tischler um. „Ich habe nicht den Beruf gesucht, der Beruf hat mich gesucht“, sagt er heute. Und man versteht sofort: Restaurator zu sein, ist für ihn eine Berufung, und sein Handwerk in Fischerhude ausüben zu können, macht das Glück perfekt. „Ich lebe und arbeite hier meinen Traum“, sagt Hübner.
In der lichtdurchfluteten Werkstatt stehen große Maschinen zur Holzbearbeitung, Regale mit den verschiedensten Werkzeugen und Schränke mit Farben, Ölen und Klebern. Und dann gibt es natürlich noch die Objekte, um die sich hier alles dreht. An mehreren Projekten aus Bremens guter Stube arbeiten Hübner, sein Mitarbeiter Nikolaus Klee und Yannik Sonka, der bei einigen Aufträgen mitarbeitet, gerade: denkmalgeschützte Türen aus der Bürgerschaft, die barrierefrei umgebaut werden und sich künftig automatisch öffnen und schließen, ein Wappenstuhl aus dem Rathaus, dessen brüchig gewordenes Leder gefestigt wird, sowie Teile des Ratsgestühls aus der Oberen Rathaushalle, die sich zu Dokumentationszwecken in der Werkstatt befinden.
„Der Erhalt des Alten steht an oberster Stelle“, sagt der Restaurator. Erst wenn das nicht mehr möglich sei, fertige man einen Ersatz. Für den Wappenstuhl bedeutet diese Maxime, dass Hübner die oberste Schicht des in die Jahre gekommenen Leders, die mittlerweile abblättert, mit speziellem Kleber Stück für Stück fixiert. Eine aufwendige und kleinteilige Arbeit, für die er die nötige Muße braucht. Am Ende wird der Stuhl nicht wie neu aussehen, die entstandenen Schäden bleiben. Doch der Verfall ist gestoppt, das Material wieder stabil.
Fragt man Manfred Hübner, was er gern einmal restaurieren würde, fangen seine Augen an zu glänzen. „Ein Bernsteinmöbel“, sagt er sofort. „Ich habe Bernstein bisher nur als Schmuck kennengelernt. Es als Zierrat eines Möbelstücks auch anfassen zu können, ist etwas ganz anderes."