Walter Müller, 84, kennt jede einzelne Maschine in der ehemaligen Senfmühle der Eystruper Firma Leman – er war jahrzehntelang Betriebsschlosser auf dem Gelände. Die Produktion des Traditionsunternehmens wurde vor Jahren in andere Gebäude verlagert, die alte Senfmühle steht leer.
Steigt Müller heute die steilen, staubigen Treppen bis in den vierten Stock hoch, hat er immer noch jeden Arbeitsschritt parat – vermutlich könnte er zu jeder einzelnen Schraube eine Geschichte erzählen. Seine Begeisterung für die Senfmühle teilt er mit einigen anderen aus dem Heimatverein Eystrup, die sich den etwas sperrigen Namen „Interessengemeinschaft Industriedenkmal Senffabrik Leman“ gegeben haben. Seit 2011 richten sie ehrenamtlich die historischen Gebäude auf dem Gelände gegenüber dem Bahnhof her. Und das ist ein Mammutprojekt, für das Zeit, Leidenschaft und das Überwinden vieler bürokratischer Hindernisse Voraussetzung sind.
Mit Mitteln aus der Städtebauförderung sei man zusammen mit regionalen Handwerksbetrieben ans Werk gegangen, erinnert sich Wolfram-Wernher Köhr von der Interessengemeinschaft. Als erstes waren das Krafthaus und die mit einer Leistung von 200 Kilowatt größte Dampfmaschine Norddeutschlands an der Reihe. „Ordentlich Bammel“ hatten sie vor der vielen Arbeit, denn die rührigen Ehrenamtlichen waren gerade einmal zu viert.
Das nächste Projekt ist die Renovierung der Senfmühle
Nach mehr als 2500 Arbeitsstunden war das Krafthaus entrümpelt, geputzt und hübsch gemacht. Mit Fachleuten schraubten sie zwei Jahre an der Dampfmaschine, bis diese wieder betriebsbereit war und nun Besucher anzieht. „Die kommen aus ganz Deutschland, und auch aus Holland und England waren Interessierte hier“, sagt Köhr. Genau das wolle man erreichen: Interesse an der gesamten Anlage zu wecken, die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz immerhin als bundesweit einmaliges Denkmal eingestuft wird.
Das nächste Projekt ist die Renovierung der Senfmühle, die europaweiten Ausschreibungen für die Vergabe an Handwerksbetriebe laufen. Vorteilhaft für die Restaurierung: Die Mühle befindet sich im Originalzustand, hat jahrzehntelang im Dornröschenschlaf vor sich hingedämmert.
Aber es gibt ein anderes Problem. Eines, das viele Ehrenamtliche kennen: „Wir sind alle im Rentenalter“, sagt Köhr. „Bis jetzt haben wir insgesamt 13.000 Arbeitsstunden investiert. Und noch können wir ja selber anpacken – aber Nachwuchs, der ist nicht in Sicht.“