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Lage in Südafrika Die Wut der Massen

In Südafrika finden Plünderungen und Gewalt kein Ende. Das ohnehin wirtschaftlich instabile Land droht im Chaos zu versinken. Die Geduld der Menschen am Kap ist aufgebraucht, meint Hans-Ulrich Brandt.
17.07.2021, 16:39 Uhr
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Die Wut der Massen
Von Hans-Ulrich Brandt

Es sind furchtbare Bilder und Nachrichten, die uns aus Südafrika erreichen. Plünderungen, Massenproteste, Tote, Verhaftungen – ein Land, das ohnehin mit großen Problemen zu kämpfen hat, droht im Chaos zu versinken. Die Polizei ist überfordert, die Regierung sieht sich zum größten Militäreinsatz seit Bestehen des demokratischen Südafrika gezwungen.

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1994 endete die Apartheid und Nelson Mandelas „langer Weg zur Freiheit“, so der Titel seiner Autobiografie, mündete in der ersten schwarzen Präsidentschaft im zerrissenen Land am Kap. Unter Mandelas Führung begann die hoffnungsvolle Zeit der „Rainbow-Nation“, der Regenbogennation, die so viel Leid und Hass hinter sich lassen wollte. Südafrika als Symbol für Versöhnung, als ein Traum von einer gerechteren Welt. Es war ein leeres Versprechen, auch wenn sich der Übergang von der Apartheid hin zur Demokratie erstaunlich unblutig vollzog.

Doch die Probleme wuchsen: Korruption, Misswirtschaft, rassistische Gewaltexzesse. Zu keiner Zeit setzte der Afrikanische Nationalkongress, Mandelas ANC, die versprochenen sozialen Wohltaten effektiv um. Stattdessen machte sich spätestens unter dem nun inhaftierten Ex-Präsidenten Jacob Zuma eine verbrecherische Klientel- und Günstlingspolitik breit, mit der er das Land an den Rand des Abgrunds wirtschaftete.

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Jetzt droht es zu fallen, und niemand ist da, der wie einst Nelson Mandela die moralische Integrität hätte, der ausufernden Gewalt die Stirn zu bieten. Auf den Straßen Durbans, Pretorias und Johannesburgs bricht sich die über Jahre angestaute Wut und Perspektivlosigkeit Bahn.

„Nicht die Gewehrkugeln und Generäle machen Geschichte, sondern die Massen," hat Mandela einmal gesagt. 1994 schrieben sie im positiven Sinne Geschichte, jetzt sind sie eine zerstörerische Kraft. Präsident Cyril Ramaphosa sieht sich als Sachwalter der armen Leute. Der schamlosen Staatsplünderung durch Zuma hat er ein Ende bereitet. Jetzt muss er den Menschen beweisen, dass es ihm ernst damit ist, Armut und Ungleichheit zu bekämpfen. Die Geduld ist aufgebraucht am Kap.

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