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Wohnmobil-Ausbau in Huchting Bremer Firma lässt Camper nach individuellen Vorstellungen entstehen

Wer gern draußen ist, kauft sich nicht unbedingt ein vorgefertigtes Wohnmobil. Der Trend geht zum ausgebauten Transporter. Fahrendes Zuhause in Huchting baut Technik ein und gestaltet mit Echtholz.
21.02.2024, 06:07 Uhr
Lesedauer: 5 Min
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Bremer Firma lässt Camper nach individuellen Vorstellungen entstehen
Von Lisa Duncan

Sorgfältig fräst Adrian Battermann Aussparungen in ein großes Holzbrett. Auch Schrift lässt sich mit der CNC-Fräse aufbringen, hier soll aber ein Bauteil für ein offenes Fach unter der Sitzbank entstehen. „Was man mit der Hand nicht so genau hinbekommt, gleicht die Spindel am Gerät aus“, erklärt der Mitarbeiter in der Werkstatt von Fahrendes Zuhause. Das Unternehmen in Huchting baut Transporter individuell zu Campern aus. Das reicht in der Größenordnung vom VW Bully bis zum Chevrolet Van. Neben Komplettausbauten kümmern sich die Fachleute auch um rein technische Nachrüstungen und bieten Beratung für Leute, die bei ihrem eigenen Ausbau nicht weiterkommen.

„Wir sind eigentlich ein klassischer Elektriker-Betrieb. Wir bauen Belüftung, Heizung und alles, was man sonst für autarkes Wohnen braucht, ein“, sagt Magnus Hoffrage, einer der drei Geschäftsführer von Fahrendes Zuhause. Begonnen hatte das Trio – bestehend aus Magnus Hoffrage, Leonard Ens und Merlin Brocker – 2018 als Camper-Vermietung. „Wir haben uns nach dem Abi einen T4 gekauft und vermietet“, sagt der heute 28-jährige Hoffrage. Ein Zweit- und ein Drittfahrzeug kamen dazu, die Inserate schalteten sie über das Portal „Paulcamper“ – das lief nebenher ein paar Jahre während des Studiums.

Doch das Geschäft mit der Camper-Vermietung lohne sich nur mit einer gewissen Flotte und dafür sei viel Eigenkapital erforderlich, sagt Hoffrage. Der studierte Energie- und Elektrotechniker verlagerte sich darauf, an technischen Lösungen für den Ausbau von Campern zu tüfteln. „Unser Ziel ist es, die Wünsche der Kunden zu berücksichtigen und das technisch Machbare umzusetzen“, erklärt er.

Fahrzeug mit sechs Schlafplätzen

Der Name Fahrendes Zuhause weist insofern etwas in die falsche Richtung, als dass die Kunden des Unternehmens meist nicht dauerhaft in ihrem Fahrzeug wohnen. „Das hatten wir auch schon. Aber wer das vorhat, macht den Ausbau erfahrungsgemäß selber“, sagt Hoffrage. Ein wahres „Fahrendes Zuhause“ habe er nur einmal für eine Familie mit zwei Kindern und zwei Hunden gefertigt, die aus ihrem Haus ausgezogen sei, um in einen Chevrolet-Van mit sechs Schlafplätzen umzuziehen. 

Ein anderer spannender Auftrag war Hoffrage und Ens zufolge der Umbau eines Campers für einen Rollstuhlfahrer. „Wie bekomme ich es hin, dass der Kunde mitsamt seinem Rollstuhl im Fahrzeug duschen, waschen, sitzen, liegen und kochen kann?“, fragt Hoffrage. Inklusive einer ausfahrbaren Rampe für den Einstieg machten sie einen Fiat Ducato für alle genannten Bedürfnisse fit. „Das war toll, dass wir es dem Kunden ermöglichen konnten, es so umzusetzen, dass er sich im Fahrzeuginneren frei bewegen kann“, stellt Ens fest.

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Als in jedem Fall abwechslungsreich erleben Hoffrage und Ens ihre berufliche Tätigkeit. „Kein Ausbau ist wie der davor“, sagt Leonard Ens und erzählt von einem Kunden, der sein Motorrad im Wohnwagen mitnehmen wollte. Daneben sollte auch das Bett im Innenraum Platz finden. „Nach dem Ausbau hatten wir sehr viel Platz im Inneren. So war es ohne Motorrad an einen Transporter angelehnt, aber gleichzeitig ein vollwertiger Camper“, sagt Hoffrage. Voll des Lobes habe der Kunde dem Werkstattteam bestätigt, dass er den umgebauten Camper regelmäßig nutze. Ob mit oder ohne Motorrad sei zwar nicht überliefert, aber für Hoffrage ist die Mitnahme des Motorrads wegen des Motoröl-Geruchs schwer vorstellbar.

Das Ergebnis eines vergleichsweise Standardausbaus steht in der Werkstatt bald zur Abholung bereit. Zur technischen Ausstattung des für Campingbedürfnisse umgerüsteten VW T6 gehört laut Ens eine Standheizung, eine Zweitversorgerbatterie, ein Kompressor-Kühlschrank und indirekte LED-Beleuchtung. Eine Spülkonsole ist an Frisch- und Abwasserkanister angeschlossen. Der Camper verfügt über vier Schlafplätze, eine kleine Holz-Schrankwand, Holzfußboden, einen abnehmbaren Tisch und im Kofferraum über eine große Holzschublade, auf der ein Gaskocher auf Liftscharnieren zum Vorschein kommt. „Auf so kleinem Raum will man nicht unbedingt drinnen kochen“, erklärt Ens. „So ist es gut durchlüftet und mit der Heckklappe auch überdacht.“ Zudem bleibe das Fahrzeug alltagstauglich: „Heckkonstruktion und Sitze sind ausbaubar.“

Umbau dauert mehrere Wochen

Zwei bis drei Wochen nehme ein Camper-Ausbau in dieser Größenordnung in Anspruch. „Da steckt viel drin, was man auf den ersten Blick nicht sieht“, erklärt Leonard Ens. Etwa Isolierung, Unterkonstruktion für Fußböden, Wände und Decken. Denn davon, direkt in die Karosserie zu bohren, sei nicht nur aus ästhetischen Gründen abzuraten. Teilweise kämen Kunden mit sehr konkreten Vorstellungen, anderen gefalle der Stil und sie wüssten, wie sie ihren Camper nutzen möchten. „Die wissen, sie wollen einen Schlafplatz und eine gemütliche Sitzfläche und sagen: ‚Macht mal!‘“, so Hoffrage. 

Die meisten Kunden, darunter Familien und Paare jeglichen Alters, suchten ein „Alltagsfahrzeug mit Zusatzfunktion“. Fahrendes Zuhause biete Innenausbauten, die es so auf dem Markt nicht gebe. Plastik finde sich nur in sehr sparsamer Dosierung. Der Hauptwerkstoff ist Holz, nur für den optischen Kontrast haben die Handwerker Multiplex-Leichtbauplatten mit HPL-Beschichtung in unterschiedlichen Farben im Angebot. „Manche lassen ihre Möbel vom Schreiner anfertigen, andere kaufen bei Ikea ein“, zieht Hoffrage einen Vergleich zu Wohnungseinrichtungen. Zugleich setze die Einfachheit Grenzen: „Wir können keine aufwendige Sonderanfertigung machen lassen. Alles, was wir bauen, muss käuflich sein oder durch die eigene Hand entstehen.“

"Handwerksbetrieb, keine Bastelbude"

Vom Selbermach-Image des Camper-Ausbaus distanzieren sie sich aber: „Zur Van-Life-Szene auf Instagram gehören wir nicht dazu. Wir sind ein Handwerksbetrieb, keine Bastelbude.“ Vielmehr gehe es ihnen um gute, technisch anspruchsvolle Lösungen. „Wenn wir von etwas nicht überzeugt sind, machen wir es nicht“, sagt Leonard Ens. Jede Idee oder Vorstellung müsse technisch machbar sein und nicht bloß kurz nach der Montage schön aussehen. So habe jegliches Wassersystem, was auf einer Klapplösung basiere, nur eine sehr begrenzte Haltbarkeit.

Wenn Kunden kein eigenes Fahrzeug mitbringen, unterstützt Fahrendes Zuhause auf Wunsch bei der Suche. Denn die Wahrscheinlichkeit, im Umkreis von Bremen ein Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden, sei äußerst gering. Und vielen fehle die Zeit, längere Fahrten dafür  zurückzulegen. Der Markt für künftige Camper sei stark umkämpft, unter anderem weil Nutzfahrzeuge auch von Firmen stark nachgefragt seien, erklärt Ens. Das führe bei Neuwagen zu Wartezeiten bis zu zwei Jahren und schlage auch auf den Gebrauchtwagenmarkt durch.

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