Das Coronavirus bestimmt den Alltag der Menschen. So auch der Sportler. Kevin Krowiorsch, Jugendleiter beim SC Twistringen und -trainer beim SC Twistringen, hat sich diesbezüglich in unserer Serie fünf Fragen gestellt.
Was vermissen Sie an Ihrem Sport?Kevin Krowiorsch: Eigentlich alles. Das geht damit los, dass meine beiden Jungs morgens aufstehen, im Haus oder im Garten Fußball spielen und ihre Fußballschuhe anschauen, die sie im Garten nicht tragen dürfen. Dann fragen sich mich: Papa, wann haben wir denn wieder Training, wann dürfen wir wieder auf den Sportplatz und unsere Freunde sehen? Das ist das Erste, mit dem man in Verbindung gebracht wird, wenn die Kinder aufstehen. Außerdem fehlen einem die Eltern, die einen auch mal loben, dass man gute ehrenamtliche Arbeit leistet. Die Kinder fehlen einem sowieso, die Netten, die Anstrengenden, die Talentierten und die, die gerade anfangen. Alle. Man schaut sich die Fotos an, die man bei den Turnieren mit den Kindern gemacht hat, und fragt sich: Wann geht es wieder los? Fußball ist zwar im Moment nebensächlich, aber er fehlt an allen Ecken. Eigentlich hatte ja jeder Tag mit Jugendfußball zu tun. Jetzt gibt es keine keine Turnieranfragen und -zusagen mehr, keine Absagen fürs Training. Oder dass die Jungs ankommen und stolz erzählen, dass ihre Mütter Wassereis mitgebracht haben, das man dann gemeinsam isst. Man sieht die Kinder nicht mehr und die Eltern auch nicht. Das ist traurig gerade.
Was ist am Wochenende Ihre Alternative zum Sport?Ich habe Fußball-Dummies gekauft, mit denen können wir im Garten trainieren. Wir spielen dann Kinder gegen Erwachsene oder Papa gegen die Jungs oder Opa gegen die Jungs. Manchmal auch zwei Halbzeiten. Dann kann jeder mal mitspielen. Das beschränkt sich zwar alles auf den Garten, aber wir können immerhin etwas machen. Wir können von Glück reden, dass wir die Möglichkeiten haben. Da haben es andere, die eine kleine Wohnung ohne Terrasse und ohne Balkon haben, schon schwerer.
Wie halten Sie sich derzeit fit?Wir machen eigentlich täglich Inliner-Touren und fahren auch viel Fahrrad. Viel mehr als sonst, auch als Familie. Das haben wir sonst mal zum Bäcker gemacht, jetzt ist es wirklich so, dass man, wenn die Sonne raus kommt, Fahrradtouren über mehrere Stunden macht. Da kommen wir in Ortschaften, in denen wir mit den Jungs und der Familie noch nie waren. Jetzt nimmt man sich die Zeit, ein kleines Picknick zu machen, und genießt das Wetter zusammen.
Wie haben sich die Auswirkungen durch das Coronavirus auf Ihren Alltag ausgewirkt?Ich bin sehr froh, dass ich in der Nahrungsmittelbranche als Industriemechaniker tätig bin und dass ich weiter arbeiten darf. Ich habe keine Kurzarbeit oder muss mir einen Zwangsurlaub nehmen. Dafür bin ich sehr dankbar. Dementsprechend fahre ich jeden Tag zur Arbeit. Ganz große Einschränkungen habe ich in dem Sinne nur, dass ich mich mit meinen Freunden und meiner Clique nicht treffen kann. In Twistringen ist man schon auch ein bisschen Lebemann. Wir haben eine tolle Clique. Es wären ein paar Hochzeiten gewesen in nächster Zeit. Die fallen jetzt leider natürlich aus. Das ist sehr schade. Als Familie aber verbringen wir viel mehr Zeit gemeinsam. Das ist ein Vorteil: Man nimmt sich viel mehr Zeit. Ich habe zum Beispiel teilweise zu Hause den Lehrer gespielt. Da bekommt man ganz viele neue Ansichten, was die Jungs denn schon in der dritten Klasse alles leisten müssen.
Was glauben Sie, wann wieder sportlicher Alltag einkehrt?Ich als Jugendleiter und -trainer sehe das eigentlich ganz entspannt. Ich finde, das hat erst einmal keine hohe Priorität. Wichtig ist, dass die Wirtschaft bewusst und koordiniert wieder hochgefahren wird und die Kinder wieder regelmäßig zur Schule gehen können. Wenn das alles passiert ist, dürfen wir hoffentlich bald auch endlich wieder Fußball spielen. Ich persönlich gehe davon aus, dass das vielleicht im Herbst wieder möglich ist. Ich stelle mich aber eher auf eine Hallensaison ein. Ich glaube nicht, dass wir vor dem Herbst auf die Plätze dürfen, um Turniere zu spielen oder an Punktspielen teilzunehmen. Dann ist man ja auch schon ruckzuck im Winter. Es geht jetzt in erster Linie um Menschenleben, da hat Kinder- und Jugendfußball hintenanzustehen. Er ist erst einmal das Unwichtigste. Es bringt absolut nichts, etwas übers Knie zu brechen. Wenn alles komplett überstanden ist, können wir wieder spielen, Spaß haben, ohne Angst haben oder einen Mundschutz tragen zu müssen. Aber das wird alles noch ein bisschen dauern. Mit dem Virus konnte ja schließlich niemand rechnen. Es hat uns alle aus der Bahn geworfen. Wir sollten alle dankbar sein, dass wir gesund sind, und die Kinder erst wieder auf den Platz lassen, wenn alles wieder in Ordnung ist.
Das Interview führte Thorin Mentrup.Kevin Krowiorsch
will warten, bis das Virus bezwungen ist, und dann erst in den Kinder- und Jugendfußball einsteigen.