Syke. Filigrane Linien ziehen sich durch das satte Orange auf der Leinwand. Sie verschwimmen in roten und braunen Ockertönen, bilden Strukturen auf dunkelgrauen länglichen Spachtelstücken. Was sie zeigen, liegt im Auge des Betrachters. Ein Schritt zurück, ein zweiter Blick auf die Gemälde lässt eine klare Linie erkennen. Die Augen möchten Bekanntes erschließen: Sie erahnen eine Landschaft in den warmen Farben. In den Linien eines anderen Werkes, in Grau und Weiß gehalten, erkennen sie die schäumende Gischt eines Meeres, in netzartigen Strukturen auf braunem Hintergrund Palmenfasern – ein Fischernetz? Neben einzelnen maritimen Motiven überwiegen die warmen Ockerfarben, Orange, Rot und dunkles Gelb in Elisa Catalás Bildern, die sie von April bis Juni im Café der Alten Posthalterei in Syke ausstellt.
Auf der Suche nach dem Horizont
Was die Werke von Elisa Catalá besonders macht, liegt womöglich in der Geschichte der Künstlerin. Sie ist in Barcelona geboren, hat danach einige Zeit in Madrid verbracht und lebt seit 30 Jahren in Deutschland. „Der Liebe wegen“, sagt sie. Sie lernte ihren Mann Friedrich Hagedorn kennen und blieb, zuerst im Ruhrgebiet, seit Kurzem lebt sie in Okel. Die Liebe zu ihrer Heimat aber blieb. Beruflich besuchte sie als Leiterin von Studienreisen regelmäßig Spanien, ihr Skizzenbuch für freie Minuten immer dabei. Die Spanierin kehrte immer wieder gern nach Deutschland zurück. Und - im ersten Moment absurd – sie fand das, was sie an ihrer Heimat, dem warmen, temperamentvollen Mittelmeerland liebt, gerade in Norddeutschland wieder. „Ich mag die Weite. Ich suche immer Horizonte“, sagt die Künstlerin. „Und Spanien und Norddeutschland haben das gemeinsam, die Weite. Auch Spanien ist im Landesinneren nicht dicht besiedelt.“ Das sei auch der Grund, warum sie sich in ihrer neuen Heimat so wohl fühle. In Okel landete sie eher zufällig, weil sie und ihr Mann nach dessen Pensionierung einen Tapetenwechsel suchten. Es sollte ein Haus auf dem Land, nahe einer „attraktiven, größeren Stadt“ sein und so wurde es Okel.
Ihre Bilder erzählen diese Geschichte. Sie drücken sie in verschiedenen Farben und Formen aus. Sie schaffen die Verbindungen zwischen roter spanischer Erde und grau-brauner norddeutscher Landschaft. „Ich liebe positive, warme Farben. Unbewusst schaffe ich damit vielleicht ein Gleichgewicht. Und hier in Deutschland habe ich mich daran gewöhnt, ein bisschen mehr das Graue zu benutzen.“ Das sieht sie aber nicht als fade Ergänzung ihrer leuchtenden Werke, sondern als Bereicherung. „Grau passt sehr gut zum Orangen“, sagt die 57-Jährige. Früher habe sie mehr mit Aquarell gemalt. Als ihr das irgendwann zu fein und zu zierlich wurde, begann sie, mit mehr Farben und Materialien zu arbeiten. Heute verwendet sie Acrylfarben, meist auf Papier, aber auch auf Stoff oder Spachtel oder mischt diese mit Sand, um die Strukturen eines Bildes zu verschärfen. „Das passt zu mir, spiegelt auch meinen Charakter wieder, aber in meinen Bildern gibt es auch immer Halt, sie fransen nicht aus, sind in sich geschlossen.“
„Zwischen Nordsee und Mittelmeer“ ist der Titel der Ausstellung. Das könne den Eindruck erwecken, sie zeige maritime Motive, sagt Catalá. Eigentlich liege aber zwischen der Nordsee und dem Mittelmeer eher ziemlich viel Land, ziemlich viel Boden. Das Bodenständige finde sich auch in ihren Bildern wieder. „Die Wurzeln ziehen einen in die Erde“, sagt sie.
Vornehmlich die Natur inspiriert die spanische Künstlerin zu ihren abstrakten Werken, mal ist es auch ein Stimmungsmoment oder es sind die Werke anderer Künstlerinnen und Künstler. Dabei sind nie Fotografien oder feste Bilder ihre Vorlagen. Die Idee entsteht in ihrem Kopf, manchmal entsteht ein Werk in der Mache, manchmal ist die Vorstellung davon vorher schon da und was dort abgebildet ist, mag jeder selbst entscheiden. „Man interpretiert darin leicht Landschaften“, sagt Catalá und findet dafür einen Begriff: „Vielleicht sind es vorgestellte Landschaften“ – dargestellt in filigranen Linien, auf orange-roten Ockertönen, die von Weite erzählen.
Am 14. April ab 19 Uhr lädt die spanische Künstlerin zur Ausstellungseröffnung. Achtung, im Veranstaltungskalender der Stadt Syke ist versehentlich die falsche Uhrzeit abgedruckt. Das Café öffnet zwar um 14 Uhr, die Ausstellungseröffnung mit Elisa Catalá ist aber für 19 Uhr geplant. Bis zum 17. Juni zieren die Bilder dann das Café.