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125 Jahre Werder Bremen Mit einem gewonnenen Ball fing alles an

Schon die ersten Jahre des Vereins waren spannend, herausfordernd und erfolgreich.
02.02.2024, 00:00 Uhr
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Von Stefan Freye

Dieser Tag zählt zweifellos zu den besonderen in der Geschichte des Sportvereins Werder, schließlich erhielt er am 19. Januar 1919 seinen bis heute bekannten Namen. Mit der Umbenennung des als „Fußball-Verein Werder“ gegründeten Vereins war allerdings mehr als eine Formalie verbunden: Angesichts einer Vergrößerung des Sportangebots, der Lockerung seiner Aufnahmekriterien und vor ­al-
lem der Öffnung für Frauen unternahm der „Sportverein Werder“ in dieser Zeit einen großen Schritt in Richtung einer modernen Organisation. Er hatte sich in den rund 20 Jahren seit seiner Gründung aber ohnehin sehr verändert.

Es war am 2. September 1898: Im Kaiserreich wurde der sogenannte Sedan-Tag gefeiert, auch in Bremen gab es ein Volksfest. Was genau die Gruppe von unternehmungslustigen 16-jährigen Jungs dort ausprobierte, ist nicht überliefert. Es könnte sich um einen Wettbewerb im Tauziehen gehandelt haben. Jedenfalls erhielten die sechs Bremer als Gewinn einen Fußball – und so begann die Geschichte des SV Werder.

Denn natürlich wollten die Jungs nun auch Fußball spielen. Es ging über die Weser auf die Wiesen gleich neben dem Ausflugslokal Kuhhirten, wo seit dem Februar 2023 eine Infotafel auf die Vereinsgründung hinweist. Einer der Schüler war nämlich Hermann Kassens, der Sohn des damaligen Kuhhirten-Wirtes Friedrich Kassens. Er hatte seinen Vater überredet, den Jungs eine Chance zum Betreiben des ungewöhnlichen Sports zu geben. Das Spiel mit dem Ball galt zur Jahrhundertwende als neu. Es trat in Konkurrenz zum Turnen, der damals etablierten Sportart. „Der Fußball war eine Jugendkultur, die mit Konventionen bricht, und die Jungs spielten gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Eltern“, sagt Harald Klingebiel, Werder-Historiker und Sozialwissenschaftler.

Es traf sich also gut, dass die Jungs sich auf den Stadtwerder zurückziehen konnten: Auf der anderen, damals noch längst nicht so erschlossenen Weserseite hatten sie ihre Ruhe vor dem Argwohn des Bürgertums und konnten unbekümmert ihren Sport betreiben. Dabei stammten die ersten Werderaner höheren Kreisen ab: Sie alle besuchten eine angesehene Privat-Realschule, die sich auf die Ausbildung von Kaufmannsberufen spezialisiert hatte.

Eintritt gegen Geld

Rund ein halbes Jahr später hatten sich die Jungs genug ausprobiert und ihre Freiheit ausgiebig genossen. Nun sollte aus dem runden Dutzend begeisterter Kicker ein echter Fußballverein werden – im Stil des bereits seit 1891 aktiven Bremer SC. Am 4. Februar 1899 wurde er also gegründet, der „Fußball-Verein Werder“. Der Name entstammte dem Gebiet, auf dem die Fußballer ihre ersten Schritte unternahmen: Der heutige Stadtwerder wurde damals schlicht Werder genannt. Über Zulauf konnte sich der neue Verein nicht beklagen, neue Mitglieder wurden hauptsächlich per Mundpropaganda gewonnen.

Bereits 1902 fand vor mehreren Hundert Zuschauern das erste internationale Spiel gegen eine Groninger Mannschaft statt, 1903 verfügte der FVW über drei Mannschaften, die jeweils den Titel in ihrer Bremer Spielklasse gewannen. Ab 1905 unterstrichen die nun ehemaligen Kaufmannsschüler zudem ihren Geschäftssinn: Sie erhoben Eintrittsgelder. Die Einnahmen flossen auch in die Verpflichtung von Spielern außerhalb der Kaufmannskreise. Das führte zu einer ersten Diskussion über die Ausrichtung des FV Werder – manche sahen die offenbar schon damals bekannte Werder-Familie durch allzu große sportliche Ambitionen bedroht.

Im Jahr 1910 gewann der FVW den Titel in der Niedersachsen-­Liga Bremen/Unterweser und wurde anschließend Norddeutscher Vizemeister. Wenig später qualifizierten sich die Bremer als einziges Team aus der Hansestadt für die 1913 eingeführte Norddeutsche Verbandsliga. Die Teilnahme an dieser Spielklasse war jedoch nur von kurzer Dauer: 1914 folgte der Abstieg, nur wenig später sollte der 1. Weltkrieg auch der Liga das Aus bereiten und nachhaltig ins Bremer Vereinsleben eingreifen. Der Fußball konnte allerdings in gewisser Weise profitieren: Die Soldaten bestritten Turniere in dem vergleichsweise neuen Sport. Er durfte 1918 als deutlich etablierter gelten.

Mit dem Ende des Kaiserreichs und der Gründung der Weimarer Republik 1919 änderte sich auch im Verein eine Menge – das betraf nicht nur seinen Namen. Neue Abteilungen, etwa Leichtathletik, Handball, Tennis oder Rugby, brachten dem SV Werder auch mehr Mitglieder ein: Hatte der Klub in seinem Gründungsjahr gerade 16 Schüler umfasst, trugen 1920 bereits rund 1000 Menschen die Raute auf dem Trikot. Es entstanden Abteilungen für den Nachwuchs und eine für Frauen: Ab 1920 nahm der SV Werder weibliche Mitglieder auf. Für sie gab es erst einmal eine sogenannte Frauenabteilung. Daneben wurden die Aufnahmekriterien gelockert und sahen keine höhere Schulbildung mehr vor.

Die dunkle Zeit begann

Was die sportliche Situation betrifft, so wurde es in den folgenden Jahren ein wenig unübersichtlich angesichts einer ausgesprochen sprunghaften Einteilung der Ligen. Sicher ist: Die Grün-Weißen spielten mal in der einen, mal in der anderen regionalen Klasse, belegten regelmäßig vordere Plätze und nahmen an überregionalen Runden teil. Sicher ist auch, dass schon damals nicht nur reine Amateure um Punkte kämpften. Zum Ende des Jahrzehnts folgte der seit Jahren herbeigesehnte Umzug von den Plätzen auf der linken Weserseite in ein richtiges Stadion: Nachdem das Weserstadion in eine städtische Betreibergesellschaft übergegangen war, stand es allen Vereinen, also auch dem SV Werder, zur Verfügung.

Lange dauerte es jedoch nicht mehr, ehe die dunkle Zeit begann: Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 veränderte sich der Fußball. So wurde parallel zum Staatsapparat auch die Vereinsführung in die Hände eines durch eine Einheitssatzung ermächtigten Vereinsführers gelegt. Zudem wurde das nun als Bremer Kampfbahn bezeichnete Weserstadion regelmäßig zum Schauplatz nationalsozialistischer Propagandaveranstaltungen.

Daneben führte man insgesamt 16 Gauligen ein. Dem SV Werder gelang in den Jahren 1934, 1936, 1937 und 1942 die Gaumeisterschaft Niedersachsen. Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs veränderte sich das sportliche Geschehen angesichts vieler in den Kriegsdienst berufener Mitglieder nachhaltig. Das Interesse am Fußball war trotz – oder gerade wegen – der schwierigen Situation aber nach wie vor groß.

Mit dem Neustart nach Kriegsende war die Suche nach einem neuen Namen verbunden. Schließlich war es den Vereinen zunächst untersagt gewesen, mit ihrer alten Bezeichnung an die nationalsozialistische Tradition anzuknüpfen. Über die Sportgemeinschaft ­Mitte und die TuS Werder von 1945 gelangte der Verein erst im Frühjahr 1946 zu seinem alten Namen: SV Werder Bremen. Es dauerte auch nicht allzu lange, ehe dieser SVW wieder eine Rolle im überregionalen Fußball einnahm.

1947 zählte Werder zu den Gründungsvereinen der Oberliga Nord, spielte gegen Vereine wie den Seriensieger Hamburger SV, FC St. Pauli, Hannover 96, den Bremer SV und später Bremerhaven 93. Im Norden duellierte man sich fortan auf höchster Ebene mit der Chance zur Qualifikation für die Endrunde der Deutschen Meisterschaft. Nach zwei dritten Plätzen in den Oberligen 1953 und 1955 nahm das Team Ende der 1950er-Jahre noch einmal Fahrt auf: Zwischen 1959 und 1963 gewann Werder fünfmal in Folge die Vizemeisterschaft hinter dem HSV.

Zudem wurde die damals von Georg Knöpfle trainierte Mannschaft nach einem 2:0-Erfolg über den 1. FC Kaiserslautern DFB-Pokalsieger 1961. Mit dem ehe­maligen Nationalspieler ist einer der erfolgreichsten Abschnitte der Werder-Geschichte verbunden. „Ich vermute, Georg Knöpfle hat die Strukturen damals professionalisiert und auch das Training individueller gestaltet“, so Klingebiel.

DFB-Pokalsieger 1961

Schlussendlich belegte der SV Werder den zweiten Platz in der ewigen Tabelle der damaligen Oberliga. Dabei galt die Mannschaft als Sphinx des Nordens: In Spitzenspielen gegen den HSV oder den ebenfalls recht erfolgreichen FC St. Pauli setzten sich oft die Bremer durch. Schwerer fielen ihnen die Begegnungen mit vermeintlich schwächeren Mannschaften. Von den Zuschauern wurde das Team auch nicht selten als „Texas-Elf“ bezeichnet. Mittlerweile stand ja rund die Hälfte des Kaders in Diensten der Martin Brinkmann AG, einem Tabakhersteller in Woltmershausen. Dort wurde die damals beliebte Zigarettenmarke Texas hergestellt.

Bereits zur damaligen Zeit konnte von reinen Amateuren also keine Rede sein. Denn natürlich war das Unternehmen vor allem ein Mäzen, der über die Vergabe von Arbeitsplätzen für gute Bedingungen im Kader sorgte.

Wie die meisten namhaften Vereine befand sich auch der SVW längst auf dem Weg in den professionellen Fußball. Diese Strukturen, vor allem aber die guten Ergebnisse in der Oberliga Nord sorgten dafür, dass es keine Diskussionen um die Aufnahme des Vereins in die 1963 gegründete Bundesliga gab.

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