Mit fast 250 Jahren auf dem Buckel noch einmal den Lebensmittelpunkt verändern? Das hat „Dat ole lüttje Huus“ aus Buschhausen im Kreis Osterholz geschafft, dem in Sottrum als Europäisches Kultur- und Heimathaus nach gut zwei Jahren Bauzeit neues Leben eingehaucht wird. Bauherr des Zwei-Ständer-Hauses ist der Sottrumer Heimatverein, der damit das großzügige Areal gegenüber der St.-Georg-Kirche, wo bereits Heimathaus, Spieker und Durchfahrtscheune die Blicke auf sich ziehen, noch einmal aufwertet.
Es kamen gleich mehrere glückliche Umstände zusammen, wodurch der Verein den Bau mit einem Volumen von rund 550 000 Euro überhaupt realisieren konnte: So hinterließ die im Jahr 2016 verstorbene Klara Dörheit, die 1981 zu den 27 Gründungsmitgliedern des Heimatvereins gehörte, der Gemeinde Sottrum eine stattliche Summe. Dieses Geld sollte Vereinen zugute kommen, mit denen sich Dörheit verbunden fühlte. „Klara hat sich immer ein Archiv gewünscht, das noch im Dachgeschoss eingerichtet wird“, weiß Vorsitzender Hans-Jürgen Krahn, der auch Bürgermeister der Wiestegemeinde ist. Zu der Erbschaft kamen Zuwendungen eines Mäzen und Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln.

Das Europäische Kultur- und Heimathaus Dat ole lüttje Huus befindet sich nun in Sottrum.
Mitglieder unterstützen tatkräftig
Finanziell entlastete die Vereinskasse auch, dass die Mitglieder der vereinseigenen Gruppe „Haus- und Hof“ unter Leitung von Erich Schnackenberg tatkräftig anpackten. Sie sind ebenfalls beim Ausbau des 33 Quadratmeter großen Appartements gefragt, das im Obergeschoss des Hauses entstehen wird. „Das Material wurde bereits gekauft“, betont Hermann Pape, Beisitzer im Vorstand, der das Konzept entwarf und das Bauvorhaben von Anfang an unterstützte. Der pensionierte Büroleiter im Finanzressorts des Bremer Senats begleitete den Bau nicht nur im historischen Kontext, sondern überzeugte auch großzügige Förderer und behielt – zusammen mit Krahn – die Finanzen im Blick. Begleitet wurde das Vorhaben mit einem Bautagebuch, das auf der Internetseite des Vereins zu finden ist. Das Appartement soll später beispielsweise Künstlern zur Verfügung gestellt werden, die Ausstellungen in Sottrum planen. Fertig ist dagegen im Erdgeschoss der Mehrzweckraum, der das Herzstück des Fachwerkhauses bildet. „Dort finden bis zu 80 Personen Platz“, wusste Bürgermeister Krahn bereits beim Baubeginn. Dieser Raum kann für eine Familienfeier, eine Ausstellung beim Erntefest oder immer dann genutzt werden, wenn das Heimathaus zu groß ist.

Lars Klingbeil (SPD) bei der Einweihungsfeier des Kultur- und Heimathauses.
Bei der offiziellen Einweihung des Hauses Mitte Juli durften sich die Ehrengäste und interessierte Bürger ein Bild des Gebäudes machen. Bevor Hans-Jürgen Krahn, Samtgemeindebürgermeister Holger Bahrenburg, Christophe Miqueu, Bürgermeister der französischen Partnergemeinde Sauveterre-De-Guyenne, und Marcin Filoda, Bürgermeister der polnischen Stadt Lubasz, gemeinsam das rot-weiße Absperrband durchschnitten, gab es einen Festakt im benachbarten Heimathaus. Nicht nur die Delegationen aus Frankreich und Polen nahmen teil, auch SPD-Bundesvorsitzender Lars Klingbeil sowie CDU-Landtagsabgeordneter Eike Holsten hatten die Einladung des Heimatvereins angenommen. Im Mittelpunkt der Reden stand der europäische Gedanke. So stellte Holger Bahrenburg den Bezug zu den aktuellen Ereignissen her: „Europäischer Zusammenhalt ist so wichtig wie lange nicht.“ Auch SPD-Chef Klingbeil, der mit seinen 44 Jahren Europa und Frieden immer als selbstverständlich empfunden hat, ließ der Angriffskrieg in seiner Rede zur Einweihung nicht unberührt: „Unsere Antwort muss sein: Mehr Europa und auf dem wunderbaren Kontinent weiter zusammenrücken.“