Im vergangenen Jahr erreichte die Zahl der in Deutschland neu zugelassenen Elektroautos einen Höchststand. So wurden laut Statistikportal Statista rund 524.200 elektrisch angetriebene Kfz erstmalig angemeldet. Gleichzeitig gehörte der eigene Pkw zum beliebtesten Transportmittel im und in den Urlaub.
Fast 40 Prozent der Deutschen planten, auf diese Weise anzureisen, darunter auch zahlreiche
E-Auto-Besitzer. Ein Vorhaben, das vor einigen Jahren noch als Herausforderung galt, doch dank steigender Akku-Reichweiten und des voranschreitenden Ausbaus der Ladeinfrastruktur ist das Reisen mit dem Elektroauto in der EU und in den ihr verbundenen Länder inzwischen bequem möglich.
Laut ADAC-Test legen Stromer zwischen den Ladevorgängen heute im Schnitt 393 Kilometer zurück – Tendenz steigend. Dadurch können sie auch lange Strecken problemlos bewältigen. Allerdings gibt es bezüglich der Lademöglichkeiten in den verschiedenen europäischen Ländern Unterschiede. Deshalb empfiehlt es sich, sich im Vorfeld über die örtlichen Gegebenheiten zu informieren.
Deutschland gehört zu den Ländern, die über ein gut ausgebautes Netz an öffentlich zugänglichen Ladestationen verfügen. Die Bundesnetzagentur verzeichnete im März dieses Jahres 103.226 Normalladepunkte sowie 25.291 Schnellladepunkte. Sie finden sich vor allem entlang der Hauptverkehrsachsen und rund um größere Städte. Besonders viele Schnellladesäulen stehen an Autobahnen. Ähnliche Voraussetzungen finden sich in den Nachbarländern Österreich, Schweiz und Frankreich.
Dichtes Netz im Norden
Bequem wird es für E-Auto-Fahrer, wenn die Reise gen Norden geht. Dort nimmt die Dichte an Lademöglichkeiten stetig zu. Außerdem werden Elektrofahrzeuge in einigen Städten sogar bevorzugt.
Im dänischen Kopenhagen dürfen sie beispielsweise auf öffentlichen Parkplätzen kostenlos parken. Darauf weisen Schilder hin, die ein „P“ in Kombination mit einem Steckersymbol zeigen. Einige Gemeinden öffnen ihre Busspur für E-Autos, was durch ein grünes Symbol auf der Straße gekennzeichnet wird.
Ähnliches gilt für Norwegen. Auch dort können viele öffentliche Parkplätze gratis oder zu reduzierten Preisen genutzt werden. Zudem zahlen E-Fahrzeuge auf mautpflichtigen Strecken reduzierte Gebühren, einige sind für sie sogar mautfrei. Dafür muss das Fahrzeug jedoch zuvor online registriert werden. Auch Fähren gewähren Elektroautos einen Rabatt.
Besonders viele öffentliche Ladestationen gibt es in den Niederlanden. Dabei stechen Nordholland mit Amsterdam, Limburg und Utrecht laut ADAC besonders hervor. Bis zu 200 Ladepunkte auf 100 Kilometer finden sich dort. In keiner Region gibt es weniger als 50 Stationen auf 100 Kilometer. Zum Vergleich: In Italien beträgt die höchste Dichte 20 Ladepunkte auf 100 Kilometer und in Norwegen 120 auf 100 Kilometer. In Deutschland werden die Niederländer nur von einigen Großstädten wie Berlin oder Hamburg überholt. Sie verfügen über 250 und 280 Stationen auf 100 Kilometer, dafür müssen Ladesäulen auf dem Land häufig erst gesucht werden.
Beliebte Urlaubsländer wie Italien, Kroatien oder Griechenland sind im Ausbau ihrer Ladeinfrastruktur weniger weit fortgeschritten. Am besten ist der Norden Italiens versorgt, wobei sich das Gros der Ladestationen entlang der Hauptverkehrsachsen und rund um größere Städte befindet.
Richtung Süden nimmt die Anzahl ab, weshalb für eine Reise nach Neapel, Sizilien, Ligurien und Co bei der Streckenplanung die möglichen Ladepunkte miteinbezogen werden sollten. Doch auch in Italien genießen elektrisch betriebene Fahrzeuge Vorteile. So sind sie in einigen Städten nach Registrierung von der City-Maut befreit und werden in verkehrs-beschränken Zonen bevorzugt.
Wenig in Griechenland
Bei einer Kroatienreise sollte E-Auto-Fahrer immer das Ladenetz im Hinterkopf behalten. Während es rund um größere Städte wie Zagreb recht dicht ist, nimmt es Richtung Süden stark ab. Noch dünner wird es in Griechenland mit landesweit nur rund 2000 öffentlichen Ladestationen – die meisten im Süden.
Doch ganz egal, wohin es im Urlaub geht: Steckerchaos ist nicht zu erwarten. Dies ist dem „Combined-Charging-System“ (CCS) zu verdanken, das die EU 2014 beschlossen hat. Es standardisiert Stecker und Ladeverfahren. So kann jedes E-Auto überall problemlos aufgeladen werden.