Es war schon eine engagierte Leistung, die unterm Strich aber als ziemlich unglücklich gelten musste: Bei der 1:4 (0:1)-Heimniederlage gegen RB Leipzig halfen Werders Bundesligakickerinnen kräftig mit und verloren das Spiel vor allem aufgrund ihrer eigenen Fehler. „Es gab keinen riesigen Unterschied, aber es kam einiges zusammen, und wir haben verdient verloren“, fasste Werder-Coach Thomas Horsch das Spiel zusammen.
Veränderungen in der Werder-Abwehr
Eigentlich schien die Werder-Welt doch so richtig in Ordnung: Beim 4:1 in Potsdam hatten die Bremerinnen vielleicht zu hoch gewonnen, aber eben auch drei Punkte zum Jahresstart geholt, und vorm Spiel gegen RB Leipzig standen interessante Startelf-Debüts auf dem Programm. Denn die gegen Turbine nicht überzeugende Dreierkette war auf gleich zwei Positionen verändert worden: Für Rieke Dieckmann und Lena Dahms nahmen Lina Hausicke und Kaylie Ronan den Platz neben Lara Schmidt ein. Die eine, nämlich Ronan, war erst vor einigen Tagen als Winterzugang aus den USA verpflichtet worden, und die andere setzte mit ihrem ersten Einsatz von Beginn an sogar ein Zeichen.
Die so lange vermisste Lina Hausicke war nach einem 45-minütigen Comeback in Potsdam endgültig zurück im Team. Sie sollte für Stabilität sorgen in einer Mannschaft, der angesichts des Abgangs von Michelle Ulbrich (Leihe zum FC Bayern) jede Führungsspielerin benötigt. Das galt umso mehr, als Werder angesichts des Ausfalls eines halben Dutzend verletzter Kickerinnen wahrlich nicht aus dem Vollen schöpfen konnte. Es gab also ein paar gute Nachrichten vor der Partie. Im Spiel sollten sich die Neuigkeiten dann allerdings relativieren: Es lief ziemlich viel gegen Werder, das offenbar einen „gebrauchten Tag“ erwischt hatte, wie Thomas Horsch meinte.
Weidauers Ausgleich als Lichtblick
Genau genommen ließ sich nach der Partie nur eine Szene als wirklich positiv vermerken: Gleich nach der Pause hatte Sophie Weidauer nach schöner Vorarbeit von Tuana Mahmoud zum 1:1 getroffen und für neue Hoffnung in diesem Duell gesorgt. Doch von einer Wende konnte danach keine Rede sein. Nach nur wenigen Minuten hatte Emilia Asgeirsdottir nämlich für die nächste Führung der Leipzigerinnen gesorgt. Weil Lara Schmidt sich zuvor viel zu leicht von Vanessa Fudalla, der überragenden Frau auf dem Platz, hatte ausspielen lassen und Hausicke dann einfach zu spät gegen die Torschützin kam. „Wir haben in den entscheidenden Phasen entscheidende Fehler gemacht“, beschrieb Thomas Horsch das grundlegende Problem seiner Mannschaft.
Wenig später reihte sich ausgerechnet Hausicke mit einer Roten Karte ins unheilvolle Werder-Programm ein: Nur leicht touchierte die Spielführerin Leipzigs Asgeirsdottir, die daraufhin kurz vor dem Strafraum zu Fall kam. „Den kann man schon geben“, meinte Hausicke zum Platzverweis. Sie habe die Gegnerin zwar nicht foulen wollen, doch es habe nun mal einen Kontakt gegeben, und sie sei ja auch die letzte Spielerin vor dem Werder-Tor gewesen. Als „unglücklich“ bezeichnete Lina Hausicke den ganzen Vorgang natürlich trotzdem. Das ließ sich gut auf ihre Rückkehr beziehen, galt aber eigentlich für die gesamten Minuten nach dem Wechsel. Gleich nach der Hinausstellung knallte Jenny Hipp den Freistoß an die Latte (61.), und nur wenig später nahm Fudalla erneut Maß und traf aus 20 Metern – zu spät attackiert durch Rieke Dieckmann – zum vorentscheidenden 3:1 der Gäste.
Leipzig trifft auch in der Nachspielzeit
„Wir waren in den entscheidenden Momenten nicht zu hundert Prozent da“, fasste Lina Hausicke später zusammen. Ihr Team hatte sich auch nach dem dritten Gegentreffer gewehrt, konnte in Unterzahl aber nicht deutlich mehr Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen als zuvor. So gab es lediglich noch diesen einen Bremer Moment der Unaufmerksamkeit in der Nachspielzeit: Marleen Schimmer entwischte der Abwehr bei einem Konter und traf zum Endstand.
Den Grundstein zum Erfolg hatten die Leipzigerinnen bereits im ersten Durchgang gelegt. Sie waren vor der Pause zwar auch nicht drückend überlegen angetreten, besaßen aber deutlich mehr Präsenz in der Offensive – auch dank der Ex-Werderanerin Giovanna Hoffmann. Während die Bremerhavenerin in den Startminuten aber noch zweimal in aussichtsreichen Positionen vergeben hatte, zielte Vanessa Fudalla viel besser: Aus 23 Metern traf Leipzigs Nummer zehn mit einem fulminanten Schuss in den rechten oberen Winkel zum 1:0.
Dabei hatte Saskia Matheis mit einem völlig missratenen Befreiungsschlag allerdings die Vorarbeit zu diesem Treffer geleistet. Die Patzer der Bremerinnen waren also nicht auf die zweite Hälfte beschränkt gewesen. Sie nahmen nach der Pause lediglich noch etwas zu.