Bremen. Fußballerisch sehr talentiert, aber nicht ganz pflegeleicht: Das ist Marko Arnautovic. Im Sommer 2010 hat Werder das "Experiment Arnautovic" gewagt, seit Semptember 2013 ist es beendet. Die Fotostrecke zeigt Arnautovics Höhen und Tiefen an der Weser.
Ex-Werder-Stürmer Marko Arnautovics Höhen und Tiefen
Bremen. Fußballerisch sehr talentiert, aber nicht ganz pflegeleicht: Das ist Marko Arnautovic. Im Sommer 2010 hat Werder das "Experiment Arnautovic" gewagt, seit Semptember 2013 ist es beendet. Die Fotostrecke zeigt Arnautovics Höhen und Tiefen an der Weser.
Juni 2010: Werder präsentiert Neuzugang Marko Arnautovic. Der Österreicher kommt von Inter Mailand und unterschreibt einen Vier-Jahres-Vertrag. Arnautovic gilt als fußballerisch hochtalentiert, aber auch als schwierig und exzentrisch. Star-Trainer Jose Mourinho, der Arnautovic zuvor in Mailand erlebte, urteilte: "Marko ist ein fantastischer Junge. Aber er hat die Denkweise eines Kindes." Trainer Thomas Schaaf freute sich dennoch auf seinen neuen Spieler: "Er ist ein Spieler, der das Besondere und trotzdem auch den Gedanken des Teams in sich hat."

Juli 2010: Im Traininslager in Donaueschingen stellt sich Arnautovic den Pressevertretern vor. "Ich habe genug Nachtleben gesehen, schon viel zu viel. Das brauche ich nicht mehr", gibt Arnautovic ganz den Musterprofi. Trainer Schaaf wehrt sich gegen den Ruf, Arnautovic sei ein schwieriger Charakter: "Marko muss man kennenlernen, und die Bremer werden ihn kennenlernen. Wir werden das hinkriegen, dass alle Bremer ihn lieben." Seine neuen Teamkollegen reagieren zwar freundlich, aber auch ein wenig distanziert. "Er hat einen speziellen Charakter", sagt Claudio Pizarro.

Schon optisch bietet der Österreicher viel Angriffsfläche. Er ist an Armen und Beinen tätowiert und hat eine Vorliebe für auffällige Frisuren. In Bremen warb schnell ein Friseurladen in Bahnhofsnähe mit Arnautovics' Konterfei.

August 2010: Arnautovic trifft gleich im zweiten Ligaspiel gegen den 1. FC Köln doppelt und löst damit große Euphorie aus. Viele sehen in ihm bereits den neuen Star der Bundesliga. Ein Eindruck, der sich schnell relativieren sollte: Seinen dritten und letzten Saisontreffer schießt Arnautovic erst knapp neun Monate später am 34. Spieltag.

Oktober 2010: In der zweiten DFB-Pokal-Runde scheidet Werder mit 1:2 gegen Bayern München aus. Arnautovic spielt dabei eine tragische Rolle, weil er beste Chancen nicht nutzt. In Werders Saisonverlauf ist die Niederlage ein Knackpunkt, anschließend geht es bergab für Bremen.

November 2010: Nach einer Auswechslung liefert sich Arnautovic einen Disput mit Klaus Allofs, dabei soll er den Werder-Boss beleidigt haben. Eine Geldstrafe folgte auf dem Fuße. Zudem macht ein Arnautovic-Zitat vom Trainingsgelände ("Was für ein Saftladen hier!") in den Medien Karriere - am Ende entpuppt sich der Spruch aber nur als harmlos und aus dem Zusammenhang gerissen.

Dezember 2010: Arnautovic trifft in der Champions League gegen seinen Ex-Klub Inter Mailand. Werder siegt im Weserstadion mit 3:0, scheidet aber dennoch aus.

Januar 2011: Angeblich soll der VfL Wolfsburg Interesse haben, Arnautovic bekennt sich aber zu Werder. Zuvor hatte die Vereinsführung ihm im Trainingslager noch ein Interview-Verbot verpasst: Der Spieler solle sich ausschließlich auf seine Leistung konzentrieren.

März 2011: Nachdem er sich eine Rangelei mit Teamkollege Stefan Maierhofer geliefert hat und sich für ein Spiel krank gemeldet haben soll, nachdem er nicht für die Startelf vorgesehen war, steht Arnautovic im Nationalteam vor dem Aus. Auch über Probleme mit den Mitspielern berichten österreichische Medien. Tatsächlich wird er für das nächste Länderspiel nicht nominiert.

Mai 2011: Auch in Bremen macht er abseits des Platzes Schlagzeilen. Schaaf streicht Arnautovic aus "diziplinarischen Gründen" aus dem Kader. Der Österreicher war zuvor nachts in einer Discothek gesehen worden - und sollte dort angeblich in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein. Arnautovic zeigt sich nach einer Aussprache geläutert. Gegen Kaiserslautern schießt Arnautovic sein drittes und letztes Saisontor in seiner sehr durchwachsenen Debüt-Saison.

Juni 2011: In der Saisonvorbereitung nimmt Schaaf den Österreicher in die Pflicht: "Er hat seine Zeit gehabt, sich zurechtzufinden. Jetzt wollen wir seine Qualität auch sehen und erleben - nicht nur punktuell".

Juli 2011: Im Interview mit dem österreichischen "Seitenblicke"-Magazin plaudert Arnautovic offen über seine Liebe zu Silikonbrüsten und tätowierten Frauen. Anschließend bestreitet er seine Aussagen - bis das Magazin eine Audio-Datei mit Arnautovics Interview vorlegt und den Stürmer überführt. In Bremen wird sein Dienstwagen in diesem Monat gleich zwei Mal mit 94 und 101 km/h in der Innenstadt geblitzt.

August 2011: Weil in der Liga seine Form stimmt, wird Arnautovic doch wieder ins Nationalteam berufen. Rund um das Länderspiel gegen Deutschland erteilt der ÖFB dem Stürmer aber ein Interview-Verbot. In Bremen machen derweil Gerüchte um einen Wechsel zum PSV Eindhoven die Runde, Werder-Boss Klaus Allofs dementiert aber ein Angebot aus Holland, Arnautovic bleibt in Bremen.

Oktober 2011: Sportlich läuft es für Arnautovic im zweiten Werder-Jahr zunächst gut, bis er gegen Hannover nach einem Frustfoul mit Rot vom Platz fliegt. Nach abgesessener Sperre tut sich der Stürmer schwer, an seine gute Form anzuknüpfen. In der Rückrunde geht er dann mit einer insgesamt desolaten Werder-Elf unter.

November 2011: Der neue österreichische Nationalcoach Marcel Koller sucht das Gespräch mit Arnautovic - der Werder-Stürmer soll ein Eckpfeiler in der ÖFB-Auswahl werden. Stattdessen fällt Arnautovic erneut unangenehm auf, als er einen ukrainischen Gegenspieler ohrfeigt.

März 2012: Mit einer Knieverletzung fällt Arnautovic mehrere Wochen aus - und fehlt Werder damit in der Rückrunde. Besonderes Pech: Die Verletzung erlitt er beim Spielen mit seinem Hund "Santos" im heimischen Garten.

April 2012: Arnautovic ist ein Mann klarer Worte, oft rutschen ihm die Bemerkung auch etwas unreflektiert heraus. Gefragt zum Wechsel von Tim Wiese zu Hoffenheim sagte er auf seine ihm ganz spezielle Art: „Wenn das passieren sollte, weiß ich nicht mehr, was in seinem Kopf vorgeht.“ Der Keeper nimmt den Ausspruch aber mit Humor.

Mai 2012: Mit sechs Toren in 19 Spielen endet auch Arnautovics zweite Saison an der Weser eher enttäuschend. Vom Durchbruch ist er wegen mangelnder Konstanz weit entfernt.

Juni 2012: Bei einer Verkehrskontrolle in seiner Heimat soll Arnautovic einen Polizisten angepöbelt haben. Anschließend entschuldigte sich der Werder-Profi bei dem Beamten: Er sei in einer "emotionalen Stresssituation gewesen".

Juli 2012: Marko Arnautovic wird Vater - die Geburt seiner Tochter Emilia verpasst er aber um einige Stunden, weil er aus dem Trainingslager erst nach Bremen anreisen musste. Wenige Tage zuvor hatte Arnautovic seine Freundin Sarah geheiratet.

August 2012: Werder steckt im Umbruch - und Arnautovic kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Von Schaafs taktischer Umstellung auf ein System mit Außenstürmern profiert Arnautovic. Auf dem rechten Flügel ("Das ist meine Position") kommt er gut in Form. Mit seinem Kumpel Eljero Elia, den er nach aus gemeinsamen Jahren in Enschede kennt, soll er die neue Flügelzange bilden.

September 2012: Im Länderspiel gegen Deutschland vergibt Arnautovic eine Riesenchance vor dem leeren Tor. Noch Tage später ist er untröstlich: "Ich will Entschuldigung sagen ans ganze Land. Das war mein Fehler bei dieser Chance am Schluss."

Dezember 2012: Beim Bremer 4:1-Sieg in Hoffenheim schießt Arnautovic gleich drei Tore. Es ist ohne Zweifel sein bestes Spiel im Werder-Trikot.

Januar 2013: Nach der Hinrunde lobt Trainer Schaaf Arnautovic für das "beste Halbjahr, dass ich je von ihm gesehen habe." Fünf Tore und fünf Vorlagen stehen für den Angreifer im Winter zu Buche.

Februar 2013: Im Februar 2013 liegt Werder ein lukratives Angebot von Dynamo Kiew für den Österreicher vor. Werder will den Spieler aber nicht abgeben und auch Arnautovic leht die Offerte letztlich ab.

März 2013: In der Rückrunde kommt Arnautovic nicht in Schwung. Nach einer Gelb- und einer Gelb-Rot-Sperre findet sich der Angreifer auf der Ersatzbank wieder und rutscht mit Werder in den Abstiegskampf ab.

April 2013: Zwei Tage vor dem Auswärtsspiel in Leverkusen wird Arnautovic zusammen mit Eljero Elia nachts um drei Uhr bei einem "Autorennen" auf der Autobahn gestoppt. Werder reagierte und suspendiert beide Spieler - erst für das Leverkusen-Spiel, anschließend auch für die drei restlichen Spiele der Saison.

Juli 2013: Zum Trainingsstart der Bremer kehrt Arnautovic in den Kreis der Mannschaft zurück. Der neue Trainer Robin Dutt hatte den Österreicher "begnadigt" und einen Neuanfang geplant.

August 2013: Immer wieder gibt es Wechselgerüchte rund um den Stürmer. Ein Angebot von West Ham United soll Arnautovic, der sich in der Vorbereitung in Bremen selber einen Maulkorb verpasst hat, abgelehnt haben.

September 2013: Beim 1:4 gegen Mönchengladbach absolviert Arnautovic seinen letzten Einsatz für Werder. Am 2. September, dem letzten Tag der Wechselphase, unterschreibt der Österreicher einen Vertrag beim englischen Erstligisten Stoke City.