Auch in Arztpraxen in Bremen und Niedersachsen wird ab Montag, 18. September, der an aktuelle Omikron-Varianten angepasste Corona-Impfstoff des Herstellers Biontech/Pfizer zur Verfügung stehen. Die Mediziner befürchten allerdings Probleme, die bestellten Impfdosen auch vollständig verabreichen zu können.
Welche Probleme gibt es mit dem neuen Impfstoff?
„Die schlechte Nachricht ist, dass der Biontech-Impfstoff weiterhin in Fläschchen ausgeliefert wird, die sechs Dosen enthalten“, sagt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB), Christoph Fox. „Das ist ein großes Ärgernis. Angebrochene Flaschen müssen wegen der geringen Haltbarkeit schnell verbraucht werden. Gelingt dies nicht, muss der Rest entsorgt werden.“
Der Deutsche Hausärzteverband warnte im „Spiegel“ vor einem „organisatorischen Overkill“, wenn jedes Mal bei einer Impfung schnell fünf weitere Impflinge organisiert werden müssten. „Wir verstehen den Wunsch der Ärztinnen und Ärzte“, teilte Biontech mit. Es liefen Vorbereitungen für die Einführung von Einzeldosen. Ein Datum stehe noch nicht fest. Andere angepasste Impfstoffe sind derzeit nicht zugelassen: Erwartet werden Vakzine der Hersteller Moderna und Novavax.
Wie werden die Impfungen in Bremen organisiert?
Städtische Angebote gibt es nicht mehr. Der größte Teil der Impfungen wird daher bei Haus- oder Fachärzten stattfinden. „Angesichts des Problems mit den Sechsfach-Fläschchen und einer geringeren Nachfrage als in der Pandemie werden Praxen etwa Impfsprechstunden mit Sammelterminen einrichten. An die Patienten gilt der Appell, vereinbarte Termine wahrzunehmen oder frühzeitig abzusagen“, sagt KVHB-Sprecher Fox. „Wir wissen aber auch, dass nicht alle Praxen impfen werden.“ Eine Verpflichtung gebe es nicht.
Was raten Ärzte?
Der Vorsitzende des Bremer Hausärzteverbands empfiehlt Patienten, vorab nachzufragen. „Etwa drei Viertel unserer Mitglieder wollen die Impfung anbieten – in unterschiedlichen Modellen“, sagt Holger Schelp. „Einige werden sich wohl mit anderen Praxen zu Kooperationen zusammenschließen. In unserer Praxis haben wir bisher etwa 15 Anmeldungen. Wir rechnen eher mit einem ruhigen Start, was sich zum Winter hin ändern könnte.“ Das neue Vakzin gelte nicht nur für Auffrischimpfungen, sondern auch für die Grundimmunisierung. Auch in Apotheken kann geimpft werden, allerdings nur für die Grundimmunisierung, wie die Bremer Apothekerkammer kürzlich mitteilte. Auch in Apotheken kann geimpft werden, allerdings nur für die Grundimmunisierung, wie die Bremer Apothekerkammer kürzlich mitteilte.
In Bremen wird das Abwasser auf die Corona-Viruslast untersucht – wie ist demnach die aktuelle Infektionslage?
„Ende Juni und Anfang Juli hatten wir die niedrigsten Monatswerte in Bremen. Seitdem sehen wir einen leicht ansteigenden Trend, der auch jahreszeitlich bedingt zu erwarten war“, teilt Hansewasser-Sprecher Oliver Ladeur mit. Seit Februar 2022 werden in der Kläranlage Seehausen regelmäßig Proben abgezapft, Bremen war einer der ersten Standorte für ein Pilotprojekt. Aktuell sind es knapp 50 Kläranlagen bundesweit. „Das Abwassermonitoring funktioniert, das Infektionsgeschehen kann nachverfolgt werden. Die aus dem Abwasser erhobenen Daten liefern Rückschlüsse zum Trend der Infektionsdynamik“, betont Ladeur. Die Vorteile der Abwasseranalysen: Corona-Tests spielen aktuell kaum noch eine Rolle, und auch während der Pandemie hat sich nicht jeder testen lassen. Aber: Jeder muss zur Toilette. Bruchstücke des Virus gelangen über Stuhl, Urin und Speichel ins Abwasser – auch schon vor Erkrankungsbeginn, sodass ein Anstieg oder Abebben des Infektionsgeschehens früher erkannt werden kann.
Wie werden die Abwasser-Ergebnisse genutzt?
Sie fließen in das Pandemieradar des Bundesgesundheitsministeriums (corona-pandemieradar.de/abwasser) ein. „Der Anteil der Standorte mit steigender Viruslast im Abwasser liegt bei 44 Prozent und ist damit neun Prozent niedriger als in der Vorwoche (49 Prozent)“, ist auf der Internetseite (Stand 10. September) zu lesen. Die Auswahl an Standorten sei bisher nicht repräsentativ. Die Daten seien noch mit Vorsicht zu interpretieren, da die Werte durch Faktoren wie etwa Starkregenereignisse beeinflusst werden könnten. Das soll sich mit einem neuen Bundesprojekt an 175 Standorten ändern. Bremen ist mit der Kläranlage Seehausen und der Zentralkläranlage Bremerhaven dabei, im Verbund mit den zwei Hamburger Anlagen, teilt Ladeur mit. Das Projekt wird auch inhaltlich ausgeweitet: Neben Coronaviren soll das Abwasser unter anderem auch auf Polio-, Influenza- und RS-Viren untersucht werden. Auch dieses Projekt wird vom Robert Koch-Institut (RKI) und dem Umweltbundesamt durchgeführt.